Nach turbulentem Jahr soll wieder Ruhe einkehren

Heiligkreuz mit neuem Wirte-Trio – und bald ganz vielen Köchen

Werner Schütz, Daniela Imboden-Eiholzer und Armin Eiholzer (von links) wollen das Kurhaus Heiligkreuz zurück auf die Erfolgsspur bringen.

(Bild: jal)

Skifahrer, Einheimische und Kirchgänger: Wer im Heiligkreuz unterwegs war, konnte in den letzten Monaten nirgends einkehren. Nach einer unruhigen Zeit schloss das Kurhaus Ende 2017 abrupt seine Tore. Seit wenigen Wochen sind neue Wirte am Ruder – unter ihnen ein früherer Spitzenkoch. Solche ziehen in wenigen Jahren schwarenweise an den Wallfahrtsort.

Am Kurhaus Heiligkreuz schlendert man nicht einfach per Zufall vorbei. Wer dorthin will, steuert es gezielt an, schlängelt sich die Strasse von Hasle oder Schüpfheim hoch auf die 1127 Meter über Meer, vorbei an Wiesen und durch Wälder, wo die Kühe noch Hörner tragen, die Kirche fünf Mal pro Woche einen Gottesdienst abhält und die Tageskarte für den Skilift, wenn es denn genug Schnee hat, für 25 Franken zu haben ist.

Doch zuletzt war die Idylle getrübt. Denn das Kurhaus Heiligkreuz hatte in der jüngeren Vergangenheit zu kämpfen – und war zuletzt seit Dezember geschlossen. Der letzte Wirt, der am 2. Dezember startete, warf schon nach wenigen Wochen das Handtuch.

Seit Ende März allerdings sind die Türen des traditionsreichen Gasthauses wieder offen. Geführt wird das «Heiligkreuz» neu von Werner Schütz, seiner Partnerin Daniela Imboden-Eiholzer und deren Bruder Armin Eiholzer.

Vom Sternekoch über die Suurstoffi zum Kurhaus

Das Trio setzt auf ein altbewährtes Rezept: gutbürgerliche Küche zu günstigen Preisen. «Wir sind weder abgehoben noch eine Imbiss-Bude, sondern wollen dem Ort hier gerecht werden», sagt Armin Eiholzer. Der 49-Jährige hat nach seiner Ausbildung zum Koch der Gastronomie nach und nach den Rücken gekehrt – um nun als Selbstständiger wieder Fuss zu fassen.

«Viele im Entlebuch haben regelrecht darauf gewartet zu sehen, was das neue Wirte-Trio auf den Teller bringt.»

Armin Eiholzer, Betreiber Kurhaus Heiligkreuz

Und der Start ist geglückt. Hört man sich in den Entlebucher Dörfern um, wird viel Gutes über die neuen Wirte erzählt. Und das kommt auch den dreien zu Ohren. «Viele Gäste kommen und sagen, sie hätten gehört, das Essen sei wieder gut», sagt Daniela Imboden. «Und das Schöne ist: Sie sind extrem dankbar, das spüren wir.»

Obwohl der Betrieb in den letzten Jahren nicht mehr den besten Ruf genoss, brauchte es keinen Extra-Effort, um die Entlebucher wieder als Gäste zu gewinnen. «Viele im Entlebuch haben regelrecht darauf gewartet zu sehen, was das neue Wirte-Trio auf den Teller bringt und wie lange man dieses Mal auf das Essen wartet», sagt Armin Eiholzer und lacht. «Doch ich denke, wir haben uns bisher gut geschlagen.»

«Zufriedene Gäste sind mir lieber als ein Stern an der Tür.»

Werner Schütz, Geschäftführer Kurhaus Heiligkreuz

Auf den Teller kommt beispielsweise ein Schweins-Cordonbleu oder ein Rindssteak mit Pfeffersauce und Bärlauchspätzli für je 28.50 Franken oder ein garnierter Wurstsalat für 19.50. Für die Küche zuständig ist Werner Schütz. Der gebürtige Sumiswalder führte vor rund 30 Jahren lange Zeit das Restaurant zum Roten Löwen in Hildisrieden – auf Sterneküche-Niveau. Davon will er heute nichts mehr wissen. «Zufriedene Gäste sind mir lieber als ein Stern an der Tür», sagt er trocken.

