Serie Kulturlokale auf dem Land: «KKK Reiden»

Im alten Rittersaal steigen auch heute noch Feste

Im Rittersaal der alten Johanniterkommende in Reiden kommen junge und alte Kulturbegeisterte auf ihre Kosten: Kinderkonzert mit Lenard Bardil.

 

(Bild: Stefan Bossart)

Die ehemalige Ritterburg oberhalb Reiden ist heute ein Kulturlokal, in welchem sich Leute vom Land für die Kunst und zur Knüpfung neuer Kontakte treffen. Doch das Kulturhaus mit eigenem Rebberg hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Obwohl auf dem Hügel jeweils viel Prominenz auftritt.

Stolz und prominent trohnt die ehemalige Johanniterkommende über Reiden. Eine gewundene Strasse und verschiedene kleine Fusswege schlängeln sich durch den Weinberg am Südhang des kleinen Hügels.

Oben angekommen treffen wir auf Silvia Steiner. Sie ist Präsidentin des Vereins KKK Reiden. Die Abkürzung steht für «Kunst und Kontakte in der Kommende». Der Verein organisiert in der Burg fünf bis sechs kulturelle Veranstaltungen pro Jahr. Steiner führt uns die Treppe hinauf zum Eingang zur ehemaligen Ritterburg.

Ein Ort mit viel Geschichte

Die alten Gemäuer würden wohl viele Mittelalterfans begeistern. Wir durchschreiten den Burghof und landen schliesslich im alten Rittersaal, wo heute die kulturellen Events stattfinden. Es herrscht eine einmalige und sehr spezielle Atmosphäre hinter den dicken Mauern.

Während Jahrhunderten beherrschte die Johanniterkommende als wirtschaftliches und geistiges Zentrum einen Landstrich entlang der alten Pilger- und Heeresstrasse zwischen Rom und Deutschland, erklärt Steiner. Ein Ort voller Geschichte also.

Nachdem die Ritter ausgezogen waren, diente die 1186 erstmals erwähnte Burg bis 1975 als Pfarrhaus der Reidener Kirchgemeinde. Bis 1989 blieb sie danach geschlossen, ehe sie von der Kirche und der Gemeinde komplett saniert und wieder eröffnet wurde.

Kultur abseits der Stadt

In einer Serie stellt zentralplus Luzerner Kulturräume vor, die von Städtern oft links liegengelassen werden. Zu Unrecht, denn die Kultur auf dem Land ist lebendig, vielfältig und findet an charmanten Orten statt.

Die nächsten drei Veranstaltungen der KKK Reiden: Samstag, 9. Juni Rockabilly mit «Mr. & Mrs. Baby»; Samstag, 18. August Sommerfest mit «Supersiech»; Freitag, 26. Oktober, «Anna Mae» und Band.

Die Kultur hält Einzug

«Schnell war damals die Idee gereift, der Kommende als kulturelles Zentrum neues Leben einzuhauchen», sagt Silvia Steiner. Die Kommende ist heute ein Ort, wo die Kleinkunst in Reiden und Umgebung eine Heimat gefuden hat. Denn ausser den Events in der alten Ritterburg gebe es rund um die Gemeinde nichts Vergleichbares, erklärt Steiner.

Die Kommende ist nach wie vor im Besitz der Kirchgemeinde. Diese ist für den Unterhalt verantwortlich. Der Verein kann den alten Rittersaal jeweils für seine Veranstaltungen unentgeltlich nutzen.

Schwieriges Jahr hinter sich

Finanziert werden die Veranstaltungen ausschliesslich mit den Eintritten und den Beiträgen der Vereinsmitglieder. 282 sind es aktuell. Der Vorstand besteht aus acht Personen, die alle im Ehrenamt arbeiten. Hinzu kommt ein grosser Pool freiwilliger Helfer. Gegründet wurde der Verein 1998 von der Journalistin Adelheid Aregger aus Reiden. Bis 2013 stand sie dem Verein als Präsidentin vor. Dann wurde sie von Silvia Steiner abgelöst.

Rund 120 Leute passen in den Veranstaltungsraum. «Ausverkauft sind wir leider nur selten.» Diesen Winter sei aber die der Auftritt des Schweizer Musik-Comedy Duos «Bastler und Grautier» komplett ausverkauft gewesen, sagt Silvia Steiner erfreut.

«Die Stadt ist halt doch relativ weit entfernt.»

Silvia Steiner, Präsidentin KKK Reiden

In der Regel besuchten zirka 60 Leute die Veranstaltungen. «Die Gäste können vor und nach den Veranstaltungen in der sogenannten ‹Taverne› im Johannitersaal noch ein Glas Wein vom eigenen Rebberg geniessen. Dies ist sicher etwas ganz spezielles», sagt Silvia Steiner.

Schwierigkeiten gab es insbesondere im lezten Jahr. «Wir haben leider einige Vereinsmitglieder verloren und die Veranstaltungen war teils eher schlecht besucht», moniert Steiner. An was es genau gelegen hatte, kann sie nicht sagen. Es habe sich jedoch gezeigt, dass vor allem ältere Leute dem Verein den Rücken gekehrt hätten. Etwa die Hälfte der Konzertbesucher seien jeweils Vereinsmitglieder.

Silvia Steiner, Präsidentin der KKK Reiden vor dem Eingangsportal zur alten Ritterburg.

