Gasthaus St. Wendelin in Wauwil vor dem Neustart

Beiz sucht neuen Wirt – mit ungewohnt nackten Tatsachen

Das Gasthaus St. Wendelin mitten in Wauwil geht Ende Monat zu.

(Bild: jal)

Nach einem Jahr wirft das Wirtepaar im Gasthaus St. Wendelin in Wauwil bereits wieder den Bettel hin. Das einzige Restaurant im Dorf läuft zu wenig gut und schliesst deshalb Ende Februar – zum dritten Mal innert weniger Jahre. Der Besitzer hofft auf einen passenden Nachfolger und setzt dafür auf überraschende Mittel.

Wie eine stattliche Villa am Mittelmeer wirkt das Gasthaus St. Wendelin in Wauwil. Doch im Haus an der Dorfstrasse herrscht alles andere als Dolce Vita. Das Restaurant schliesst Ende Februar seine Türen. Nur ein gutes Jahr nach ihrem Start verlassen die jetzigen Pächter den «Wändu» wieder. «Schweren Herzens» hätten sie sich dazu entschieden, schreiben die beiden auf der Webseite.

Offenbar lief der Betrieb zu wenig gut. Das jetzige Wirtepaar hält fest, dass es «trotz unseren Leistungen im Bereich Service und Küche nicht genügt, das Gasthaus St. Wendelin wirtschaftlich erfolgreich zu führen». Auf Anfrage von zentralplus wollten sich die beiden nicht näher zu den Gründen äussern und verweisen an den Besitzer.

Wirt Georg Putz war vorher Geschäftsführer der Villa Hausermatte an der Haldenstrasse in Luzern, das mit 13 Gault-Millau-Punkten dotiert war. Dort musste er allerdings über die Klinge springen, als der «Schweizerhof» das Restaurant letzten März übernahm (zentralplus berichtete).

Zum dritten Mal in derselben Situation

Das einzige Restaurant des Dorfes am Santenberg kommt nicht zur Ruhe. Geführt vom tamilischen Koch Varathan Nithiyabhavanantham – genannt Varathan – erfreute es sich während über acht Jahren grosser Beliebtheit. Doch als dieser vor vier Jahren in Sursee sein eigenes Lokal eröffnete, brachen für das Gasthaus St. Wendelin unruhige Zeiten an.

Seine Nachfolger kamen – blieben meist nicht lange – und gingen. Nicht immer ohne Nebengeräusche, wie vor gut drei Jahren, als das damalige Wirtepaar die Gerüchteküche und die schlechte Stimmung in der Wauwiler Dorfbevölkerung kritisierten (zentralplus berichtete). Ende Februar endet also auch das kurze Gastspiel der jetzigen Pächter Gisela Eicher und Georg Putz.

Gar keine Freude daran hat Besitzer Alois Moser. Zusammen mit seinem Bruder hat er das Lokal im Jahr 2000 gekauft und für rund sieben Millionen Franken renoviert. «Es ist eine sehr bedauerliche Situation, die wir jetzt schon zum dritten Mal erleben», sagt er. Der Umsatz im St. Wendelin sei gut gewesen, aber auf der Kostenseite habe es nicht gestimmt, sagt Moser, ohne auf Details eingehen zu wollen.

Zum Gebäude gehört auch eine grosszügige Terrasse.

Zum Gebäude gehört auch eine grosszügige Terrasse.

(Bild: Facebookseite Gasthaus St. Wendelin)

Zumal er auch in der generellen Situation der Branche einen Grund ortet. «Heute gibt es in der Gastronomie ein grosses Überangebot, aber nur noch eine kleine Wertschöpfung.» Die Anforderungen an die Wirte seien gestiegen – und auf dem Land noch etwas anders als in der Stadt. «Oft erwarten die Leute, dass der Wirt von morgens bis abends präsent ist und jedem Einzelnen das Gefühl gibt, willkommen zu sein.»

«Mit den vielen Neubauten im Dorf sind die Perspektiven gut, dass jemand hier seine Chance packen kann.»

