Luzerner Musiknacht im Hotel Schweizerhof

Die Stadt kann stolz sein auf ihren Blues-Botschafter Richard Koechli

Voller Hingabe und Verletzlichkeit: Richard Koechli singt und spielt, die Fans sind verzückt.

(Bild: hae)

Es war ein Heimspiel für den Luzerner Gitarristen Richard Koechli: Der Bluesmann feierte die Plattentaufe seines achten Werkes mit rund 500 Fans an einem Dreifachkonzert im altehrwürdigen Hotel Schweizerhof. Mit magischer Wirkung auf sein grösstes Leiden.

Tropische Hitze, nassgeschwitzte Zuschauer in Cowboyboots und eine Bierschwemme – man glaubte sich irgendwo im Süden der USA. Doch die Szenerie spielte im Fünfsternhotel des Schweizerhofs am Luzerner Quai. Geladen hatte der Blues-Lokalmatador Richard Koechli zu seiner Plattentaufe des Albums «Parcours», das er mit seiner Blue Roots Company eingespielt hatte.

Rückblick auf 30-jährige Karriere

Die Idee war wunderbar: Im Verlauf seiner fast 30-jährigen Karriere spielte er mit Unmengen von Musikern zusammen, die er nun bat, aus seinem Jubiläumsabend ein kleines Festival zu machen. Die aBlueser sowie Cattlefood, zwei laut rockende Quartette, eröffneten die gutbesuchte Spring Blues Night, bevor Koechli & Co. dann gegen 23 Uhr jubilieren konnten.

«Der Blueser ist ein spielendes Kind, das improvisiert.»

Richard Koechli, Luzerner Bluesmann

Und der verregnete Spätwinterabend wurde zum gefreuten Bluesfest, denn Koechli konnte das tun, was er am liebsten und besten kann: seinen Gitarren die emotionalste Musik zu entlocken (zentralplus berichtete). Einmal sagte er treffend: «Der Blueser ist ein spielendes Kind, das improvisiert.» Das freie Spiel und hypnotisierende Solieren ist es in der Tat, was diese blaue Südstaatenmusik so berührend macht. Und Koechli ist ein Meister seines Fachs, der nicht nur Unterricht gibt, sondern auch schon Bücher zum Blues geschrieben hat. Er liebt vor allem das Slidespiel, das ihn einst beim Dire-Straits-Musiker Mark Knopfler so begeistert hatte, worauf er sich entschloss, voll auf die Karte Musik zu setzen.

In guter Spiellaune: die Coverband aBlueser, welche die Luzerner Bluesnacht eröffnete.

In guter Spiellaune: die Coverband aBlueser, welche die Luzerner Bluesnacht eröffnete.

(Bild: hae)

Dies zum grossen Gewinn und Genuss vieler Bluesfans, die auch diesmal wieder dem Lokalmatadoren ihre Ehre erwiesen. Doch vorerst hatte Koechlis Band einen harten Stand, denn die beiden Vorgruppen hatten in guter Dynamik und vor allem grosser Lautstärke gespielt. Und so den hohen Dezibel-Standard gesetzt, gegen den der vergleichsweise leise zupfende Koechli ankämpfen musste. «Das wird ein schwieriges Unterfangen, dieses wunderbar angeheizte Publikum zu noch grösseren Höhenflügen zu bewegen», gestand der Bandleader gegenüber zentralplus kurz vor seinem Auftritt.

«Richard Koechli ist der beste Botschafter des Blues.»

Kari Bründler, Präsident des Lucerne Blues Festivals

Doch der würdige Rahmen mit der bewegenden Laudatio von Kari Bründler, dem Präsidenten des Lucerne Blues Festivals, legte Koechli quasi den roten Teppich aus, vor dem sich dann die Bluesfans ehrwürdig verneigten. «Bester Botschafter des Blues» nannte Bründler den Gitarristen, der schon oft im Rahmen des Bluesfestivals als Anheizer von US-Blueslegenden aufgetreten war.

Hart und laut gerockt: Cattlefood, mehr als nur ein fader Rinderfrass.

Hart und laut gerockt: Cattlefood, mehr als nur ein fader Rinderfrass.

(Bild: hae)

An diesem Abend aber war Richard Koechli nun die grosse Nummer, und er genoss es sichtlich. Der Luzerner führte souverän und bester Laune durch den Abend. Bemerkenswert war dabei einmal mehr, dass der Stotterer mit der feinen Bluesseele kaum über seine Worte stolperte, weil er auf der Bühne als Sänger jeweils eine «andere sprachliche Identität» erlebt.

Hingabe und Verletzlichkeit

Sein dankbares Publikum trug den versierten Gitarristen einmal mehr durch einen denkwürdigen Abend. Wie war das nochmals? «Blues hat mit Hingabe und Verletzlichkeit zu tun», weiss Richard Koechli. Er ist die perfekte Verkörperung davon. Und Luzern darf stolz sein, einen solch beseelten Musiker zu haben. 

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