Das stattliche Kurhaus Heiligkreuz mit der Kirche im Hintergrund.

Das stattliche Kurhaus Heiligkreuz mit der Kirche im Hintergrund.

(Bild: jal)

An einem abgelegenen Ort wie dem Heiligkreuz, wo das Postauto fünf bis sieben Mal pro Tag hochfährt, braucht es ein anderes Konzept als in der Stadt, sind die drei überzeugt. «Wenn man den See vor der Nase hat, muss man sich nicht solche Mühe geben, wie wir hier oben», sagt Werner Schütz. «Ein trendiges Restaurant oder eine ausgefallene Speisekarte wäre hier fehl am Platz», bekräftigt die 51-jährige Daniela Imboden, die ursprünglich aus Menznau stammt. Vielmehr sei Bodenständiges und Freundlichkeit gefragt. Für sie ist klar, dass Erfolg nicht von alleine kommt, weil die Konsumenten wählerischer geworden seien. «Heute hat jeder Gast 1’000 Beizen – ich habe nur eine. Wenn er bei mir nicht zufrieden ist, geht er woanders hin», so Schütz.

«Nach der Talfahrt in den letzten paar Jahren kann es fast nur aufwärts gehen.»

Werner Schütz, Geschäftsführer Kurhaus Heiligkreuz

Zuletzt baute er die Mensa im Suurstoffi-Campus in Rotkreuz auf, wo auch seine Partnerin Daniela Imboden arbeitete. Obwohl er bereits 61-jährig ist, wollte Werner Schütz zusammen mit den anderen beiden die Chance ergreifen, im Heiligkreuz nochmals etwas Neues aufzubauen. Sein Ziel ist es, in zwei bis drei Jahren kürzer zu treten – zumindest vorderhand. «Aufhören zu arbeiten kann ich sowieso nicht.»

21 Hotelzimmer und ein Spagat

Die neuen Pächter beschäftigen zwei Festangestellte im Service und zahlreiche auf Abruf. Denn gerade an sonnigen Sonntagen kann es auf der Terrasse mit den über 150 Plätzen hektisch werden. Und das verlangt auch dem Wirte-Trio so einiges ab. «Es gibt schon 15- oder 16-Stundentage», sagt Werner Schütz. «Aber das muss man halt in Kauf nehmen.» Und so übernachten sie auch mal in einem der Hotelzimmer im Heiligkreuz anstatt nach Feierabend noch nach Sursee zu fahren, wo sie wohnen.

Denn zum Betrieb gehören auch 21 Hotelzimmer und zwei Säle, die sowohl für Bankette als auch für Familien- und Geburtstagsfeste oder Firmen- und Vereinsjubiläen gemietet werden. Das Kurhaus muss den Spagat schaffen zwischen Geschäftsreisenden, Stammgästen und Familien und Bikern auf Tagesausflug. «Dazu kommen viele Kirchgänger, die vor oder nach dem Gottesdienst einkehren», sagt Armin Eiholzer. 

Im Restaurant wird auch mal ein Jass geklopft.

Im Restaurant wird auch mal ein Jass geklopft.

(Bild: jal)

Besonders ihretwegen musste es mit dem Start der neuen Betreiber schnell gehen. Denn nach der abrupten Schliessung Ende Jahr war es für die Pflegschaft Heiligkreuz, der Eigentümerin, zentral, dass das Kurhaus über die Ostertage geöffnet ist. Kein Wunder, pilgern am Karfreitag doch jeweils zahlreiche Menschen an den Wallfahrtsort – und wollen nach einem der drei Gottesdienste dem geselligen Teil des Feiertages frönen. «Der Karfreitag ist für Heiligkreuz sehr wichtig», sagt Eiholzer und man spürt, dass die Neuen die Befindlichkeiten vor Ort bereits gut kennen.

