Drei Frauen in der Exekutive sind denkbar

Machen Freisinnige die Zuger Regierung weiblicher?

Regieren bald mehr Frauen im Kanton Zug? Symbolbild mit einer Darstellung von Jeanne d'Arc.

(Bild: flickr/zvg)

Von Geschlechterquoten will die FDP absolut nichts wissen. Und doch könnten die Freisinnigen der Sache der Frau im Kanton Zug zum Durchbruch verhelfen. Obwohl die FDP-Frauen keinerlei Ansprüche auf einen Sitz in der Regierung erheben. Ein Paradox.  

«Im Jahr 2018 wäre es eigentlich Zeit für eine bürgerliche Frau im Regierungsrat», sagt Andreas Hostettler, Präsident der kantonalzugerischen FDP. Tatsächlich: In Sachen angemessene Geschlechterverteilung in der Kantonsregierung ist Zug ein Entwicklungsland. Manuela Weichelt-Picard (Alternative) ist die einzige Frau unter sieben Magistraten – und sie ist erst die dritte Regierungsrätin in der Geschichte des Kantons. 

«Die FDP ist gegen jede Art von Quoten.»

Andreas Hostettler, Präsident FDP Kanton Zug

Carina Brüngger-Ebinger, FDP-Gemeinderätin aus Steinhausen. 

Carina Brüngger-Ebinger, FDP-Gemeinderätin aus Steinhausen. 

(Bild: zvg)

Aber Hostettler sagt auch: «Die FDP ist gegen jede Art von Quoten.» Auch die Zuger FDP-Frauen stossen ins selbe Horn – und erinnern damit an die jüngsten Bundesratswahlen, bei denen die FDP-Frauen sich weigerten, für die weibliche Kandidatin Partei zu ergreifen. «Wir erheben keinen Anspruch auf einen weiblichen Sitz in der Regierung», sagt Brigitt Siegrist, die Präsidentin der Zuger FDP-Frauen, nachdem die beiden freisinnigen Zuger Regierungsräte Matthias Michel und Urs Hürlimann bekannt gegeben haben, im Herbst nicht für eine weitere Amtsperiode kandidieren zu wollen (zentralplus berichtete).

Nägel mit Köpfen

«Aber wenn es Frauen gibt, die fähig sind, das Amt der Regierungsrätin auszuüben, und sich für eine Kandidatur interessieren, dann soll man sie auch aufstellen», setzt Brigitt Siegrist hinzu. Ihre Sektion hat deswegen vorsorglich einen Pflock eingeschlagen und kurz nach Matthias Michels Rücktrittsankündigung ihre Kandidatin für die Nomination vorgestellt: die Steinhauser Gemeinderätin Carina Brüngger-Ebinger. 

«Wir erheben keinen Anspruch auf einen weiblichen Sitz in der Regierung.»

Brigitt Siegrist, Präsidentin FDP-Frauen, Kanton Zug

Brüngger-Ebinger hatten nicht viele auf der Rechnung und sie ist auch auf Kantonsebene noch nicht besonders gut bekannt. Eigentlich rechnete man für die Regierung eher mit der Unterägerer Kantonsrätin Gabriela Ingold oder mit einer der beiden Stadtzuger Kantonsrätinnen Cornelia Stocker oder Karen Umbach. Eliane Birchmeier, Gemeindepolitikerin aus Zug, brächte sicher auch den nötigen Ehrgeiz für einen Wahlkampf mit, hat sich aber wegen ihrer Kandidatur für die Stadtregierung aus dem Rennen um den Regierungsratssitz genommen. 

Eine oder zwei neue Frauen?

Powerfrau und Unternehmerin aus Unterägeri: Gabriela Ingold, FDP.

Powerfrau und Unternehmerin aus Unterägeri: Gabriela Ingold, FDP.

(Bild: FDP)

«Persönlich könnte ich mir neben der Kandidatur von Carina Brüngger-Ebinger auch Gabriela Ingold vorstellen, sofern sie denn will», sagt Parteipräsident Hostettler. Der Baarer gibt sich möglichst bedeckt und will auch eine eigene Kandidatur für die Wahlen nicht ausschliessen. 

Definitiv über die Kandidaturen für die Regierungsratswahlen entscheiden will die FDP an der Nominationsversammlung vom 5. April. Bis dahin will Andreas Hostettler eine «Auswahl an Frauen und Männern aus den Zuger Berg- und Talgemeinden» präsentieren, mindestens deren drei. Dass darunter eine oder mehrere Frauen sein dürften, kann erkennen, wer auf die Wortwahl von Hostettler achtet. Er spricht von einer grossen Herausforderung, welche die Doppelvakanz für die Partei darstelle, aber auch «von einer Chance für eine Frau und einen Mann oder für zwei Frauen».

Befähigung für Amt steht im Vordergrund

Die Frage wird natürlich sein, ob die FDP zwei Neulinge auf Anhieb in die Regierung bringt. Er könne aus einem «reichen Personal- und Talentpool» wählen, sagt Hostettler. Die Kandidaten werden nach den Worten von FDP-Regierungsrat Urs Hürlimann professionell gecastet, wobei laut Hostettler «die menschliche Qualifikation und die fachliche Befähigung, ein solches Amt auszuüben, im Vordergrund stehen». Aber Bekanntheit sei natürlich auch wichtig. «Die Wähler müssen das Gefühl haben, einen zu kennen», findet der abtretende Baudirektor Urs Hürlimann. 

«Die Wähler müssen das Gefühl haben, einen zu kennen.»

Urs Hürlimann, Regierungsrat FDP

Wie auch immer: Gelingen die kühnen Pläne der Freisinnigen, dann könnte der Frauenanteil in der Zuger Regierung auf einen Schlag von einem auf drei Sitze – und von 15 auf 38 Prozent – steigen. Das ist eine reife Leistung für eine Partei, die «auf Quoten pfeift», wie FDP-Frauen-Präsidentin Brigitt Siegrist beteuert. 

FDP stellte die erste Frau in der Regierung

Aber ganz so überraschend ist es nicht. Denn die erste Frau in der Zuger Kantonsregierung war eine Freisinnige: Ruth Schwerzmann. Sie war von 1995 bis 2002 Finanzdirektorin und überlebte das Attentat auf den Zuger Kantonsrat im Jahr 2001. Vor diesem tragischen Ereignis war mit der ermordeten Monika Hutter (SP) aus Baar gar noch eine zweite Frau kurzzeitig in der Regierung.

Insofern könnten die Gesamterneuerungswahlen in den Zuger Regierungsrat im kommenden Herbst auch unter dem Motto stehen: Zurück in die Zukunft. 

Freisinnige Zuger Spitzenleute: Andreas Hostettler, Präsident der FDP des Kantons Zug (links), Urs Hürlimann, Baudirektor FDP, und Birgitt Siegrist, Präsidentin der FDP-Frauen.

Freisinnige Zuger Spitzenleute: Andreas Hostettler, Präsident der FDP des Kantons Zug (links), Urs Hürlimann, Baudirektor FDP, und Birgitt Siegrist, Präsidentin der FDP-Frauen.

(Bild: mam)

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