Die Stadt Zug badet im Geld

Zuger Spartheater wäre nicht nötig gewesen

Die Stadt Zug hat letztes Jahr 36 Millionen Franken Gewinn gemacht und in den vergangenen Jahren so viel Nettovermögen aufgebaut, dass nur ein Schluss möglich ist: Die Spardiskussion der vergangenen Jahre war zu grossen Teilen politisches Theater.

Nach dem Winter ist der Frühling ins Land gezogen: in Zug auch sinnbildlich. Nach ein paar mageren Jahren sprudeln die Einnahmen, steigen die Gewinne. 2015 gelang der Turnaround, 2016 konnte Finanzchef Karl Kobelt (FDP) schon einen Ertragsüberschuss von fast 20 Millionen Franken ausweisen. Heuer sind es 36 Millionen – budgetiert worden war eine schwarze Null (zentralplus berichtete).

Eine Überraschung ist dies nicht mehr, seit der Kanton Zug vor Kurzem stark gestiegene Steuereinnahmen verkündet hat. Eine Überraschung entdeckt aber, wer die Zahlen genauer anschaut.

150 Millionen Franken Nettovermögen

Jede Stadtzugerin und jeder Stadtzuger besitzt über die Gemeinde nämlich 6′105 Franken, 2013 waren es erst 1′026 Franken gewesen. Oder verständlicher: Die Stadt Zug hat in den vergangenen Jahren ein ansehnliches Nettovermögen aufgetürmt, das mittlerweile 150 Millionen Franken beträgt. Allein letztes Jahr kamen 37 Millionen Franken frisch hinzu.

Man erinnert sich ausserdem daran: Das Extratöpfchen der Steuerausgleichsreserve enthält 118 Millionen Franken und ist fast am Überlaufen. Die Zuger Gemeinderäte wollen nur schon deshalb die Steuern senken, damit dieser Notgroschen nicht zum ordentlichen Vermögen geschlagen wird (zentralplus berichtete).

Deshalb drängt sich ein böser Verdacht auf: All die Diskussionen der letzten Jahre um «Sparen und Verzichten», wie die Stadt Zug ihre Sanierungsprogramme nennt, wären nicht nötig gewesen. Es ist genügend Geld da. 

Es ist eine Schande

Was wurde von Politikern nicht gejammert, dass man kein Geld mehr habe, um die Buspässe für Schüler zu vergünstigen. Oder den ehemaligen Angestellten Grabschmuck zu spendieren. Und dass man diesen die Rotweinration beim Pensionierungsgeschenk kürzen müsse.

So etwas ist eines gut funktionierenden Gemeinwesens wie der Stadt Zug unwürdig. Ebenso wie die Baracken, die beim Schulhaus Herti aufgestellt wurden, obwohl es dort schon längst einen Neubau gebraucht hätte.

Die Stadtregierung budgetiert zwar vorsichtig, wie sich das gehört. Und sie ist natürlich gehalten, die Vorgaben des Parlaments umzusetzen. Indem sie einen Teil des Überschusses für Schulneubauten zurückstellen will, zeigt sie auch, dass sie die Bedürfnisse der Stadtbewohner kennt.

Aber mit dem Vermögensaufbau provoziert sie Rufe nach noch weiter gehenden Steuersenkungen.

Baut Schulen, verbessert Dienstleistungen

Man möchte den Politikern – speziell den Gemeinderäten – zurufen: Nicht nur niedrige Steuern liegen im Interesse der Zugerinnen und Zuger. Sondern ebenso gute Infrastrukturen, Schulen und hervorragende Dienstleistungen für eine Bevölkerung, die fürs Florieren der Stadt sorgt.

Bitte, liebe Volksvertreter: Baut erst mal die nötigen Einrichtungen. Stellt vielleicht auch sicher, dass die städtische Polizeiwache am Wochenende wieder besetzt wird und sich die Leute sicher fühlen. Dann kann auch niemand mehr etwas gegen Steuersenkungen haben.

Zuger Spartheater wäre nicht nötig gewesen
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Frapedi
    Frapedi, 13.04.2018, 20:41 Uhr

    Damals:
    «Was wurde von Politikern nicht gejammert, dass man kein Geld mehr habe, um die Buspässe für Schüler zu vergünstigen. Oder den ehemaligen Angestellten Grabschmuck zu spendieren. Und dass man diesen die Rotweinration beim Pensionierungsgeschenk kürzen müsse.»
    Heute:
    «Die Stadt Zug hat in den vergangenen Jahren ein ansehnliches Nettovermögen aufgetürmt, das mittlerweile 150 Millionen Franken beträgt. »
    Jaja, die Reichen haben’s vom Behalten, nicht vom Ausgeben, gell……

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