Schwedischer EVZ-Stürmer verspürt Titelhunger

Viktor Stålberg: «Schweizer Spieler sind nicht allzu gut im Trash-Talk»

Viktor Stalberg ist bereit für die Playoffs.

(Bild: EVZ/ Felix Klaus)

Diesen Samstag startet der EV Zug gegen die ZSC Lions in die Playoffs und versucht, Grosses zu erreichen. Damit dies gelingt, zählt der Vorjahresfinalist besonders auf seinen Topscorer Viktor Stålberg. Dieser weiss aus seiner Zeit in Nordamerika, wie man Titel gewinnt.

Freitag, kurz vor Mittag. Die Spieler befinden sich in den letzten Zügen des Trainings am Tag, bevor die entscheidende Phase der Saison beginnt. Jene Phase, in der es um alles oder nichts geht. zentralplus unterhielt sich in der Ruhe vor dem Sturm mit Viktor Stålberg, der sich als die erhoffte Verstärkung erwiesen hat und die Zuger nun zu einem langen Playoff-Frühling führen soll.

zentralplus: Viktor Stålberg, die lang erwarteten Playoffs stehen kurz bevor. Wie fühlt es sich an, wenn sich die angestaute Vorfreude bald entlädt?

Viktor Stålberg: Grossartig. Wir haben eine lange Qualifikation gespielt und uns eine gute Stellung erarbeitet. Alle sind frisch und aufgeregt, dass es losgeht.

zentralplus: Was kann man jetzt noch tun, um ideal vorbereitet zu starten?

Stålberg: Wir schauen ein paar Dinge zur Spielweise der ZSC Lions an. Das betrachtet man sicher etwas genauer als vor einer Qualifikationspartie. Wir wollen in den Powerplays und Boxplays bereit sein.

zentralplus: Was für eine Serie können die Fans erwarten?

Stålberg: Es wird eine enge Serie – und ein Vergnügen. Die Fans sind voller Vorfreude und auch wir freuen uns auf ein bebendes Stadion. Ich weiss, dass die Fans die Rivalität zwischen den beiden Teams mögen. Wir müssen unser Spiel durchziehen und schauen, dass wir das Spiel in den ersten zehn Minuten kontrolliert angehen und nicht gleich zu übermotiviert angreifen. Gegen die Zürcher haben wir in dieser Saison gut gespielt.

Der EVZ ist bereit für die Playoffs:

 

zentralplus: Der EVZ scheint zum richtigen Zeitpunkt die Form gefunden zu haben und hat gegen Ende der Qualifikation tolle Leistungen gezeigt. Wie zufrieden sind Sie?

Stålberg: Wir hatten einen unglaublichen Lauf bis zu den Olympischen Spielen. In den letzten drei Partien danach war es etwas anders. Wir wussten, dass wir die Quali in den Top 3 abschliessen werden. Da nimmst du den Fuss automatisch etwas vom Gaspedal, weil du dich auf keinen Fall verletzen willst. Wir haben sicher noch ein zusätzliches Level, das wir im Gegensatz zu den letzten beiden Partien abrufen können und wir werden das tun.

«Olympia war eine coole Erfahrung, aber hier sind die Jungs, mit denen man das ganze Jahr kämpft.»

zentralplus: Reden wir über Ihre Saison. Sie durften mit Schweden an den Olympischen Spielen teilnehmen und haben mit dem frühen Aus im Viertelfinal gegen Deutschland eine bittere Enttäuschung hinnehmen müssen. Wie schwierig war es, sich danach wieder auf die Saison mit dem EVZ zu fokussieren?

Stålberg: Ich denke nicht, dass es besonders hart war. Die Playoffs sind das, wofür du spielst. Das ist der wichtigste Teil der Saison. Olympia war eine coole Erfahrung, aber hier sind die Jungs, mit denen man das ganze Jahr kämpft. Mit dieser Gruppe können wir etwas Spezielles erreichen – das zählt wirklich.

zentralplus: Nach einer langen Karriere in Nordamerika sind Sie auf diese Saison nach Europa zurückgekehrt. Wie zufrieden sind Sie bisher mit Ihrer ersten Saison in Zug?

Stålberg: Sie ist ziemlich gut verlaufen. Mit Garrett Roe hatte ich von Beginn an ein gutes Zusammenspiel, was es für mich vereinfacht hat. Insgesamt bin ich mit dem bisherigen Saisonverlauf glücklich.

«Der EVZ hat letztes Jahr mit dem Finaleinzug wertvolle Erfahrungen gesammelt.»

zentralplus: Bereuen Sie also die Entscheidung, Nordamerika verlassen zu haben, nicht?

Stålberg: Nordamerika war grossartig. Ich durfte tolle Erlebnisse geniessen, konnte den Stanley Cup gewinnen und konnte mit vielen grossartigen Spielern in tollen Organisationen spielen und viele wunderbare Menschen auf dieser Reise kennenlernen. Aber ich habe eine neue Herausforderung gesucht und Zug hat gepasst. Bisher hat es viel Spass gemacht.

