Noch befinden sich viele Hotels in Familienhand

«Mit den Asiaten wird sich die Hotellandschaft in Zug verändern»

Das Parkhotel Zug an der Industriestrasse.

(Bild: wia)

Neulich hat Accor sämtliche Hotels von Mövenpick aufgekauft. Auch in Zug hat Accor ein Hotel – das «Ibis» in Baar. Ansonsten sind die meisten Hotels in Zug Familienbetriebe. Doch das könnte sich bald ändern. So mancher Zuger Hotelier befürchtet einen weiteren Preiskampf.

«Es ist sehr gut, wenn Hotels wie im Kanton Zug persönlich geführt werden», ist Matthias Hegglin überzeugt. Ihm und seiner Frau Eveline gehört das City-Hotel Ochsen in Zug seit Jahren, das von den Herren Kolin schon anno 1543/44 gebaut wurde. 48 Zimmer hat das Zuger Vier-Sterne-Hotel. Dies ist auch der Grund in den Augen Hegglins, warum noch keine internationale Kette Interesse an seiner Herberge gezeigt habe.

Noch gehören die meisten Zuger Hotels den «Kleinen»

«Internationale Ketten suchen Hotels mit 80 bis 120 Zimmern, um eine wirtschaftlich ausreichende Auslastung zu erzielen», so Hegglin. Experten sprechen heute davon, dass Hotels in Städten eine Gästeauslastung von 65 bis 80 Prozent anstrebten, damit sich die Unterkünfte rentierten.

Welche Auslastung Hegglin im City-Ochsen in Zug hat – da lässt sich der Hotelier nicht in die Karten blicken. Er versichert aber, dass die Auslastung «sehr gut» sei. Vor allem durch Geschäftsleute. Die würden 95 Prozent seiner Klientel ausmachen. Wobei auch bei diesen Gästen das persönliche Engagement des Hoteliers sehr geschätzt werde. «Wenn der Gast nur eine Nummer ist, fühlt er sich nicht so wohl», sagt der Zuger. «Der Gast braucht eine Bezugsperson.»

«Dafür sind die Bodenpreise viel zu teuer.»

Joseph Ruckli, Hotel Löwen am See

In Zug herrscht in den meisten Hotels eine familiäre Atmosphäre – in Anbetracht der kleinen Eigentümerstruktur. Denn ausser dem Hotel Ibis in Baar, das zur weltweiten französischen Accor-Kette gehört, sind eigentlich nur das Parkhotel und City Garden in Zug grössere Hotels – die einer auch grösseren Eigentümergruppe gehören. Wobei diese beiden Hotels ja immerhin im Besitz der einheimischen Metall Zug sind. Nur das SwissEver-Hotel in Cham ist in den Händen der westschweizerischen Swisscanonica-Gruppe. Die meisten übrigen Hotels sind sonst in heimischer Hand.

Auch das Hotel Löwen am See am Landsgemeinde-Platz in Zug wird schon seit Jahrzehnten von Einheimischen geführt. «Wir machen das seit 42 Jahren, wobei uns das Hotel seit 20 Jahren gehört», sagt Senior-Chef Joseph Ruckli. Sein Hotel hat 47 Zimmer. Für ihn ist es klar, warum es in der Stadt Zug nicht mehr grössere Hotels gibt. «Dafür sind die Bodenpreise viel zu teuer.»

Familiengeführte Hotels in Zug sind ein Sonderfall

Die gewachsenen kleineren Hotel-Strukturen, geführt von Familien, seien schon ein Sonderfall – weil es zeige, dass immer wieder Hotelier-Nachwuchs im eigenen Haus zu verzeichnen sei. «Es ist ja schön, wenn man trotz der vielen Arbeit als eigener Hotelier schalten und walten kann», sagt Ruckli.

Das Hotel Löwen am See am Landsgemeindeplatz: Auch dieses Zuger Hotel ist in Familienhand.

Das Hotel Löwen am See am Landsgemeindeplatz: Auch dieses Zuger Hotel ist in Familienhand.

(Bild: zvg)

Wobei er nicht verschweigt, dass im Vier-Sterne-Hotel «Löwen» die Auslastung bei 65 Prozent liege. Hauptklientel auch hier: Geschäftsleute. «Man kann davon leben – selbst wenn die Zimmerbelegung von Donnerstag bis Sonntag natürlich deutlich geringer ist als am Anfang der Woche. Gleiches gilt für die Wintermonate», so Ruckli.

Das Hotel-Geschäft liesse sich noch durch Gruppenreisen zwar durchaus steigern – aber mit 47 Zimmern gebe es dafür im «Löwen» zu wenig Potential. «Wir haben dafür in den Sommermonaten an den Wochenenden beispielsweise Velotouristen als Gäste.»

Zuger Hotel-Experte: Viele Zuger Gäste übernachten auch auswärts

Dass in Zug noch so viele Hotels in Familienhand sind, hat laut Hotel- und Gastroexperte Michael Hostmann auch damit zu tun, dass in all den Jahren nicht viele neue Hotels gebaut wurden. «Diese Familienbetriebe sind für die Zuger Hotellandschaft schon gut, aber man darf auch nicht vergessen, dass deren Gäste vor allem Stammkunden vieler Firmen sind.» Gleichzeitig müsse man beachten: Viele Zuger Gäste würden eben in Luzern und Zürich untergebracht.

Diese alteingesessene Hotellandschaft in Zug werde sich aber in der Einschätzung von Hostmann in den nächsten Jahren verändern. Sprich: Es würden mehr neue Hotels gebaut werden. «Denn die Asiaten kommen – und schlafen inzwischen auch schon in Zug.»

In Luzern gehören sie schon zum Strassenbild – in Zug werden es immer mehr.

In Luzern gehören sie schon zum Strassenbild – in Zug werden es immer mehr.

(Bild: zvg)

In der Tat. Die Asiaten sind längst in Zug angekommen. Entweder in Cars als Gruppenreisende. Oder neuerdings sogar auch als Einzelgäste. Im «Swisshotel» in der Zuger Chollermüli etwa logieren hin und wieder Chinesen-Gruppen, wie Hoteldirektor Philip C. Brunner mitteilt. Ebenso im Hotel Zugertor. «Wir haben vermehrt Chinesen als Individualgäste. Unser Hotel ist nicht auf Gruppengäste ausgerichtet», sagt Heinz von Rickenbach.

«Eine zusätzliche Kapazität würde nur die Zimmerpreise unter Druck setzen.»

Heinz von Rickenbach, Hotel Zugertor

Ihm gehört das Drei-Sterne-Hotel mitten in Zug. Ein weiterer Familienbetrieb. Er findet es gut, dass innerhalb der Familie Unternehmen weitergeführt und ausgebaut wurden. «Über das ganze Jahr haben wir eine Auslastung von über 70 Prozent.» Aufgrund der Auslastung aller Hotelbetriebe ist von Rickenbach der Meinung, «dass wir genügend Hotels in Zug haben. Eine zusätzliche Kapazität würde nur die Zimmerpreise unter Druck setzen.»

Wobei die Hotels in Zug aufgrund ihrer vielen internationalen Geschäftskunden sämtliche weltwirtschaftlichen Krisen sofort zu spüren bekommen, wie Joseph Ruckli vom «Hotel Löwen am See» versichert. «Hotels sind fast wie ein Börsenbarometer, und die Finanzkrise 2008 und Nine-Eleven haben sich sofort auf unsere Umsätze bemerkbar gemacht.»

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