Duo Frida hatten es in der Galvanik schwer

«Ruhe bitte»: Das harte Los von Barkonzerten

Duo Frida spielten am Donnerstagabend in der Galvanik im Rahmen des Viertel vor Fritig.

(Bild: Lina Friedrich)

Am Donnerstagabend lädt die Galvanik in Zug all jeweils alle ein, die mit dem Müssiggang nicht bis Freitagabend warten wollen. Mit Viertel vor Fritig bietet die Bar eine Plattform für kleinere Acts aus allen Genres, die am vorletzten Abend vor dem Wochenende musikalische Akzente setzen.

Am Donnerstag waren es Duo Frida, welche in Zug das lange Wochenende einläuteten. Doch dazu gleich mehr. Erstmal: Wer noch nie in der Galvanik war, soll sich den Trip in Richtung Chollermüli bei Gelegenheit gönnen. Die Bar ist klein, aber nicht zu klein, liebevoll eingerichtet und angenehm beleuchtet.

Am Donnerstagabend legten gleich zwei DJs auf und sorgten mit ihrem Mix aus Elektro-Swing, R’nB Remixes und anderen tanzbaren Rhythmen für eine gelöste Vorfreitag-Atmosphäre. An der Bar hatten Christoph Röllin und Team für Wünsche und Sonderwünsche der Gäste ein offenes Ohr; besonders bemerkenswert: An besagter Bar gibt’s nicht 08/15 Nüssli und Chips, sondern gefriergetrocknete Früchte, Beeren und Wasabinüsse. Selbst für den kleinen Hunger ist mit Apéro-Plättli für die Allgemeinheit vorgesorgt – und das alles bei kostenlosem Eintritt.

Zwei junge Frauen unterwegs in die Welt

Um 20 Uhr betraten dann Duo Frida die Bühne. Ein lockeres Publikum blickte gespannt auf die zwei Frauen mit dem unverkennbaren Look. Laura Livers’ wilde Mähne und Lana Kostics strenger Dutt, Livers’ gelbes Outfit und Kostics schwarzer Pulli scheinen absichtlich in Kontrast gesetzt zu sein: Kontraste sind ihr Markenzeichen. Doch nicht nur das. Die jungen Musikerinnen blicken beide auf einen beeindruckenden Werdegang zurück. Kostic, die Cellistin, war während ihres Musikstudiums Stipendantin mehrerer Stiftungen und ist seit dem erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung als Solistin, in Orchestern oder Kammermusiken unterwegs, wobei sie einen Schwerpunkt auf die Neuinterpretation traditioneller balkanischer Musik legt.

«Wer einen klassisch melodiösen Aufbau mag, ist an der falschen Adresse.»

Livers, die Pianistin, hat sich in ihrem Studium auf zeitgenössische Musik spezialisiert, seither ein preisgekröntes Theater vertont und wird noch dieses Jahr künstlerisch in New York tätig sein. Zusammen bilden Livers und Kostic das Duo Frida, eine minimalistische Formation aus ihren beiden Instrumenten, ihren Stimmen und einem Loop-Gerät. Zusammen bringen sie Eigenkompositionen auf die Bühne und vertonen alte balkanische Gedichte. Um genau zu verstehen, worüber sie singt, besucht Livers sogar einen Bosnisch-Kurs.

Zum Auftakt des langen Wochenendes kamen einige in die Galvanik.

Zum Auftakt des langen Wochenendes kamen einige in die Galvanik.

(Bild: Lina Friedrich)

Leidenschaft und Akribie bei Duo Frida

Die Leidenschaft steckt also bei Duo Frida spürbar mit drin, sie mischen akribisch komponierte Stücke mit Improvisation, in der beide ganz aufgehen. Ihr Instrument haben Kostic und Livers ebenfalls ganz im Griff, jeder Ton ist kontrolliert und dort, wo er hingehört. Was den Stil ihrer Musik betrifft, so drängt sich vor allem ein Wort auf: Geschmackssache. Duo Fridas Lieder sind zeitgenössisch, etwas dadaistisch, minimalistisch, konzeptuell und manchmal dekonstruiert. Wer einen klassisch melodiösen Aufbau mag, ist an der falschen Adresse.

Duo Frida arbeiten die Stille in ihre Kunst mit ein. Etwa, wenn sie sich mit Passagen Zeit lassen, in der nur ein einzelner Perkussionston zu hören ist, der leise beginnt und gegen Ende immer lauter wird. Ihre Singstimmen sind nicht sonderlich sanft oder geschmeidig, sondern mal aggressiv und emotional, mal atonal. Duo Frida sind ein künstlerisches Gesamtpaket aus ungewöhnlichen Klängen, und es ist toll, dass sie traditionelles Material verarbeiten und einem neuen Publikum zugänglich machen; ob es gefällt, sei jedem Zuhörer selbst überlassen.

Das Los der Konzerte in Bars

Was diesen Punkt betrifft, so ist wohl zu sagen, dass Duo Frida in der Galvanik nicht jedermanns Nerv getroffen hat. Der Veranstalter musste mitten im Konzert unterbrechen und die Gäste, vor allem jene im hinteren Teil der Bar, um Ruhe zu erbitten. Das kommt schlecht an. Und es ist ein Musterbeispiel der Gratwanderung, die Bars mit Live-Acts beschreiten. Denn es gibt diejenigen Besucher, die wegen des Act herkommen, aber auch jene, die Stammgäste sind oder spontan aufkreuzen und sich vielmehr für die aufregenden Drinks an der Bar denn für den Act auf der Bühne interessieren.

Duo Frida vermochten letzteren Teil der Galvanik-Gänger nicht für sich zu gewinnen; zu abstrakt ihre Klangkonzepte, zu wenig entspannt ihre Melodien an diesem Abend, der aufs Entspannen ausgelegt sein wollte. Darf man Nachtschwärmer zurechtweisen, wenn Musik schlicht zu wenig ankommt? Diese Frage soll dahingestellt sein, jedenfalls können wir uns Duo Frida besser in einem Rahmen vorstellen, wo alle wissen, worauf sie sich einlassen. Das Konzept von Viertel vor Fritig ist trotzdem gut, Zug braucht mehr Donnerstagabend-Angebote, sei es für Studenten oder Ungeduldige oder schlicht, um das Ausgangsbouquet abzurunden.

Das Spezielle am donnerstäglichen Galvanik-Angebot? Spezielle Drinks mit spezieller Musik.

Das Spezielle am donnerstäglichen Galvanik-Angebot? Spezielle Drinks mit spezieller Musik.

(Bild: Lina Friedrich)

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