zentralplus präsentiert: Touri-Attraktion reloaded

Der Luzerner Löwe ist – mit Verlaub – sowas von out

Der Luzerner Löwe: Beim Gletschergarten weltberühmt, auf dem Fussboden auf dem Bahnhofsplatz meist übersehen.

(Bild: jav)

Es ist das vermutlich meistbesuchte Monument der Schweiz: das Löwendenkmal in Luzern. Und während kaum ein Tourist und nur wenige Luzerner wissen, wofür der Löwe steht, halten die, die es wissen, ihn für nicht besonders passend. Deshalb hier vier Alternativen für eine neue Touristen-Attraktion der Stadt Luzern.

Überbewertet sei der Löwe, veraltet, ja, gar reaktionär wird er von Einheimischen genannt. Das historische Denkmal wird von den Touristen tausendfach abgelichtet und besucht, von den Luzernern meist ignoriert. In Stein gemeisselt, wurde es von einem Künstler als Erinnerung erschaffen und ist heute wieder in aller Munde (siehe Box unten).

Gibt’s nichts Besseres?

Die Kunstfertigkeit des steinernen Löwen ist nicht zu bestreiten. Ihn jedoch als alleiniges Luzerner Aushängeschild zu betrachten, doch etwas übertrieben. Wir finden, es ist Zeit für ein Denkmal, das heutige Themen symbolisch aufnimmt und mit der Geschichte von Luzern verbunden ist.

Hier unsere Vorschläge, die die Touristenbüros ihren Kunden künftig für einen Besuch in Luzern ans Herz legen sollten.

Wofür steht der?

Der Entwurf des Löwendenkmals stammt vom damals weltberühmten dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen. Es wurde vom Luzerner Patrizier Carl Pfyffer von Altishofen zu Ehren seiner Offizierskameraden der Schweizergarde errichtet. Diese waren am 10. August 1792 – in der Französischen Revolution – bei der Verteidigung des königlichen Tuilerienpalastes in Paris gefallen.

1. Leicht bekleidete Schwinger

Swissness, Kraft, Männlichkeit, Sport und Kunst. Alles in einem gibt’s gleich neben dem schicken KKL auf dem Inseli zu sehen. Zudem kann man den Touristen, die sonst nur für Uhren und Fotos anreisen, damit vermitteln: In Luzern weiss man, was sparen heisst. Um das zu versinnbildlichen, schwingen die beiden Mannen in der Skulptur «Schwingergruppe» von Hugo Siegwart «füdliblutt».

Für fitte Touristen kann man die «Luzern-spart-Nackedei-Tour» auf einen ganzen Haufen weiterer Skulpturen ausbauen (zentralplus berichtete).

Zudem wird das Inseli ja bald auch von der Blechlawine – alias Carparkplatz – befreit und präsentiert Luzern damit etwas grüner und klimaverträglicher.

«Schwingergruppe» von Hugo Siegwart. (Bild: jav)

«Schwingergruppe» von Hugo Siegwart. (Bild: jav)

2. Die Schweizerhof-Fassade

Nicht weit entfernt von der Kapellbrücke müssen die Touristen für dieses moderne, aber symbolträchtige Gebäude abends antraben. Denn wenn es dunkelt, dann zeigt sich die Leuchtenstadt von ihrer wilden Seite. Farbenfroh leuchtend präsentiert sich das Hotel Schweizerhof, wenn rundherum die Lichter ausgehen. Und an Geschichte dazu fehlt es ebenfalls nicht. Die beleuchteten Fenster als Symbol, dass ein paar läppische Lämpchen auch im 21. Jahrhundert eine idyllische Kleinstadt entzweien und zu regelrechten Grabenkämpfen führen können (zentralplus berichtete).

Das Hotel Schweizerhof Luzern bei Nacht.

Das Hotel Schweizerhof Luzern bei Nacht.

(Bild: zvg.)

3. Die Seerose

Inspiriert vom Luzerner Theaterautor Christoph Fellmann plädieren wir dafür, dass die Stadt Luzern die anderen Kantone von der verbleichten Gästival-Plattform erlöst und der «Odyseerose» ein Ende macht. Wir hätten einen Platz in Luzern für die verlorene Seerose: Titanicmässig schräg versenkt in Ufernähe, so dass sie noch ein wenig aus dem Wasser ragt. Als Symbol für einen selbstkritischen Blick auf die «Gastfreundschaft Zentralschweiz».

Ein Rückbau wäre teuer, verbrennen relativ schwierig. Wir hätten da eine andere Idee.

Ein Rückbau wäre teuer, verbrennen relativ schwierig. Wir hätten da eine andere Idee.

(Bild: Fotomontage von Severin Ettlin)

4. Die verbrannten Zeugen

Zwei Zeichen der Vergänglichkeit und Symbole für die Kraft des Feuers finden sich in Gehdistanz zum hochfrequentierten Schwanenplatz: der Torbogen des verbrannten Bahnhofs und die verkohlten Giebelbilder der Kapellbrücke.

Die historische Holzbrücke müsste dann aber wahrscheinlich vollends an die Touristen abgetreten werden.

18. August 1993 – Die Kapellbrücke brennt.

18. August 1993 – Die Kapellbrücke brennt.

(Bild: AURA)

Oder auch nicht

Wem diese Vorschläge zu abstrus scheinen, die Neuorientierung schwer fällt, oder wer einfach bloss an Tradition und Altbewährtem hängt: Man kann auch eine Umdeutung wagen. Vielleicht sei das Löwendenkmal das beste Migrationsdenkmal, das die Schweiz habe, sagt der Historiker Jürg Stadelmann, Initiator des Projekts «Warum der Löwe? Denk mal – wir erzählen». Stammt doch der Löwe aus einer Zeit, in welcher die Schweiz ein Auswanderungsland war und auch viele Luzerner ihr Glück jenseits der Grenze suchten.

«L21»
Das Mehrjahresprojekt «Löwendenkmal 21» der Kunsthalle Luzern widmet sich im Hinblick auf dessen 200-Jahr-Jubiläum 2021 dem meistbesuchten Monument der Schweiz. «L21» startet nun mit einer ersten Ausstellung und lädt zusammen mit einem Dutzend beteiligten internationalen, Schweizer und Luzerner Kunstschaffenden sowie schillernden Gesprächsgästen zur «Löwen Safari».

Die Ausstellung ist noch bis am Sonntag, 1. Juli 2018, in der Kunsthalle Luzern zu sehen.

Das Luzerner Löwendenkmal ist nicht im Luzerner Denkmalschutz-Verzeichnis aufgeführt. Es steht seit 2006 unter Schweizer Denkmalschutz.

Das Luzerner Löwendenkmal ist nicht im Luzerner Denkmalschutz-Verzeichnis aufgeführt. Es steht seit 2006 unter Schweizer Denkmalschutz.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

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