Das sagen bekannte Krienser zum 104-Meter-Wohnturm

«Die Allmendhochhäuser nahmen den Leuten die Angst»

Sind sich noch nicht in allen Punkten einig: Helene Meyer-Jenni, Ueli Breitschmid, Michael Töngi und Paul Winiker (im Uhrzeigersinn)

(Bild: Bildmontage zentralplus)

Das geplante 104-Meter-Hochhaus im Krienser Mattenhof gibt zu reden. Auch bei bekannten Kriensern. Nicht nur die Höhe des grossen Wohnturms, sondern auch die Gestaltung der Umgebung liefern Stoff für emotionale Debatten.

Dass im Mattenhof in Kriens dereinst Hochhäuser in den Himmel ragen werden, steht kaum zur Diskussion. Die geplanten Wohntürme, im Ensemble mit der Multifunktionshalle «Pilatusarena», stossen in Kriens auf ein grundsätzlich positives Echo (zentralplus berichtete).

Die künftigen Debatten werden sich also nicht ums «Ob» sondern vielmehr ums «Wie» drehen. Denn fragt man bei bekannten Krienser Persönlichkeiten nach, offenbaren sich schnell einige ungeklärte Fragen bezüglich der Realisierung des Projektes. Passt das Vorhaben zu Kriens und ist es das richtige? Wie hoch darf es bitte sein? Darüber herrscht noch keine Einigkeit.

Als Einwohner von Kriens äussert sich Regierungsrat Paul Winiker wohlwollend zum Projekt. «Ich habe mich – noch im Krienser Gemeinderat – für dieses Vorhaben eingesetzt, weil uns die ‹Pilatusarena› die einmalige Chance bietet, eine Saalsporthalle von nationaler Bedeutung realisieren zu können», lässt er sich zitieren.

Das sei unter anderem nur möglich gewesen, weil im Bau- und Zonenreglement der Gemeinde die Möglichkeit geschaffen wurde, dass bei Vorhaben dieser Grösse ein Bauherr auch von einem gewissen Bonus profitieren kann, so der ehemalige Krienser Gemeindepräsident. Diese Haltung ist nicht überraschend. Winikers Regierungsratskollege Guido Graf weibelt an vorderster Front für das geplante Projekt (zentralplus berichtete).

Verkehrsprobleme befürchtet

Ebenfalls positiv steht der Krienser Unternehmer Ueli Breitschmid dem Projekt gegenüber. Breitschmid ist Inhaber der Curaden AG in Kriens, die weltweit Produkte für die Zahnhygiene verkauft.

«Es spielt wirklich keine Rolle, wie hoch das Haus wird. Das ist eine reine Frage des Geschmackes und der Rentabilitätsberechnung. Je höher ein Haus, desto teurer die Bauerei und Mehrkosten», antwortet Breitschmid lapidar.

«Mit der Annahme des neuen Raumplanungsgesetztes vor einigen Jahren hat sich eine Mehrheit der Bevölkerung fürs Verdichten entschieden. Deshalb ist das für mich so in Ordnung», sagt er. Probleme sieht Breitschmid indes bei der «mangelhaft geplanten und schwachen Verkehrserschliessung».

«Kriens ist längst kein Dorf mehr»

Eine adäquate Anbindung an den Verkehr ist auch für die Krienser SP-Kantonsrätin Helene Meyer-Jenni mitunter matchentscheidend. Meyer-Jenni wohnt selber in der Kuonimatt und ist vom Projekt unmittelbar betroffen. Als Anwohnerin steht sie einem Hochhaus aber grundsätzlich positiv gegenüber.

«Es verträgt im Mattenhof durchaus ein Hochhaus. Dass es auch möglich ist, dafür eine solide Mehrheit zu finden, hat sich bei der Allmend gezeigt», so Meyer-Jenni. Die Häuser bei der Swissporarena würden heute kaum noch jemanden stören.

«Der Mattenhof ist sicher nicht der dümmste Ort, um verdichtet zu bauen.»

Michael Töngi, Neo-Nationalrat (Grüne)

Meyer-Jenni meint zu spüren, dass man heute eine Diskussion über Hochhäuser relativ pragmatisch und weniger emotional führen kann. Dies sei vor ein paar Jahren noch anders gewesen.

