André Wicki möchte vom Vize zum Zuger Stapi werden

«Nach acht Jahren linker Führung braucht es mich»

Ein SVP-Politiker, der für eine sozial durchmischte Stadt Zug eintritt und die Schaffung von günstigem Wohnraum fordert – das hört man nicht alle Tage. André Wicki tut das, denn der Bauchef möchte zum Präsidenten von allen Zugern gewählt werden.

zentralplus: Bald ist Schmutziger Donnerstag. Steigt die Fieberkurve schon bei Ihnen?

André Wicki: Klar. Ich freue mich auf das bunte Treiben. Die Chesslete und der Umzug am Schmutzigen Donnerstag sind für die Stadt wichtig.

zentralplus: Und anschliessend gehen Sie Ski fahren?

Wicki: Nein, meine Frau und ich sind die ganze Fasnacht über in Zug engagiert. Wir sind als Prinzen bei der Zunft der Letzibutzeli an jedem Tag der Fasnacht aktiv – vor allem natürlich an der Lebuzzen-Fasnacht am Samstag.

Durch das Projekt «Laurentia» wird das Riedmattschulhaus erweitert.

Das Erweiterungsprojekt fürs Zuger Riedmattschulhaus war durch Einsprachen blockiert, es sah schlecht aus. André Wicki schaffte es, die Einsprecher zum Rückzug zu bewegen.

(Bild: zvg)

zentralplus: Wie steht’s mit den nächsten Wahlen? Ist dafür die Fieberkurve schon gestiegen?

Wicki: Das dauert ja noch eine Weile. Da bin ich ganz gelassen.

zentralplus: 2014 hat es mit der Wahl zum Stapi nicht geklappt. Warum glauben Sie, dass Sie diesmal gewählt werden?

Wicki: Ich werde nach dem Rücktritt von Dolfi Müller der amtsälteste und erfahrenste Stadtrat sein und bringe zusätzlich die Erfahrung des Stadtratsvizepräsidenten mit. Der letzte Wahlgang stand noch im Zeichen des Übergangs vom Proporz zun Majorz. Diesmal wird allen klar sein, dass sie Köpfe und nicht Parteien wählen. Das hilft mir sicher.

zentralplus: Bei den letzten Wahlen waren Sie der Kandidat der drei bürgerlichen Parteien, der gegen den Sozialdemokraten Müller angetreten ist. Diesmal sind es nun drei bürgerliche Kandidaten – und doch könnte mit Vroni Straub wieder eine Linke gewinnen.

Wicki: Das werden wir sehen. Aber für die Einwohner der Stadt Zug ist es doch wunderbar, dass sie eine so grosse Auswahl haben.

zentralplus: Sie sind Vizestadtratspräsident. Was bedeutet dieses Amt in der Praxis?

Wicki: Ich vertrete den Stadtpräsidenten bei Abwesenheiten, leite etwa Stadtratssitzungen oder nehme auch die eine oder andere repräsentative Pflicht wahr. Dolfi Müller und ich sprechen uns diesbezüglich ab. Es ist wichtig, dass ein Stapi einen Vize hat. Und für mich ist diese Arbeit neben der alltäglichen Arbeit als Bauchef so etwas wie die politische Kür, ich mache dies gerne.

«Bei den Bauten, die wir realisiert haben, konnten wir im Unterschied zu früher immer den Kostenrahmen einhalten.»

zentralplus: Was wollen Sie als Stapi anders machen als Dolfi Müller?

Wicki: Dolfi Müller hat einen sehr guten Job gemacht. Gleichwohl gibt es einiges, das ich anders angehen will. Unsere Vorfahren haben Zug von einem der ärmsten zu einem der reichsten Kantone gemacht und wir stehen vor neuen Herausforderungen. Wir stehen nicht nur im internationalen Wettbewerb, sondern auch im nationalen und lokalen Wettbewerb mit andern Gemeinden des Kantons. Da müssen wir fitter werden und aus dem Dornröschenschlaf erwachen. 

zentralplus: Sie führen das Baudepartement. Was haben Sie dort erreicht und welches sind die Herausforderungen?

Wicki: Man kann es in drei Punkten zusammenfassen. Ich bin als Quereinsteiger in die Politik gekommen, habe früher im Konsumgüterbereich gearbeitet. Von dort her weiss ich: Man erfährt am besten, was ein Kunde will, wenn man ihn fragt. Das berücksichtigen wir nun in der Stadtplanung, wo wir mit Quartierbefragungen eine Vision für Zug im Jahr 2050 entwickeln. Dann bei den Bauten, die wir realisiert haben: Hier konnten wir im Unterschied zu früher immer den Kostenrahmen einhalten.

In Zug müssen wir verschiedene Schulbauten erstellen, das wird uns auch in Zukunft beschäftigen. Und ebenfalls zentral für mich ist der Bereich des preisgünstigen Wohnungsbaus, wo ich auf die Zusammenarbeit mit den Baugenossenschaften setze und auch grosse Landeigentümer überzeugen konnte, dass auf ihren Arealen auch günstige Wohnungen erstellt werden.

Im September 2017 wird die Confiserie Speck am Kolinplatz im fertigen Neubau ihr Café eröffnen (Modellfoto, drittes Haus von links). Zusammen mit einer Postagentur?

Unter Wicki realisierte die Stadt Zug im Kolingeviert Neubauen und Umbauten.

(Bild: zvg)

zentralplus: Aber die Genossenschaften haben das gleiche Problem wie andere Bauträger: Sie finden kaum noch erschwingliches Land. Das wäre nötig, um günstige Wohnungen zu realisieren.

