Klubkonzert im Sousol mit Pflanzplätz

Quere Volksmusik sorgt für Gänsehautstimmung

Für die vielfältigen Stücke brauchen Pflanzplätz Instrumente aus allen Registern. Von links: Simon Dettwiler, Jürg Nietlispach und Thomas Aeschbacher.

(Bild: Daniela Herzog)

Pflanzplätz sind mehr als eine urchige Ländlergruppe. Das virtuose Trio schaut gerne über den eigenen Gartenzaun und pflückt auch mal ein paar exotische Klänge für sein musikalisches Blumenbouquet. Mit viel Leidenschaft, Präzision und musikalischem Feingefühl heizten sie am nasskalten Sonntagabend im Luzerner Sousol ein.

Bereits im vierten Jahr organisiert der international gefragte Tangopianist und -komponist Robert Schmidt Klubkonzerte Luzern im Sousol in Luzern. Der passionierte Musiker vereinigt in seiner Programmgestaltung immer wieder Künstler aus den unterschiedlichen Musikrichtungen: Weltmusik, Jazz, Klassik und unkonventionelle Volksmusik.

Dass Schmidt dabei ein feines Händchen für die Auswahl der Musiker hat, zeigt ein Blick auf die vergangenen Konzerte: Vom jazzigen «Swing de Paris Trio», über Multiinstrumentalist Albin Brun bis zum klassischen 3G Dreigenerationenquartett waren schon einige Leckerbissen in dieser äusserst lebendigen und vielfältigen Konzertreihe zu hören.

Auch für Pflanzplätz war es nicht der erste Auftritt im Sousol, Anfang Baselstrasse. Bereits zweimal waren sie an den Klubkonzerten zu hören und stellten ihre kreativen und berührenden Eigenkompositionen unter Beweis.

Von nah und fern

Pflanzplätz, das sind Thomas Aeschbacher am Schwyzerörgeli und Cajon, Simon Dettwiler am Schwyzerörgeli und Trümpi und Jürg Nietlispach am Kontrabass, Trümpi und an der Gitarre. Gemeinsam nehmen sie das Publikum mit auf eine musikalische Zeitreise durch Europa, ohne dabei ihre Wurzeln im hiesigen Boden zu vergessen.

Von irischen Reel- und Jig-Melodien mit A-cappella-Einlagen im «Puirt a beul»-Stil über finnische Volksklänge bis zu französischen Valse-Musetten à la Amelie ist alles dabei. Mal jazzig, mal rockig, mal bluesig. Doch auch urschweizerische Stücke abseits vom Mainstream haben ihren Platz im spannungsreichen Liederrepertoir.

Simon Dettwiler am Schwyzerörgeli.

Simon Dettwiler am Schwyzerörgeli.

(Bild: Daniela Herzog)

Auf dem Langnauerli, einem Vorläufer des Schwyzerörgeli, spielen Aeschbacher und Dettwiler nicht nur urchige Lieder aus dem Emmental, sondern auch vielfältige, lüpfige Stücke aus dem Appenzellerland, die heute so nicht mehr gespielt werden. In «Stüdubärg», einem wunderschönen alten Emmentaler Lied, komponiert von Thomas Aeschbachers Grossonkel Johann Aeschbacher, werden die beiden von Jürg Nietlispach mit sanften Gitarrenklängen begleitet.

Mit Begeisterung und Leidenschaft

Die äusserst lebendigen und verspielten Eigenkompositionen sind viel mehr als ein zusammengewürfeltes Mischmasch aus unterschiedlichen Stilrichtungen. Es gelingt den drei brillanten Künstlern, in einem musikalischen Balanceakt genau die Klänge, Rhythmen und Stilrichtungen zu vereinen, die ihren ganz eigenen Pflanzplätz-Stil voller melancholischer Lebenslust ausmachen.

So tönen Pflanzplätz:

 

Erst ganz leise, so dass man das Knopfdrücken hört, bald in einem beschleunigenden Crescendo, bespielen sie die Höhen und Tiefen des Lebens, vermischen Fremdes und Eigenes, Modernes und Traditionelles, und enden oftmals abrupt auf dem Höhepunkt. Als Zuhörerin kann man sich ganz in der Musik fallen lassen, seinen Gedanken nachschweifen, bis man wieder mit spannungsvollen Zwischenakkorden und queren Beats wachgerüttelt wird.

Tango meets Volksmusik

Schnelle und präzise Finger beweisen dabei nicht nur die beiden Örgeli-Spieler, sondern vor allem auch der irrsinnig zupfende Bassspieler Nietlispach. In den lächelnden und verschmitzten Blicken, die sie einander immer wieder zuwerfen, spürt man förmlich die Freude und Begeisterung für ihre Musik. Die tolle Stimmung auf der Bühne schwappt dann auch auf das Publikum über, das die einzelnen Stücke jeweils mit lautstarkem Applaus und Jubel verdankt.

Die drei leidenschaftlichen Musiker von Pflanzplätz im Einsatz: Simon Dettwiler, Jürg Nietlispach und Thomas Aeschbacher (von links).

Die drei leidenschaftlichen Musiker von Pflanzplätz im Einsatz: Simon Dettwiler, Jürg Nietlispach und Thomas Aeschbacher (von links).

(Bild: Daniela Herzog)

Ein Höhepunkt des Abends bilden die Tango-/Volksmusik-Stücke, welche die drei gemeinsam mit Robert Schmidt am Klavier interpretieren. Für Gänsehautstimmung sorgt nicht nur das Stück «Meli’s Swing Waltz», das einen voller Wehmut und Dringlichkeit die eine oder andere Träne verdrücken lässt. Auch das im Rahmen des Projekts UR-Tango von Robert Schmidt komponierte Stück «Vor em Hiisli» heizt den gut gefüllten Sousol-Saal so richtig ein.

Das Publikum ist begeistert und hat auch nach der ersten Zugabe noch nicht genug. Mehr von UR-Tango gibt’s am Sonntag, 25. Februar ebenfalls im Sousol.

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