Trotz hohen Preisen in Mall kein Zuschauerschwund

Wo nur kommen all die Luzerner Kinobesucher her?

Wohin zieht es die Kinobesucher der Region?

(Bild: zvg)

Die Region Luzern hat im November zwölf neue Kinosäle erhalten: Mit dem Pathé in der Mall of Switzerland verschärft sich der Konkurrenzdruck. Wer lacht drei Monate nach dem Start – und wer leidet? Will man den Betreibern Glauben schenken, scheint Luzern auf einen Schlag viel mehr Kinogänger anzuziehen.

Vorhang auf: Das hiess es vor knapp drei Monaten in Ebikon. In der unter grossem Medienrummel eröffneten Mall of Switzerland wartet seit Anfang November ein grosses Multiplexkino auf Besucher. Und das in Dimensionen, welche die Luzerner Kinolandschaft gründlich umpflügten. In zwölf Sälen zeigt die französische Kette Pathé täglich über 60 Vorstellungen.

Entsprechend gross war die Sorge, dass in Luzern Ähnliches geschieht wie beispielsweise in Bern (zentralplus berichtete). Dort haben in den letzten zwei Jahren nicht weniger als fünf Kinos dichtgemacht, teilweise auch wegen der Konkurrenz durch das Multiplexkino im Westside am Stadtrand.

Mall ist zufrieden

Je grösser, desto besser: So scheint das Motto der Szene zu sein. Und auch in Ebikon scheint das zu funktionieren. Mit dem Start sei man sehr zufrieden, heisst es bei Pathé in der Mall. «Die Eintrittszahlen der ersten zwei Monate liegen absolut im Rahmen dessen, was wir uns erhofft haben», sagt Geschäftsführer Jan Halvorsen.

«Auch wenn wir immer gerne ein bisschen mehr erreichen wollen, sind wir glücklicherweise voll im Plan.»

Jan Halvorsen, Geschäftsführer Pathé Mall of Switzerland

Zahlen gibt Jan Halvorsen keine bekannt. Offenbar besteht aber noch Luft nach oben. «Auch wenn wir immer gerne ein bisschen mehr erreichen wollen, sind wir glücklicherweise voll im Plan.» So hofft man noch auf ein höheres Interesse an den Vormittagsvorstellungen – etwa durch Schulen – oder an den Live-Übertragungen aus der Met Opera in New York oder dem Bolschoi Theater in Moskau.

Schweigen in Emmenbrücke und im Zentrum

Für viele Beobachter ist klar: Am meisten vor der neuen Konkurrenz zittern müssen das Maxx in Emmenbrücke sowie die kleinen Kinos in der Stadt, die ähnliche Filme zeigen. Auf dem Schleudersitz wäre also die Kitag, die sowohl das Capitol und das Moderne in Luzern als auch das Maxx am Seetalplatz betreibt.

Das verdeutlicht nochmals der Blick nach Bern, wo die Kitag in der Innenstadt zuletzt fünf alteingesessene Kinos geschlossen hat – und im Gegenzug dieses Jahr in der Agglomeration ein Multiplexkino eröffnen will. In den Innenstadtlagen lasse sich ein Betrieb «nicht mehr rechnen», sagte Kitag-CEO Philippe Täschler letzten Februar der Berner Zeitung «Der Bund».

Das Pathé-Kino in der Mall of Switzerland wartet seit Anfang November mit zwölf Sälen auf Besucher.

Das Pathé-Kino in der Mall of Switzerland wartet seit Anfang November mit zwölf Sälen auf Besucher.

(Bild: zvg)

Angesprochen auf die Situation in Luzern stösst man beim Konzern allerdings auf eisernes Schweigen. Momentan sei es noch zu früh für Antworten, lässt CEO Philippe Täschler durch die Pressestelle vermelden. «Daher können wir dazu leider keine Stellung nehmen.»

Das betrifft nicht nur die Frage nach der Konkurrenz, sondern auch die eigenen Ausbaupläne. Seit Längerem ist bekannt, dass das Maxx in Emmenbrücke ebenfalls auf Expansionskurs steht – und zusätzliche sechs Säle geplant sind. Auch beim Capitol am Bundesplatz hat Kitag schon vor Längerem ein Baugesuch für einen siebten Saal eingereicht (zentralplus berichtete). Doch «zu möglichen künftigen Projekten» gibt die – ohnehin für ihre bedeckte Informationspolitik bekannte – Kitag keine Auskunft.

