Bastille auf ihrer Tour im ausverkauften KKL

Indie-Rocker ziehen Publikum mit Gospelchor in ihren Bann

Was über allem stand, war die unverkennbare Stimme des Sängers Dan Smith.

 

(Bild: Julia Leutert)

Vor dem Kultur- und Kongresszentrum Luzern bildeten sich am sonnigen Freitagabend lange Schlangen. Kein Wunder: Bastille macht auf ihrer «Reorchestrated»-Tour in Luzern halt. Die experimentierfreudigen Briten aus dem Süden Londons performten ihre grossen Songs für diese Konzerte mit einer etwas anderen Besetzung.

Das KKL ist restlos ausverkauft an diesem Freitagabend und nach zwei Vorgruppen (Charlie Barnes und To Kill A King) betreten die Briten aus dem Süden Londons die grosse Bühne. Heute werden die vier nämlich tatkräftig unterstützt. Zwei weitere Perkussionisten, ein Streicherquartett, ein Bläsertrio und ein sechsköpfiger Gospelchor betreten die Bühne. Bereits als Auftakt bringt die Band eine A capella-Version ihres grossen Hits «Pompeii», der so natürlich ganz anders klingt. Bleiben die Songs so experimentierfreudig?

Mit weiteren Songs, die sehr oft zum Mitklatschen und Tanzen animieren, kommt die Band ihrem Sound wieder näher. Nach den ersten Songs spricht Sänger Dan Smith mit dem sitzenden Publikum «You can stay seated or stand up, you can do whatever the f**k you want». Das lassen die Fans nicht auf sich sitzen und der ganze Saal steht auf und feiert mit der Band.

Musik für einen guten Zweck

Bereits vor einem Jahr hat die Band für einen Charity-Event ihre Songs auseinandergenommen und mit Streichern, Bläsern und dem Gospelchor neu zusammengesetzt. Laut Sänger Smith war es eines der besten Konzerte, die sie je gespielt haben. So entschieden sie sich, 2018 in acht europäischen Grossstädten mit derselben Besetzung aufzutreten. Dieses Mal geht der gesamte Erlös an die Wohltätigkeitsorganisation «War Child UK». Doch wie kommen die auseinandergebauten und sozusagen neu arrangierten Songs an?

Bei den drei zusätzlichen Elementen fällt besonders der Gospelchor auf. Er weiss stets kraftvoll die Stimme des Frontsängers mit zwei-, dreistimmigen Passagen zu untermalen oder funktioniert mit Antworten auf die Fragen Smiths wie ein Echo, ein sehr gut klingendes Echo. Besonders der Chor ist es auch, der die Stücke anders macht. Beispielsweise werden Gitarrenmelodien aus den Originalstücken plötzlich von einer Sängerin gesungen.

Markant fällt das zu Beginn von «Fake It» auf, bei dessen Intro die eine Sängerin bereits mit den ersten Tönen für Beifall sorgt. Dan Smith bricht dann das Ganze ab und bittet sie, es nochmal zu singen und diesmal schafft sie es noch ein bisschen gefühlvoller, aber trotzdem mit unglaublich kräftiger Stimme. Da hat die Band also definitiv talentierte Musiker gefunden.

Streicher und Bläser gehen teilweise unter

Auch die Bläser treten dort und da in Erscheinung, gehen aber oftmals in den Refrains ein wenig unter. Bei einzelnen Passagen sind sie aber eine willkommene Abwechslung, beispielsweise bei einem Saxophonsolo, das ebenfalls grossen Beifall erntet.

Die Streicher wurden sehr gut arrangiert, da sie an den richtigen Stellen für noch mehr Soundbreite sorgen und auch zumeist bei Beginn oder Ende eines Songs sehr schöne, in den Originalen nie gehörte Passagen spielen. Zusammen mit der ganzen Band tauchen sie wie die Bläser meist ein wenig unter.

Was aber immer über allem steht, ist die Stimme von Dan Smith. Mit seiner speziellen Klangfarbe und den emotionalen Texten reisst er das Publikum richtig mit, springt auf der Bühne herum und trifft jeden Ton – auch die ganz hohen. Was für eine unverkennbare Stimme!

Experiment gelungen

Das Konzept, aus den eigenen grossen Hits etwas Neues zu erarbeiten, hat bei Bastille wunderbar funktioniert. Die Songs wirken gigantischer, breiter, ausgefüllter und trotzdem wurde auch versiert auf Details geachtet. So gesehen muss man auch das Werk des Tontechnikers loben, der den Sound Bastilles von so vielen verschiedenen Personen so gut auf die Ränge des Konzertsaals verteilt.

Ein rundum gelungener Abend, der auch keine der grossen Hits wie «Things We Lost In The Fire» oder «Good Grief» vermissen lässt. Und bald gibt es mehr von Bastille! Ein drittes Album ist unterwegs und in einigen Wochen wird die erste Single veröffentlicht.

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