Luzerner bastelt an Baselstrasse einen Escape-Raum

Wiederauferstehung des Hotel-Palace-Inventars als Kulisse

In der Werkstatt baut Thomas Niederberger die Elemente für seinen Escape-Room.

(Bild: giw)

An der Baselstrasse in Luzern eröffnet ein neuer Rätselraum, in dem man gemeinsam mit Freunden eine Stunde die Gehirnwindungen trainieren kann. Hinter dem Projekt steckt ein erfolgreicher Web-Entwickler, den das Knobelfieber gepackt hat.

Sie heissen «Serienmörder», «Duell Logic», «Zombie Lab», «Das geheime Fenster» oder «Die schwarze Königin»: Hinter den dramatischen Namen stecken sogenannte Escape-Rooms. Darin können sich Freunde oder Arbeitskollegen einer Reihe von Rätseln stellen, um einer Gefahr zu entkommen oder ein Problem zu lösen – und zwar unter Zeitdruck.

Bereits gibt es verschiedene Anbieter in der nahen Umgebung der Stadt (siehe Box). Nun gesellt sich ein weiterer erstmals in der Innenstadt hinzu: Im Erdgeschoss an der Baselstrasse 25 entsteht im Frühjahr «The Riddle Escape Games». Hinter dem Projekt steht der Luzerner Unternehmer Thomas Niederberger. Er hat in den vergangenen Jahren die Online-Agentur «Mexan AG» aufgebaut, die heute 17 Mitarbeiter zählt. Im vergangenen August hat er die Geschäftsführung einem langjährigen Mitarbeiter übergeben – und hat nun die Zeit, ein ganz neues Projekt in die Hand zu nehmen.

«Ich finde es eine tolle Sache, eine solche Welt zu erschaffen», sagt Niederberger. Auf den Geschmack gekommen ist er zusammen mit seiner amerikanischen Freundin Amy. Gemeinsam haben sie in den vergangenen Jahren Escape-Rooms rund um den Globus besucht. Beispielsweise in den USA, wo gar Schauspieler zum Einsatz kommen in den interaktiven, teamorientierten Knobelspielen. Niederberger erinnert sich auch an ein Rätsel-Abenteuer in Tel Aviv, wo ein ganzer Industrie-Komplex als Szenario dient.

So soll der Eingang zum Escape Room «The Riddle» an der Baselstrasse aussehen.

So soll der Eingang zum Escape Room «The Riddle» an der Baselstrasse aussehen.

(Bild: fotorealistische Darstellung Baugesuch)

Alles selbst gemacht

Das Spielprinzip scheint gerade in der von virtuellen Erlebnissen dominierten Welt des 21. Jahrhunderts gut anzukommen. «Im Escape-Raum kann man für 60 Minuten mit Freunden in eine andere Realität eintauchen und den Alltag für einen Moment hinter sich lassen», erklärt sich Niederberger den Erfolg.

Der 40-jährige Typograf ist ein eingefleischter Tüftler – nicht nur als Webentwickler. Er baut Lampen aus, setzt Kontakte ein. In einem Escape-Raum steckt viel Elektronik, die reagiert, wenn der richtige Code eingegeben wurde oder ein neuer Raum betreten wird. Da kommt des Webentwicklers Beruf zum Zug: Er kann die Anlage auch gleich selbst programmieren.

Gar ein rätselhaftes Cheminée hat er selber entworfen und mit Holz gezimmert. Alles hat er sich selbst beigebracht. Im drei Meter hohen Raum mit Industrie-Charme stehen auch antike Möbel, Sessel und gar ein Piano. Die Kulissenelemente fand Niederberger unter anderem Ende Januar bei der Versteigerung des Hotel Palace (zentralplus berichtete).

Der Werbetrailer für «The Riddle»:

Niederberger setzt auf Unabhängigkeit

Adventure Rooms in Luzern

Wer in Luzern interaktiv Rätsel lösen will, hat eine breite Auswahl. In Emmenbrücke bietet «Adventure Rooms» vier verschiedene Räume an der Gerliswilerstrasse. Dort kostet ein einstündiger Durchgang 30 Franken pro Person. Im Staldenhof in Littau bietet «Escape Quest» vier Rätsel, die zwischen 37 und 47 Franken pro Person zu Buche schlagen. Und auch in Root betreibt «Escape Challenge» einen Fluchtraum, hier variiert der Preis zwischen 27 und 42 Franken je Teilnehmer.

In seinem ersten Rätsel müssen die Besucher einen Mordfall aufklären, ähnlich wie im bekannten Brettspiel «Cluedo». Im Gegensatz zu den meisten anderen Adventure-Räumen kann man den Ort zweimal durchspielen, jeweils mit anderen Aufgaben. Dadurch ist auch ein Wettbewerb zwischen zwei Gruppen möglich.

Ein zweites Projekt steckt noch in der Schublade. Anders, als viele bei der Konkurrenz, entwickelt er das Szenario von Null auf selbst. «Rund die Hälfte der Escape-Rooms in der Branche sind Franchisenehmer – da kann man die gesamte Einrichtung und die Rätsel einkaufen. Doch dann geht es nur ums Geld.»

Niederberger hingegen ist ganz der freie Unternehmer. Er will unabhängig bleiben – auch wenn das aufwendiger ist: «Ich möchte selbst entscheiden, wie und was ich genau gestalte.» Wie viel Zeit Niederberger bereits in «The Riddle» investiert hat, kann er nicht sagen. Und es werden noch etliche Stunden folgen, bis die Räumlichkeiten eingerichtet sind.

Unternehmer will Quartier aufwerten

Noch ist offen, wann er seinen Rätselraum erstmals in Betrieb nehmen kann. Geplant ist eine möglichst rasche Eröffnung, möglicherweise bereits im April. Derzeit baut er einzelne Elemente. Für den Ausbau muss er noch auf die Bewilligung der Stadt warten. «Hoffentlich klappt alles.» Das Ganze ist nicht ohne Risiko: Rund 20’000 Franken investiert Niederberger in den Umbau. Hinzu kommt die Lokalmiete.

Doch Niederberger ist überzeugt, dass es für einen weiteren Escape-Room Platz hat in der Region. «Die anderen Anbieter sind gut gebucht.» Er setzt ausserdem auf die Innenstadt. Für die Baselstrasse hat er sich auch entschieden, weil ihm das multikulturelle Quartier gefällt. «Die Strasse lebt, ist bunt durchmischt. Es sollte viel mehr solche Orte geben hier.» Er findet, der Ort hat eine Aufwertung verdient – es laufe auch zunehmend mehr. Er erinnert etwa an das «Kaffee Kind» gleich nebenan oder an die «Molo-Bar» weiter oben an der Strasse, welche erst im vergangenen Dezember seine Tore öffnete (zentralplus berichtete).

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