Zuger Gericht bittet ehemalige Manager zur Kasse

Frohe Kunde via Amtsblatt: Glencore-Tochter erhält 30 Millionen

Hauptsitz von Glencore in Baar: Der Rohstoffkonzern erscheint in 30'000 Dokumenten der «Paradise Papers».

(Bild: pbu)

Eine Glencore-Tochter beklagt vor dem Zuger Kantonsgericht ehemalige Managementmitglieder eines inzwischen bankrotten Geschäftspartners. Als deren VR-Vizepräsident amtierte der frühere Eishockey-Einzelrichter Reto Steinmann aus Zug. Nun wurden Glencore mehr als 30 Millionen Dollar zugesprochen – bekannt gemacht via «Amtsblatt».

Ende 2000 kam die Far East Trading AG an die Aegeristrasse nach Zug. Eine Firma, die im Handel mit Waren aller Art – insbesondere mit Rohstoffen im Energiesektor der Schifffahrt sowie Transport auf internationaler Basis – tätig war. Präsident des Verwaltungsrates war der Inder Vishambhar Saran.

Im April 2010 hat der Konkursrichter in Zug über die Gesellschaft allerdings den Konkurs eröffnet, womit diese aufgelöst wurde. Das Konkursverfahren zog sich jedoch bis November 2015 hin, bis die Gesellschaft von Amtes wegen gelöscht wurde.

Neben VR-Präsident Vishambhar Saran waren auch dessen Söhne Vikas und Vivek Agarwal Teil des Verwaltungsrats. Dieses Trio haftet nun für Kaufverträge, die von der Far East Trading AG nicht mehr eingehalten werden konnten.

Vishambhar Saran war seit der Gründung der Far East Trading AG deren Verwaltungsrats-Präsident. Nun muss er für den Konkurs der Firma haften.

Vishambhar Saran war seit der Gründung der Far East Trading AG deren Verwaltungsratspräsident. Nun muss er für den Konkurs der Firma haften.

(Bild: Mint)

Glencore Coal Queensland war Geschäftspartnerin

Betroffen davon ist auch die Glencore Coal Queensland Pty Limited. Diese betreibt Kohle- und Koksminen und hat ihren Sitz in Sydney. Sie war als Xstrata Coal Queensland bekannt, ehe sie von Glencore aufgekauft wurde und seither eine Tochtergesellschaft von Glencore ist.

Glencore Coal Queensland unterhielt Geschäftsbeziehungen mit Far East Trading bis zu deren Konkurs. Dazu, wie intensiv diese geführt wurden, möchte sich das ehemalige VR-Mitglied Toni Junas (siehe Box) nicht äussern. Zu lange sei dies für ihn her. Der Zuger Rechtsanwalt Reto Steinmann war bis zum Schluss Verwaltungsrats-Vizepräsident der Firma. Er mochte sich jedoch nicht zu den Gründen äussern, weshalb die Firma Konkurs anmelden musste. Er verweist darauf, dass er am Gerichtsfall nicht beteiligt ist.

«Wie es um die Zahlungsfähigkeit von Vishambhar Saran und Vikas Agarwal steht, werden wir beobachten.»

Sarah Antenore, Pressesprecherin Glencore

Aufgrund der Nichteinhaltung von Kaufverträgen seitens Far East Tradings machte Glencore Coal Queensland beim Kantonsgericht Zug Forderungen in Millionenhöhe geltend. Da Far East Trading ihren Sitz in Zug hatte und auch das hiesige Kantonsgericht 2010 den Bankrott erklärt hatte, landete die Klage von Glencore Coal Queensland gegen Vishambhar Saran und dessen Söhne Vikas und Vivek Agarwal ebenso dort.

Vater und Sohn müssen haften

Das Kantonsgericht hat nun das Urteil gegen die drei indischen Staatsbürger ausgesprochen. Vishambhar Saran und Vikas Agarwal werden dazu verpflichtet, hohe Summe an die Klägerin zu bezahlen. Konkret handelt es sich um fast 30 Millionen US-Dollar, knapp 200’000 britische Pfund und 1,9 Millionen australische Dollar. Dazu fällt noch fünf Prozent Zins an seit dem 29. Mai 2010.

Dazu, weshalb der dritte Beklagte, Vivek Agarwal, nicht haftbar gemacht wird, kann sich der zuständige Richter nicht äussern, da das Urteil noch nicht rechtskräftig ist. Die Beklagten können gegen den Entscheid innerhalb von 30 Tagen Berufung einlegen.

Geht der Fall weiter ans Obergericht?

Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass der Fall ans Obergericht weitergezogen wird, kann Sarah Antenore, Pressesprecherin bei Glencore, nicht sagen. Genauso wenig äussert sie sich dazu, wie regelmässig Glencore – oder in diesem Fall Glencore Coal Queensland – in ähnliche Gerichtsfälle involviert ist und wie oft es dabei zu einer aussergerichtlichen Einigung kommt.

Sarah Antenore hat auch einen italienischen Pass und stammt aus Lecce in Apulien.

Sarah Antenore ist seit letztem Jahr Pressesprecherin bei Glencore.

(Bild: woz)

Auf die Frage, wie es um die Zahlungsfähigkeit von Vishambhar Saran und Vikas Agarwal steht, entgegnet Antenore: «Wir werden die Forderungen weiterhin verfolgen.» Es ist also noch nicht klar, ob das Geld auch tatsächlich bei Glencore Coal Queensland ankommen wird.

Wieso der Gerichtsfall im Amtsblatt landete

Vishambhar Saran ist auch mit seinen 70 Jahren geschäftlich immer noch an verschiedenen Fronten aktiv. Er gründete 1994 die Visa Gruppe, zu der auch Visa Steel gehört. Deren Vorsitzender ist er bis heute. Daneben ist er Vorstandsmitglied in zahlreichen weiteren Firmen, die zur Visa Gruppe gehören. Nebenamtlich ist er unter anderem auch noch Bulgariens Honorarkonsul für Ostindien.

Heinz Tännler sass im Verwaltungsrat

Neben verschiedenen Rechtsanwälten wie den Zugern Toni Junas und Reto Steinmann sass auch der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler zwischenzeitlich im Verwaltungsrat (2002 bis 2004). Fun Fact am Rande: Mit Steinmann und Tännler waren zeitweise gleich zwei ehemalige respektive damals amtierende Einzelrichter der Schweizerischen Eishockey-Nationalliga im Verwaltungsrat der Firma.

Sohn Vikas Agarwal ist CEO bei Visa Resources, nachdem er zuvor als Managing Director bei Visa Power amtete. Beide Firmen sind Teil der Visa Gruppe.

Man trifft im Amtsblatt nicht oft auf Meldungen, in denen solch hohe Summen vorkommen. Der Grund, weshalb dieser Gerichtsentscheid publiziert wurde, ist der, dass Entscheide des Kantonsgerichts im offiziellen Publikationsorgan veröffentlicht werden müssen, wenn im Fall involvierte Personen oder Firmen entweder gar keine Adresse aufweisen oder zumindest keine in der Schweiz, an die die Gerichtsbeschlüsse zugestellt werden könnten.

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