Stadt Luzern: Höher, breiter – schöner?

EWL-Überbauung braucht mehr Platz als erlaubt

Das EWL-Gebäude soll einem Neubau weichen – doch was passiert sonst auf dem Areal? Das ist umstritten.

(Bild: jal)

Energie Wasser Luzern (EWL) braucht für die neue Überbauung an der Industriestrasse mehr Platz. Besonders im Erdgeschoss wird es knapp. Deshalb soll die Bau- und Zonenordnung angepasst werden. Mehr Geld machen wolle man damit aber nicht, sagt der CEO.

Wo heute noch ein rotes Haus von trostlosen Zäunen umringt ist, stehen bald neue Wohnungen und Büros sowie die Zentrale von Feuerwehr und Rettungsdiensten. Das EWL-Areal in der Stadt Luzern wird für rund 200 Millionen Franken überbaut (siehe Box).

Doch auf dem Grundstück soll mehr untergebracht werden, als überhaupt Platz hat. Deshalb beantragt Energie Wasser Luzern (EWL) nun eine Anpassung der Bau- und Zonenordnung. Besonders im Parterre besteht zu wenig Spielraum.

«Es hat sich gezeigt, dass wir aus logistischen Gründen im Erdgeschoss mehr Platz brauchen, als aktuell zulässig ist», sagt Stephan Marty, CEO von EWL. Dies, weil sowohl die EWL mit ihren Transportfahrzeugen als auch Feuerwehr und Rettungsdienste schnell ausrücken und deshalb im Erdgeschoss sein müssen. «Es ist kaum vorstellbar, dass ein Feuerwehrauto bei einem Notfall aus dem 1. Obergeschoss oder der Tiefgarage fahren muss», begründet Marty. Man denke nur an die möglichen Hindernisse wie Schnee, Glätte oder enge Einfahrten.

Höher, breiter, schöner

Heute gilt: Höchstens 40 Prozent der Fläche darf durch Häuser bebaut werden, der Rest muss frei bleiben. Diese maximale Überbauungsziffer soll von 0,4 auf 0,65 erhöht werden. Das heisst: Das Grundstück würde deutlich dichter bebaut als ursprünglich angenommen. Doch Stephan Marty verweist auf den Service-Public-Auftrag, den die zukünftig untergebrachten Organisationen haben. «Angesichts dessen ist unser Antrag legitim.»

«Es braucht die Gebäudehöhe, damit man attraktivere Gebäude hinstellen kann und nicht nur Einheitsbrei.»

Stephan Marty, CEO von EWL

Gleichzeitig beantragt EWL, die erlaubte Gebäudehöhe aufzustocken: Statt 26 Meter hoch soll maximal 30 Meter hoch gebaut werden. Doch wieso braucht es höhere Bauten, wenn bereits breiter gebaut wird? «Einfach gesagt: damit man attraktivere Gebäude hinstellen kann und nicht nur Einheitsbrei», sagt Stephan Marty. «Architektonisch macht es Sinn, an einer Stelle höher zu bauen, andernorts etwas tiefer. Die zusätzliche Gebäudehöhe vergrössert somit den architektonischen Spielraum.»

Das neue EWL-Areal

Nebst EWL und einem Teil der städtischen Verwaltung soll im Neubau ein Sicherheits- und Dienstleistungszentrum untergebracht werden. Es umfasst die Feuerwehr, den Zivilschutz, den Rettungsdienst sowie die Einsatzleitzentrale der Polizei. Weiter sind auf dem EWL-Areal gemeinnützige Wohnungen geplant (zentralplus berichtete).

In der ersten Phase haben sechs Teams Vorschläge gemacht. Drei davon werden weiterverfolgt. Sie sollen bis Ende September Klarheit bringen über die genauen Kosten. Anfang 2019 wird das Siegerprojekt öffentlich vorgestellt. 2019 kommt es voraussichtlich zur Volksabstimmung. Der Baustart ist für 2021 geplant. Im Jahr 2025 soll das EWL-Areal fixfertig im neuen Kleid daherkommen.

Beteiligt an der Überbauung sind Energie Wasser Luzern (EWL), die Stadt Luzern und die Allgemeine Baugenossenschaft Luzern (ABL). Die drei Partner werden voraussichtlich eine gemeinsame Aktiengesellschaft gründen.