«Ich glaube, die Hochhäuser auf der Allmend haben den Leuten etwas die Angst genommen.» Das sei eine sehr positive Entwicklung. Denn: «Kriens ist längst kein Dorf mehr, sondern eine Stadt mit entsprechenden Strukturen, Bevölkerungsgruppen und Herausforderungen», blickt Meyer-Jenni in die Zukunft. 

Höhe wird zum Knackpunkt

Sie äussert jedoch Zweifel, ob die vorgesehene Höhe von 104 Metern von der Bevölkerung akzeptiert wird. «Die geplante Höhe erachte ich auch persönlich als kritisch. Die Referenzhöhe für das Hochhaus sollten die Wohntürme auf der Allmend sein», so Meyer-Jenni.

Dass in die Höhe gebaut wird, sei ein Gebot der Stunde. «Genauso entscheidend sind aber auch die Qualität der Umgebungsgestaltung und die Materialisierung des Hauses», sagt sie. Hinzu komme ein angemessener Innenausbau.

Die Verkehrserschliessung und die Umgebungsgestaltung werden noch zu reden geben: Blick vom Kreisel Kuonimatt Richtung Bahnhof Mattenhof.

Die Verkehrserschliessung und die Umgebungsgestaltung werden noch zu reden geben: Blick vom Kreisel Kuonimatt Richtung Bahnhof Mattenhof.

(Bild: Visualisierung Raumgleiter AG, Zürich)

«Die Wohnungen und die Umgebung müssen lebenswert sein», wendet sich Helene Meyer-Jenni als Krienserin an die Bauherren. Wenn die Leute aufgrund baulicher Ungereimtheiten innerhalb und ausserhalb des Gebäudes wieder wegziehen würden, wäre dies der Untergang des ganzen Projektes, ist sie überzeugt.

Es braucht Diskussionen

Auch der Krienser Neo-Nationalrat Michael Töngi (Grüne) redet den Planern auf seiner Website ins Gewissen. «Der Mattenhof ist sicher nicht der dümmste Ort, um verdichtet zu bauen.» Man sei aber lange von einem Hochhaus von rund 80 Metern ausgegangen, äussert er sich kritisch.

«Ob es drei Hochhäuser auf engstem Raum verträgt, ob es tatsächlich über hundert Meter hoch werden muss und wie die Aussenräume gestaltet werden, damit auch Leben entsteht, das braucht sicher noch Diskussionen.» Es sei deshalb sehr wichtig, dass der Krienser Bevölkerung genügend Zeit und Raum für die notwendigen Debatten zur Verfügung stehen wird, so Töngi.

Eine weiterer bekannter Krienser, Gallivater Werner Schnüriger, wollte sich nicht zum Projekt äussern. Er verweist auf die politische Neutralität der Krienser Gallizunft.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Bruno Amrhein
    Bruno Amrhein, 01.03.2018, 16:39 Uhr

    Verdichtet bauen als Grundsatz ist aus meiner Sicht sinnvoll. Dieser Grundsatz darf aber nicht dazu führen, dass vor allem die Lebensqualität der Investoren steigt, welche meistens an einem andern Ort, oft in bester Wohnlage und ohne Dichtestress leben.
    Mir fehlt bei der ganzen Entwicklung dieses Krienser Ortsteils eine Gesamtschau, eine Planung unter Einbezug aller Aspekte wie Wohnungen, Büroangebote, Verkehr, Einkaufen, Schulen, Grünflächen usw. Zudem müsste dies besser mit den andern geplanten Bauvorhaben im Gebiet des Bahnhofs Horw koordiniert werden. Es besteht sonst ein hohes Risiko, dass dieses Gebiet überlastet und die Systeme überfordert werden. Es gibt ja bereits genügend Gebiete in der Agglomeration, welche täglich an der Grenze eines Verkehrkollapses stehen. Zudem ist es viel schwieriger, nachträglich an der Realität herumzuflicken, als vorausschauend zu handeln. In diesem Zusammenhang ist die Gebäudehöhe nur ein Aspekt im Ganzen.
    Wenn ich die bis jetzt realisierten Bauten und die Baustellen betrachte, bekomme ich den Eindruck, dass das Ganze überdimensioniert ist. Wer zwischen den engen klotzigen Baukuben hindurchläuft, wird eher von einem beklemmenden Gefühl gepackt als von Lebensfreude und dem Wunsch dort zu leben. Bruno Amrhein, Kriens

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