Viktor Stalberg ganz privat:

 

Merry Christmas from the three of us in Raleigh 🎅🏼

Ein Beitrag geteilt von Viktor Stalberg (@viktorstalberg) amDez 24, 2016 um 1:14 PST


 

zentralplus: Sie haben es angesprochen: Sie haben 2013 mit den Chicago Blackhawks den Stanley Cup gewonnen. Nun spielen Sie in einem Team, in dem die Spieler über relativ wenig Meistererfahrung verfügen. Gibt es ein Erfolgsrezept, das Sie ihren Mitspielern verraten können?

Stålberg: Die wichtigste Erkenntnis ist, dass jedes Spiel ein neues Spiel ist. Es kommt nicht darauf an, ob du 12:1 oder 2:1 verlierst. Schlussendlich ist es ein Spiel und die Serie geht weiter. Du musst einen Weg finden, um dich wieder zu fokussieren und bereit für die nächste Begegnung zu sein. Mit Chicago lagen wir in der zweiten Runde 3:1 zurück und hatten eine schwierige fünfte Partie. Wir versuchten, unser Spiel zu spielen, etwas zu kreieren und konnten danach die ganze Serie drehen.

zentralplus: Was ist der Schlüssel zum Erfolg?

Stålberg: Wenn du führst, musst du die Führung verteidigen. Wenn du am Verlieren bist, musst du einen Weg finden, um das Spiel möglichst schnell zu drehen. Das ist der Schlüssel. Der EVZ hat letztes Jahr mit dem Finaleinzug wertvolle Erfahrungen gesammelt, als sie bis auf zwei Siege an den Titel herangekommen sind. Ich denke, es ist ein gutes Erfolgsrezept, nahe zu sein, um dann zurückzukommen und zu gewinnen.

«Du musst Erfolg gekostet haben, um noch mehr davon zu wollen.»

zentralplus: Sind denn solche knappen Niederlagen nicht am schwierigsten zu verdauen? Wie für Sie in der letzten Saison, als Sie mit den Ottawa Senators in der siebten Partie in der Verlängerung verloren und den Einzug in den Final um den Stanley Cup verpasst haben.

Stålberg: Es war hart. Du spielst in einem Team, in dem alle füreinander sorgen und du unbedingt den Titel gewinnen willst. Aber es kann nun mal nur einen Gewinner geben. Du brauchst ein paar Tage, um es zu verdauen, danach kannst du mit Stolz zurückblicken, dass du es soweit geschafft hast und den Titelverteidiger und nachmaligen Champion Pittsburgh Penguins bis zum Ende herausgefordert hast.

zentralplus: Gibt eine solche Niederlage eine weitere Portion an Motivation, um es im kommenden Jahr noch besser zu machen?

Stålberg: Definitiv. Ich denke, du musst Erfolg gekostet haben, um noch mehr davon zu wollen.

zentralplus: Wir müssen noch kurz auf Ihre persönliche Playoff-Bilanz zu sprechen kommen. Sie sieht mit zwei Treffern aus 62 Partien gar nicht gut aus. Sind Sie sich dessen bewusst?

Stålberg: In der NHL musste ich eine andere Rolle zu spielen.

«Wenn sie sich mehr um mich kümmern, gibt es mehr Platz für andere, um Tore zu schiessen.»

zentralplus: Sie sind also zuversichtlich, dass Sie so weiterskoren werden wie in der Qualifikation?

Stålberg: Ja, denn ich verfüge über genügend Playoff-Erfahrung, aber hatte in Nordamerika vor allem in einer defensiven Rolle gespielt. In den Playoffs ist es dort ausgeprägt der Fall, dass die offensiven Spieler die meisten offensiven Einsätze bestreiten und du mit einer defensiven Rolle wenig Chancen erhältst.

Stalberg spielte unter anderem für die Chicago Blackhawks:


 

zentralplus: Die ZSC Lions werden Sie besonders im Auge behalten und versuchen, Sie aus dem Konzept zu bringen. Wie werden Sie mit allfälligen Provokationen umgehen?

Stålberg: Da bin ich nicht allzu beunruhigt.

zentralplus: Werden Sie zurückgeben? Beispielsweise mit Trash-Talk?

Stålberg: Die Schweizer Spieler sind nicht allzu gut im Trash-Talk. Ich auch nicht. Das wird kein grosses Problem für mich darstellen. Wenn sie sich mehr um mich kümmern, gibt es mehr Platz für andere, um Tore zu schiessen. Entscheidend ist, dass wir das Spiel gewinnen. Natürlich möchte ich offensiv beisteuern und werde meine Chancen erhalten. Aber am Schluss zählt der Sieg.

zentralplus: Zum Abschluss – was macht Sie zuversichtlich, dass dieses Jahr jenes von Zug sein wird?

Stålberg: Wir haben ein gutes Team und haben das ganze Jahr über gut gespielt. Trotz einer schwierigen Phase waren wir punktemässig fast auf Augenhöhe mit Bern. Wie wir mit Schwierigkeiten umgegangen sind, spricht für uns. Wir haben zudem gezeigt, dass wir die anderen, guten Mannschaften schlagen können.

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