Niquille wurde von Raiffeisen auf Distanz gehalten

Fragen zur Affäre Vincenz – Zuger Kantonalbankchef duckt sich weg

Pasqual Niquille, CEO der Zuger Kantonalbank und VR-Präsident bei Aduno.

 

(Bild: Zuger Kantonalbank / Collage zentralplus)

Während die Medien täglich Neuigkeiten zu den Privat-Deals des inhaftierten Raiffeisenbankers Pierin Vincenz bei der Kreditkartenfirma Aduno veröffentlichen, schweigt sein Nachfolger bei Aduno. Es ist Pascal Niquille, Chef der Zuger Kantonalbank. Dabei macht er keine gute Figur.

Ist er naiv, träge und blind – oder hat er im Gegenteil rasch und dynamisch gehandelt und das Menschenmögliche unternommen, um Schaden von der Firma abzuwenden? Diese Frage stellt sich bei Pascal Niquille, dem CEO der Zuger Kantonalbank.

Als Verwaltungsratspräsident von Aduno ist er Nachfolger von Pierin Vincenz, welcher die Kreditkartenfirma der Regional- und Kantonalbanken zusammen mit dem früheren Aduno-CEO Beat Stocker mutmasslich benutzt hat, um sich mittels Privat-Deals zu bereichern. Genauso wie Stocker sitzt er wegen dringenden Tatverdachts in Untersuchungshaft, seine Konten wurden geperrt.

Zuger Deal aus den Nullerjahren

Vincenz und Stocker hatten mit Hilfe ihres Anwalts über eine Zuger Treuhandfirma Anteile an der ebenfalls in Zug ansässigen Software-Firma Commtrain Card Solutions erworben. Die wurde dann von Aduno gekauft. Vincenz und Stocker stimmten 2006 im Verwaltungsrat für die Aqkuisition und durften sich dann über Millionenprofite freuen.

Während die beiden ein Strafverfahren wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung am Hals haben, stellen sich bei vielen anderen Beteiligten Fragen nach guter Unternehmensführung. Zum Beispiel bei Pascal Niquille. Der war 2015 in die Raiffeisen-geführte Unternehmung gekommen – offenbar als Vertreter der Kantonalbanken, welche eine knappe Mehrheit am Aduno-Kapital besitzen.

Im Sommer 2016 aufgeschreckt

Niquille selbst war als Nachfolger von Vincenz auserkoren, der Aduno seit der Firmengründung strategisch geleitet hatte. Selbst wollte Niquille nichts zur Affäre sagen und liess eine Interviewanfrage von zentralplus über einen Sprecher ablehnen.

Jedenfalls geriet der Zuger Banker in die Rolle des Aufklärers, als Vincenz› Privatgeschäft im Sommer 2016 durch einen Bericht der Online-Plattform «Inside Paradeplatz» öffentlich gemacht wurde. Niquille war damals Vizepräsident bei Aduno und sollte für den Verwaltungsrat abklären, ob beim Commtrain-Deal alles mit rechten Dingen zugegangen sei.

Lektüre unter Aufsicht

Deshalb bat er Pierin Vincenz, den Raiffeisen-Boss und Aduno-Verwaltungsratspräsidenten um Einsicht in Gutachten, welcher diese Jahre zuvor zur Rechtmässigkeit des Commtrain-Deals hatte erstellen lassen (zentralplus berichtete). Die Aduno-Verwaltungsräte machen nun geltend, sie hätten von diesen Gutachten aus dem Jahre 2009 nichts gewusst, Vincenz habe ihnen diese verheimlicht.

Vertrauensleute von Niquille berichten, dass Vincenz die Gutachten nicht rausrücken wollte, weil sie für die Raiffeisen-Gruppe erstellt worden waren – die grösste Anteilseignerin der Aduno, aber eben nur eine von mehreren Aktionärinnen. Schliesslich habe Niquille unter Aufsicht Einsicht in die Expertisen nehmen können.

Ende 2017 Klage eingereicht

In einem der drei Gutachten – erstellt vom Wirtschaftsjuristen Peter Forstmoser, der als Gastprofessor auch an der Uni Luzern lehrt – hätte Niquille lesen können, dass Vincenz und Stocker an Commtrain beteiligt waren und vom Deal persönlich profitierten. Aber er las vor allem die Zusammenfassung, welche Vincenz einen Persilschein ausstellte und verneinte, dass die Interessen von Aduno verletzt oder der Verkaufspreis zu hoch gewesen seien.

37-seitiges Gutachten, Schwärzungen durch Raiffeisen: Pascal Niquille verliess sich auf die Zusammenfassung.

37-seitiges Gutachten, Schwärzungen durch Raiffeisen: Pascal Niquille verliess sich auf die Zusammenfassung.

(Bild: zvg)

In den Besitz der Gutachten sei Aduno erst Mitte Dezember 2017 gekommen, sagte Aduno-Sprecher Andreas Bantel auf Anfrage. Einzelne Passagen seien von Raiffeisen geschwärzt worden. Im Dezember war Niquille – mittlerweile Verwaltungsratspräsident – aber ohnehin in die Gänge gekommen, nachdem er erfahren hatte, dass die Finanzmarktaufsicht gegen Raiffeisen und Vincenz ermittelte. Er rief spezialisierte Anwälte ins Haus, worauf sich der Aduno-VR entschloss, Vincenz einzuklagen.

Zuger Kantonalbank schweigt

Nun steht Pascal Niquille als der dynamische Manager da, der den Fall Vincenz definitiv ins Rollen brachte. Und dies, obwohl er eineinhalb Jahre lang die Augen zugedrückt und auf die Rechtschaffenheit von Vincenz vertraut hatte. Einem Anführer notabene, der bei Raiffeisen mit seinem schwachen Verwaltungsrat mehr oder weniger machen konnte, was er wollte.

Dies alles wirft natürlich Fragen auf – etwa ob die Reputation der Zuger Kantonalbank unter der Affäre leiden könnte. Oder wie es überhaupt zu Niquilles Engagement bei Aduno gekommen ist, wo die Zuger Kantonalbank doch nur eine Kleinaktionärin bei Aduno ist, die weniger als drei Prozent des Kapitals besitzt. Auskünfte waren von der Bank indes keine erhältlich.

Staatsgarantie für Niquilles Bank

Auch Pollitiker, welche die Zuger Kantonalbank sonst kritisch-prüfend begleiten, sind ratlos. Andreas Hürlimann, grünalternativer Kantonsrat aus Steinhausen und Mitglied der Stawiko meint etwa: «Ich lese jeden Tag neue Details von Verwicklungen und Abläufen in den Medien.»

Von öffentlicher Bedeutung ist das Thema gute Unternehmensführung und Zuger Kantonalbank auf alle Fälle. Denn der Regierungsrat plant bekanntlich mit dem neuen Kantonalbankgesetz die Mehrheitsbeteiligung an der Zuger KB aufzugeben – aber die Staatsgarantie für das Institut von Pascal Niquille weiterhin zu leisten.

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