Annelies Gassmann, Gemeindepräsidentin Wauwil

Nach den drei kurzen Gastspielen hat Alois Moser gar kurzzeitig mit der Idee geliebäugelt, den Betrieb in Wauwil zu schliessen. Doch erst letztes Jahr hat er gemäss eigenen Aussagen eine Viertelmillion Franken investiert, das Gasthaus sei in einem sehr guten Zustand. «Es wäre fatal, wenn wir den Schlüssel drehen würden.»

Tatsächlich wäre das besonders für die Gemeinde Wauwil wenig erfreulich. Im wachsenden Dorf am Santenberg hat es zwar seit dem letzten Frühling ein Café, aber abends kann man nirgendwo sonst einkehren als im «Wändu». «Das Gasthaus ist ein Treffpunkt, ein Ort, wo man soziale Kontakte knüpfen kann», sagt Gemeindepräsidentin Annelies Gassmann (CVP). Auch die Vereine würden das Lokal nutzen. «Insofern ist das für das Dorf und das Dorfleben schon wichtig.» Die Gemeinde ist denn auch behilflich, durch die Vernetzung und die Kontakte einen Nachfolger zu finden.

Annelies Gassmann ist jedenfalls optimistisch, gerade auch angesichts der vielen Zuzüger: «Mit den vielen Neubauten im Dorf sind die Perspektiven gut, dass jemand hier seine Chance packen kann.» Zwar sei es heute nicht mehr so einfach wie früher, ein Gasthaus zu führen. «Aber es gibt ja genügend gute Beispiele, wo es funktioniert.»

6’000 Franken pro Monat: Besitzer legt Karten auf den Tisch

Doch einen passenden Nachfolger zu finden, ist laut Alois Moser sehr schwierig. «Der oder die Neue muss Begeisterung und Liebe für den Beruf haben und bereit sein, überdurchschnittliche Leistungen zu erbringen.» Der Fokus liege denn auch nicht darauf, möglichst schnell einen neuen Pächter zu finden. Gespräche mit Interessierten seien zwar im Gange. «Wir werden aber ziemlich sicher niemanden finden auf Anfang April.»

Alois Moser beschreitet bei der Suche ungewöhnliche Wege. Er legt nämlich alle Karten auf den Tisch: Im Inserat informiert er – in der Branche sehr aussergewöhnlich – offen über den Mietpreis. Für 5’990 Franken pro Monat ist das Gasthaus ausgeschrieben. Ebenfalls fein säuberlich ausgewiesen werden beispielsweise die Kosten fürs Inventar – vom Porzellan über den Backofen bis hin zum Gartenschlauch – oder der jährliche Energiebedarf der Liegenschaft. Wieso diese Transparenzoffensive?

«Wir wollen niemandem den Speck durchs Maul ziehen, sondern einen Unternehmer als Partner finden.»

Alois Moser, Besitzer des Gasthauses

«Wir wollen keinen Gastronomen, der sich in ein Abenteuer stürzt und nur Geld verliert», sagt Alois Moser. Wer den Betrieb übernehme, solle alle Faktoren kennen. Moser legt den Preis offen, aber explizit nicht, um jemanden anzulocken. «Wir wollen niemandem den Speck durchs Maul ziehen, sondern einen Unternehmer als Partner finden, der weiss, was er tut.»

Gutbürgerliche Küche und einen Stammtisch für Einheimische versprach die Gaststube.

Gutbürgerliche Küche und einen Stammtisch für Einheimische versprach die Gaststube.

(Bild: Facebookseite Gasthaus St. Wendelin)

Mit der Gaststube, dem Saal, einer Vinothek und einer Terrasse fällt das Lokal sehr gross aus. Im ersten Stock befindet sich zudem eine 5,5-Zimmer-Wohnung, die für 1’750 Franken Monatsmiete ausgeschrieben ist. Alois Moser könnte sich auch eine Verkleinerung des Gastronomiebetriebs vorstellen – allerdings nur, falls ein Topkandidat anklopft und das wünschen würde. «Den Saal vom Betrieb abzutrennen, wäre das Worst-Case-Szenario, falls wir sonst niemand Passenden finden.»

Doch vorerst hofft er, dass es nicht so weit kommt, sondern dass er einen Traumprinzen für das kleine Schloss findet. Und der «Wändu» bald mal zur Ruhe kommt.

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