Wicki: Die Lösung lautet, Land im Baurecht abzugeben. Wir sollten in Zug sowieso kein Land verkaufen, da bin ich strikt dagegen. Wir haben von der Einwohnergemeinde zwar selber kaum Land abzugeben. Die Korporation ist aber für mich ein gutes Beispiel. Sie baut viele Wohnungen, auch im preisgünstigen Bereich. Sie wollte ja rund 400 preisgünstige Wohnungen im Unterfeld erstellen. Sie handelt nachhaltig und langfristig orientiert.

«Ich mag modische Kleider, sie sind für mich ein Ausdruck von Lebensfreude und Gepflogenheit.»

zentralplus: Sie brauchen Stimmen aus der Mitte und von links, um als Stapi gewählt zu werden. Warum sollten Ihnen Wähler aus diesen Lagern ihre Stimme geben?

Wicki: Weil ich auch gemeinsame Ziele mit der Mitte und den Linken habe. Schauen Sie, ich bin Stadtzuger. Ich treffe jeden Sommer in der Badi Seeliken Leute, die ich dort schon vor 30 Jahren gesehen habe. Ich treffe im Colonia die Leute, die zu Pizza und Pasta kommen und jene, die regelmässig ins Casino gehen. Deshalb ist es mein höchstes Ziel, dass Zug eine sozial gut durchmischte Stadt bleibt.

zentralplus: Verhindern Sie mit Ihrer Kandidatur nicht einen bürgerlichen Stadtpräsidenten, indem Sie Karl Kobelt von der FDP Stimmen wegnehmen, die er eigentlich für den Kampf gegen Vroni Straub von der CSP braucht?

Wicki: Das denke ich nicht. Vielleicht wird durch die Viererkandidatur ein zweiter Wahlgang nötig. Aber nach acht Jahren linker Führung braucht es mich als bürgerlichen Stapi. Und dass ich der Richtige bin, hatten alle bürgerlichen Parteien erkannt, als sie mich vor drei Jahren zum Kandidaten als Stadtpräsidenten nominiert haben. Und nach drei Jahren als Stadtratsvizepräsident ist eine neue Kandidatur wohl folgerichtig.

Das ist André Wicki

André Wicki (55) wuchs als kleiner Junge im Ennetsee auf, bevor seine Familie nach Zug zog. Der Betriebsökonom arbeitete in der Konsumgüterbranche, bevor er 2010 als Quereinsteiger in die Politik wechselte und für die SVP in den Stadtrat einzog, wo er das Baudepartement leitet. Wicki amtet als Stellvertreter des scheidenden Stapi Dolfi Müller (SP). Er kandidiert im Herbst 2018 für das Amt des Stadtrates und das Amt des Stadtpräsidenten. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt seit vielen Jahren in Oberwil.

zentralplus: Ist Ihr Mitbewerber Karl Kobelt in Ihren Augen überhaupt ein bürgerlicher Kandidat?

Wicki: Er ist Mitglied einer bürgerlichen Partei. Allerdings ist diese Frage für das Amt des Stapis nicht so relevant. Der Stadtrat funktioniert anders als das Parlament. Ein Stadtrat oder ein Stadtpräsident muss die Anliegen aller Bürgerinnen und Bürger berücksichtigen.

zentralplus: Bevor Sie Stadtrat wurden, waren Sie General Brand Manager bei einem grossen Konzern. Wie soll die Marke der Stadt Zug nach Ihrer Meinung aussehen?

Wicki: Die Marke Zug steht für fünf Kernpunkte: Innovation, Machertum, Eigenverantwortung, Solidarität und Internationalität. Und wir sagen, wenn uns was nicht passt. Mit der Marke Zug können sich alle Zugerinnen und Zuger identifizieren, unabhängig von ihrer politischen oder kulturellen Herkunft. Sie sichert auch künfigen Generationen Wohlstand und Geborgenheit.

zentralplus: Sie sind der am besten angezogene Zuger Stadtrat. Man könnte sagen, Sie sind der George Clooney von Zug …

Wicki: Vielleicht spiegelt mein Stil mein Naturell wider. Ich mag modische Kleider, sie sind für mich ein Ausdruck von Lebensfreude und Gepflogenheit.

zentralplus: Kommen Ihre Anzüge aus der Savile Road in London?

Wicki: London ist eine schöne Stadt, aber weit weg. Ich kaufe meine Kleider oft in Zug, manchmal auch in Italien. In drei Stunden ist man ja mit dem Zug in der Modemetropole Mailand.

zentralplus: Man sagt Ihnen sowieso eine Affinität zum Mittelmeerraum nach.

Wicki: Die habe ich gewiss. Ich habe mich immer wieder dort aufgehalten, meine Frau ist halbe Sizilianerin. Eines meiner Hobbys ist Kochen und ich halte die italienische Küche für die vielleicht vielfältigste der Welt. Das ist natürlich auch mit Gefahren verbunden, wenn man etwa von einem Ausflug nach Italien nach Hause kommt und plötzlich zusätzliche Kilos auf die Waage bringt.

zentralplus: Und zum Ausgleich gehen Sie dann nach Spanien wandern?

Wicki: Ich habe vergangenen August zwei Freunde drei Wochen auf dem Jakobsweg begleitet. Das war ein unwahrscheinliches Erlebnis und etwas, was ich schon immer mal machen wollte. Aber in Spanien kocht man auch gut, das Abnehmen steht dort nicht im Vordergrund.

zentralplus: War das pilgern eine Erfahrung, die sie wiederholen würden?

Wicki: Das kann ich mir gut vorstellen. Aber nicht heuer, nicht im Wahljahr. 

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