Zuger Folk-Liedermacher tauft sein neues Album

Jimmie Something geht «ein bisschen viral»

Jimmie Something alias Jean-Luc Wilhelm stört sich an der Haltung der Zuger gegenüber Glencore.

(Bild: wom )

Zwischen Glencore und Geissbode sucht der Liedermacher Jimmie Something sein eigenes Zug. Und mit seinem neuen Album «Meanderlands» tauft er in zwei Wochen in der Galvanik die aktuelle Momentaufnahme seiner Musik.

In der winterlichen Abenddämmerung stapft Jimmie Something weg von der einstigen Kleinstadt Zug, hoch aufs Ried. Die Kamera als Begleiterin. Bis die Nacht «dunkel isch wie innere Chue». Dabei besingt er, was ihm an Zug nahe geblieben ist.

Mitgedacht ist aber auch Zugs Kehrseite: Etwa der Bitcoin-City mit dem Eidgenössischen Schwingfest 2019 einen ländlich-volksverbundenen Anstrich zu geben und gleichzeitig ethisch rücksichtslosen Konzernen den roten Teppich auszurollen – das geht für ihn nicht zusammen. Sein neues Musikvideo zu «Es Zuger Obiglied» hat auf Jimmie Somethings Facebookseite bereits die 3’000er-Marke geknackt. «Irgendwie ging es auf einmal ein bisschen viral unter den Zugern», staunt er selbst.

Das Spiel am Song-Skelett

Das Video war als «Sneak Peek» auf sein neues Album «Meanderlands» gedacht. Dichte Liedermacherstimmung mit Einflüssen aus der keltischen Folkmusik erwarten einen. Die drei Musiker um Jimmie Something alias Jean-Luc Wilhelm haben dessen Geschichten und Gedanken mit Cello, Gitarre, Klavier und Akkordeon einfühlsam in melancholisch-schönen Akustik-Folk gekleidet.

«Ich hatte schon immer dieses Faible für Schottland.»

Jimmie Something, Zuger Singer/Songwriter

«Das Spannende als Singer/Songwriter ist, dass man eigentlich Song-Skelette schafft: nur deine Stimme und Gitarre. Wenn das in sich funktioniert, kann man damit spielen; hinzufügen und ausschmücken, wie es einem gefällt», sagt Wilhelm.

Das Fleisch auf die Knochen bekamen Jimmie Somethings Songs in Zusammenarbeit mit dem Aufnahmeleiter und Produzenten Deezl Imhof in den Luzerner Foolpark Studios. «Er sagt mir, wenn etwas nicht funktioniert», sagt Wilhelm über Deezl Imhof. Aber nicht nur dessen Ehrlichkeit, auch das Gespür für das Arrangement eines Songs sei für Jean-Luc Wilhelm wertvoll für den Aufnahmeprozess gewesen.

Für all jene, welche sich nochmals auf den winterlichen Zugerberg begeben wollen:

Der Schotte mit dem Whisky in der Hand

Ein Chorknabe ist Jimmie Something nicht. Die glockenhelle Stimme, der volle Bass, das Timbre wie Bernstein im Abendlicht – das ist nicht, was seine Musik ausmacht. Ein Schotte, der einem im Spätsommer seines Lebens mit einem Glas Whisky in der Hand Geheimnisse ins Ohr raunt – das trifft’s schon eher.

Den schottischen Akzent mit dem kräftigen R, mit dem auch sturmgeprüfte Piraten übers Deck schaukeln, hat der 47-jährige Zuger Sozialpädagoge noch von seinem Austauschjahr in Glasgow. «Dieses Jahr möchte ich nicht mehr hergeben. Ich hatte schon immer dieses Faible für Schottland.» Ein Jahr lang ins dortige Leben einzutauchen, habe ihn geprägt.

«Sind wir Zuger so gleichgültig oder blenden wir einfach aus?»

In Glasgow entdeckte er auch, wie wichtig ihm seine Musik wirklich ist. «Ein Jahr lang ohne meine Band Glenturret hat mir damals gezeigt, wie viel mir die Musik gibt. Da habe ich angefangen, Songs im Singer/Songwriter-Stil zu schreiben.» Glenturret, das ist die sechsköpfige Band, mit der Wilhelm seit 1991 rockigen Folk spielt.

Gemischte Gefühle für Zug

Im Geiste ist und bleibt für den Schotten Zug aber die Heimat, auch wenn er sich mit dem Gebaren in seiner Stadt nicht immer identifizieren kann. «Dass wir beispielsweise mit Glencore einem Konzern den Hof machen, der etwa in Peru gewaltsam Bauern von ihrem Land vertreibt, während er sich bei uns mit Spenden für das Ship of Tolerance oder den Zuger Märlisunntig eine weisse Weste kauft, ist schlicht jenseits.» Da stellt sich für ihn die Frage, ob «wir Zuger so gleichgültig sind oder ob wir einfach ausblenden». Mit Hoffnung blickt der Musiker deshalb auch auf die kommende Konzernverantwortungsinitiative.

Vorher tauft er aber nun am 12. Mai sein neustes Werk im Foyer der Galvanik in Zug und zeigt mit anderen Musikern live, was er im Studio geschaffen hat.

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