Und wie wollen sie verhindern, dass ihnen nicht das gleiche Schicksal droht wie den letzten Betreibern? Die Antwort kommt schnell und fällt einfach aus: «Nach der Talfahrt in den letzten paar Jahren kann es fast nur aufwärts gehen», sagt Werner Schütz. Schlechte Worte über die Vorgänger will man allerdings nicht verlieren. «Man vernimmt so manches, aber vom Hörensagen kann man die Situation nicht beurteilen», sagt Armin Eiholzer.

Direkter Kontakt statt Gerüchte – das ist die Devise. Jemand von ihnen dreien ist immer im Kurhaus anzutreffen. «Die Gäste wollen wissen, wer hier wirtet und dafür muss man vor Ort sein», sagt Armin Eiholzer – und verabschiedet sich, wie zum Beweis, um mit einer Runde jassender Gäste zu plaudern.

Bald kommen noch mehr Köche

Heiligkreuz soll in ein paar Jahren zum «Magglingen für Köche» werden (zentralplus berichtete). Im ehemaligen Ferienheim der Ingenbohler Schwestern, in unmittelbarer Nähe zum Kurhaus, ist eine Kochakademie geplant. Hinter dem Projekt steht der Schweizer Kochverband, einer von fünf Berufsverbänden der Hotel & Gastro Union.

Ausgebildete Köche sollen in der Kochakademie die Gelegenheit haben, bei Stars der Branche das Handwerk in einem mehrjährigen Studiengang zu verfeinern. Als Botschafter für das Projekt stehen namhafte Köche wie Nenad Mlinarevic (zuletzt im Focus in Vitznau), der «Hexer» Stefan Wiesner (Rössli Escholzmatt) oder TV-Koch René Schudel ein. Vorgesehen ist, das ehemalige Ferienheim umzugestalten und in einem Neubau einen Campus unterzubringen. Letzten Herbst haben die Verantwortlichen ein Siegerprojekt erkoren. Die Kosten werden auf 25 Millionen Franken geschätzt.

Voraussichtlich nächsten Herbst soll die Gemeinde Hasle über das Projekt befinden, da eine Zonenplanänderung nötig ist. Die Eröffnung, ursprünglich im Sommer 2020 geplant, ist inzwischen auf den Januar 2021 vorgesehen, sagt Laurent Luks von Blofeld, zuständig für die Kommunikation des Projekts. Weil sich das Gebiet im Biosphäre-Reservat befindet, handle es sich um eine komplexe Angelegenheit, so Luks. «Es sind jedoch keine Stolpersteine in Sicht. Wir sind auf Kurs», beschwichtigt er. In Arbeit ist zurzeit auch die Gründung einer Stiftung, die später Miteigentümerin der Betreiberfirma der Akademie sein werde. Der Campus soll bis zu 50 Studierenden Platz bieten.

 

So soll die geplante Kochakademie aussehen, die in unmittelbarer Nähe zum Kurhaus Heiligkreuz entstehen soll. (Visualisierung: zvg)

So soll die geplante Kochakademie aussehen, die in unmittelbarer Nähe zum Kurhaus Heiligkreuz entstehen soll. (Visualisierung: zvg)

Trotz der Abgeschiedenheit sei das Heiligkreuz der perfekte Standort, sagt Laurent Luks. Zum einen sei es mit dem öffentlichen Verkehr gut erschlossen. Zum anderen passe die Biosphäre mit ihren vielen innovativen Produzenten gut zur geplanten Ausrichtung der Kochakademie. «Die Philosophie basiert auf einem ganzheitlichen System, das die Nahrungsmittel vom Produzenten, dem Metzger oder Bauern über die Küche wieder in Umlauf bringt.»

Beim Kurhaus Heiligkreuz ist man über die Pläne der zukünftigen Nachbarn informiert, wenn auch nicht im Detail. «Wir begrüssen diese Pläne», sagt Geschäftsführer Werner Schütz. «Das Projekt belebt den Ort und davon können letztlich auch wir profitieren.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Gregor
    Gregor, 28.04.2018, 21:35 Uhr

    Super süffiger und gut abgefasster Artikel – alles mühelos auf den Punkt gebracht – Chapeau!!!

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