Silvia Steiner, Präsidentin der KKK Reiden vor dem Eingangsportal zur alten Ritterburg.

(Bild: Stefan Bossart)

Fast nur Gäste aus der Region

Dies wirke sich natürlich auch auf die Besucherzahlen der Anlässe aus. Anders als bei anderen Kulturlokalen auf der Landschaft würde man in der Reidener Kommende nur wenig Leute treffen, die nicht aus der Region um die Gemeinde stammen. Städter habe man bisher kaum je begrüssen können, sagt Steiner. «Es gibt zwar Vereinsmitglieder aus der Stadt, diese sind aber hauptsächlich ehemalige Reidener.»

«Die Stadt ist halt doch relativ weit entfernt.» Dafür habe man Ausstrahlung in den nahe gelegenen Kanton Aargau. «Aus Zofingen stammen einige Leute, die regelmässig hier sind», so die Vereinspräsidentin. Im Kanton Luzern markiere Sursee wohl etwa die Grenze des Einzuggebietes.

Von Musik…

«Bei der Zusammenstellung des Programms sind wir jeweils versucht, ein möglichts breites Spektrum abzudecken», sagt Steiner. Denn die Altersspanne der Vereinsmitglieder sei relativ gross.

«Wir müssen vor allem schauen, dass auch für die älteren Personen immer etwas dabei ist.» So gibt es in der Kommende im Dezember jeweils eine Veranstaltung mit dem Namen «Klassik(er) im Advent». Generell sei das Publikum in der Kommende vergleichsweise alt. «Wir haben kaum Gäste unter 40 Jahren», so Steiner. 

«Bei der grossen Mehrheit der Events handelt es sich aber eindeutig um Konzerte», erklärt sie. Bekannnte Namen, die in der Kommende aufgetreten sind, lauten unter anderem Frölein Da Capo (noch vor ihrer Zeit bei Giacobbo/Müller), Heidi Happy, Ueli Schmezer oder Vera Kaa. Und natürlich durfte auch der Musiker und ehemalige Tagesschausprecher aus Reiden, Heinrich Müller, nicht fehlen.

Auch Heidi Happy aus Dagmersellen und Frölein Da Capo aus Willisau stammen aus der Region um Reiden, weshalb sie schon sehr früh in ihrer Karriere in der Ritterburg aufgetreten sind. «Es ist natürlich super, wenn wir lokalen Nachwuchskünstlern in der Kommende eine Plattform bieten können», sagt Steiner.

… bis Comedy

Neben viel Musik wurden in den letzten Jahren aber auch immer wieder Künstler aus anderen Sparten eingeladen. So gibt es auch regelmässig eine Lesung. «Dafür konnten wir schon Schweizer Szenengrössen wie Pedro Lenz oder Alex Capus gewinnen», sagt Steiner stolz.

«Die Aussicht wird oft gelobt. Sieht man doch den Jura und bis in die Glarneralpen.»

Silvia Steiner

Aber auch eine gute Prise Humor durfte in den letzten Jahren nicht fehlen. So waren zum Beispiel die Komiker Gabriel Vetter, Veri der Abwart und sogar Emil Steinberger zu Gast auf dem Reidener Hausberg.

Und auch für Theaterinszenierungen gibt es in der alten Ritterburg immer wieder ein Plätzchen. «Wir hatten auch schon verschiedene Eigenproduktionen», erinnert sich Steiner. Weiter gab es auch schon diverse Themenabende mit Kunst und Kulinarik im Duett.

Eine herrliche Aussicht

«Speziell ist sicher, dass wir einmal im Jahr ein Sommerfest im Hof durchführen», sagt Steiner. Die Künstler spielen dann also nicht im Veranstaltungsraum im Rittersaalt, sondern auf einer kleinen Openair-Bühne. Diesen August tritt die Mundartgruppe «Supersiech» im Innenhof der Burg auf. Der Sommerevent ist ein Highlight im Jahresprogramm der Kommende.

Generell seien die Künstler oft vom Lokal angetan. «Sie sind begeistert vom alten ehrwürdigen Gebäude, welches dem ursprünglichen Zustand sehr nahe kommt.» Auch die einmalige, persönliche und stimmungsvollen Atmosphäre werde meist sehr geschätzt, sagt Steiner stolz.

«Vielfach wollen sie auch über die Geschichte des Ortes etwas erfahren: ‹Was ist eine Kommende? Wer betrieb sie und so weiter.›» Und vor allem die Aussicht werde oft gelobt. «Man sieht nämlich in den Jura und bis in die Glarneralpen», schwärmt sie.

Fit für die Zukunft

Trotz dem schwierigen letzten Jahr und einigen Herausforderungen blickt Präsidentin Silvia Steiner deshalb optimistisch in die Zukunft. So will der Verein möglichst rasch einiges Geld in die Infrastruktur investieren.

«Im Bereich der Veranstaltungstechnik sind wir im Moment leider nicht so gut aufgestellt», bedauert Steiner. Oft müsste die Musikanlage zugemietet werden oder die Künstler nehmen die Technik gleich selber mit. Dies soll sich aber möglichst bald ändern. Man merkt, der Verein will noch lange auf dem Hügel bleiben. Ob gleich lange wie die Ritter des Johanniterordens, bleibt abzuwarten.

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