Ob dann tatsächlich ein Teil der Überbauung 30 Meter in die Höhe ragt, sei aber noch keineswegs in Stein gemeisselt. Einen Zusammenhang zwischen den beantragten Änderungen und einer Gewinnmaximierung streitet Marty ab. «Unser Antrag basiert keineswegs auf wirtschaftlichen Überlegungen, um mehr Geld zu verdienen.» Das bekräftigt auch der Luzerner Stadtrat Adrian Borgula (Grüne): «Wir haben Partner, die nicht renditegetrieben sind. Wir versuchen lediglich, alle Nutzungen zweckmässig auf dem Areal unterzubringen.»

Stadtrat: Es gibt keine vernünftige Lösung

Die Stadt Luzern unterstützt den Antrag und will die Anpassung im Rahmen der vorgesehenen Teilrevision der Bau- und Zonenordnung umsetzen. Diese muss letztlich vom Kanton Luzern bewilligt werden. «Wir haben bei der Erarbeitung der Projekte gesehen, dass es mit den aktuellen Bestimmungen keine vernünftige Lösung gibt», begründet Adrian Borgula die städtische Haltung. Die Überbauung bewirke sonst ein grosses Gedränge und werde zur logistischen Herausforderung.

Das zeigte sich anhand der Projektideen, die seit Sommer 2017 eingereicht wurden. «Die Vorschläge, welche die engen aktuellen Vorgaben geritzt haben, sind deutlich besser.» Borgula ist optimistisch, was die Anpassung betrifft. Dass man im Stadtzentrum verdichteter baut, aber gleichzeitig sehr sorgfältig die Aussenräume aufwertet und zugänglich macht, sei ganz grundsätzlich eine Tendenz für die Zukunft.

Das EWL-Areal: Das Dreieck zwischen Geissensteinring, Industrie- und Fruttstrasse.

Das EWL-Areal: Das Dreieck zwischen Geissensteinring, Industrie- und Fruttstrasse.

(Bild: zvg)

Bald geht der Wettbewerb in die zweite Phase über. Im Rennen sind noch drei Teams: Die ARG Halter AG & Eberli Sarnen AG, die Implenia Schweiz AG und die HRS Real Estate AG. Sie haben nun bis Ende September Zeit, ihre Vorschläge auszuarbeiten. Dabei richten sie sich laut Marty bereits nach den beantragten, neuen Richtlinien. Ein Mittel, um Nägel mit Köpfen zu machen? Marty winkt ab. «Ich glaube nicht, dass sich die Politik deswegen Druck aufsetzen lässt.»

Allerdings hält er gleichzeitig fest, dass ein Nein zur Aufstockung schwerwiegende Folgen haben könnte. «Wir müssten uns ernsthaft überlegen, welche Nutzungen im Erdgeschoss bleiben können. So oder so: Es gäbe grosse Abstriche in der Effizienz von EWL und Rettungsorganisationen.» Wie diese Diskussion verlaufen würde, sei zum jetzigen Zeitpunkt indes nur Spekulation. Der CEO blickt dem Entscheid aber sowieso zuversichtlich entgegen. «Wir sind überzeugt von den Synergien, die entstehen – und das sind gute Gründe für diese Anpassung.»

Ein Café, Quartiertreffpunkt oder nur ein Spazierweg?

Das EWL-Areal, heute umzäunt und nachts geschlossen, soll zukünftig öffentlich zugänglich sein. Das stellt insbesondere für die Stadt einen wichtigen Punkt dar und ist Teil der Kriterien im Projektwettbewerb. Besonders im Fokus für eine öffentliche Nutzung steht der entstehende Freiraum um die Gebäude sowie das rote Haus inmitten der Brache. Denn das «Rote Haus» auf dem Gebiet bleibt als einziges der bestehenden Gebäude erhalten. Die ehemalige Wassergasspaltanlage bietet sich für eine öffentliche Nutzung an.

«Es ist durchaus denkbar, dass dieses rote Haus ein Café oder eine öffentliche Kantine beherbergt», sagt Stadtrat Adrian Borgula (Grüne). Im Planungsbericht letzten Frühsommer war auch von einem Kultur- oder Quartierzentrum die Rede. Welche Nutzung es dereinst beherbergt, wird sich im Verlaufe des Jahres zeigen. «Die Architekten werden diesbezüglich bis im September konkrete Vorschläge machen», sagt Stephan Marty, CEO von EWL. Das Mindeste ist laut Marty, dass jeder durch das Areal spazieren könne.

Das EWL-Areal soll in den nächsten Jahren überbaut werden.

Das Rote Haus auf dem EWL-Areal bleibt erhalten.

(Bild: jal)

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