«Die sechs Kinosäle sowie das Bowling am Seetalplatz sind nach wie vor eingeplant.»

Robert Mainetti, Viscosuisse Immobilien AG

Gesprächiger ist diesbezüglich eine der beiden Bauherrinnen am Seetalplatz, die Viscosuisse Immobilien AG. Sie erstellt zusammen mit einem Partner das Projekt «Metropolis», das nebst Wohn- und Arbeitsplätzen ebenjene sechs neuen Kinosäle beinhaltet.

Ursprünglich wollte man im Sommer 2018 mit dem Bau starten. «Die Planung dauerte leider etwas länger als angedacht», sagt Robert Mainetti, Leiter Projektentwicklung. Das Vorprojekt werde demnächst fertiggestellt, das Baugesuch soll bis August eingereicht werden. «Der Baustart ist auf Anfang 2019 eingeplant», so Mainetti. «Die sechs Kinosäle sowie das Bowling sind nach wie vor eingeplant.»

Arthouse und Imax-Filme

Man darf also gespannt sein. Doch nicht nur die Kitag hat neue Konkurrenz erhalten. Pathé in der Mall zeigt nebst den Blockbustern testweise auch Arthouse-Filme in Originalsprache. Bislang ist dies klar das Steckenpferd des Kinos Bourbaki im Stadtzentrum. Doch von der vermeintlichen Konkurrenz spürt man dort nichts, sagt Frank Braun, Geschäftsleiter der Neugass Kino AG, die das Bourbaki betreibt. «Das Pathé-Kino in Ebikon hat keine Auswirkungen auf uns», hält er klar fest

«Ebikon und die Stadt Luzern sind definitiv zwei paar Schuhe.»

Frank Braun, Geschäftsleiter Neugass Kino AG

Zwar werden in der Mall of Switzerland auch Filme gezeigt, die es auch am Löwenplatz zu sehen gibt. Im gesamten Angebot in Ebikon machen sie aber nur einen kleinen Teil aus. Wie ein Blick ins Programm zeigt, sind es aktuell sieben Filme, die nebst der deutschen Synchronisierung zusätzlich in Originalsprache gezeigt werden. «Damit kann man das Arthouse-Publikum nicht an sich binden, zumal dieses nicht angesprochen wird von einer Umgebung, wie sie das Pathé-Kino in Ebikon bietet.» Kurzum: Das Bourbaki vertraut auf seine starke Stammkundschaft und sieht sich durch den neuen Akteur keinesfalls in Bedrängnis. «Ebikon und die Stadt Luzern sind definitiv zwei paar Schuhe», sagt Frank Braun.

Ganz grundsätzlich sei der Paukenschlag ausgeblieben, den manche befürchtet haben. Für ihn wenig erstaunlich: «Schweizweit gelingt es kaum einem Multiplexkino, von Anfang an voll durchzustarten. Die Folgen werden sich erst nach ein bis zwei Jahren zeigen.» Ausschlaggebend wird seiner Meinung nach sein, ob es das Pathé-Kino in der Mall of Switzerland schafft, die Kitag mittelfristig in Emmenbrücke unter Zugzwang zu bringen. «Sollte das Maxx seine Ausrichtung neu definieren, könnte das Auswirkungen haben auf den Markt in der Stadt. Aber das sind Spekulationen», sagt Braun.

Ob das Pathé in Ebikon auch künftig auf Arthouse-Filme setzt, ist zurzeit noch offen. Jan Halvorsen, Pathé-Geschäftsführer, will noch kein Fazit ziehen, die Testphase dauere noch an.

«Die Situation hat sich für uns nicht grundsätzlich verändert.»

Olivier Burger, Mediensprecher Verkehrshaus

Auch beim Verkehrshaus ist das Schreckensgespenst der Mall nirgends zu sehen – obwohl das Pathé mit seinem Imax-Kino dem Filmtheater die Gäste wegschnappen könnte. Doch diese Sorge ist unbegründet. «Unser Fokus liegt auf Dokumentarfilmen im Tagesprogramm. Die Besucher verbinden einen Besuch im Museum mit einer Filmvorführung im Filmtheater. Zudem zeigen wir Live-Übertragungen und wenige Spielfilme», sagt Mediensprecher Olivier Burger. Das bestätigt sich offenbar in den Zahlen: Im vierten Quartal 2017 habe das Filmtheater die budgetierten Eintritte sogar übertroffen. Entsprechend gelassen gibt man sich: «Die Situation hat sich für uns nicht grundsätzlich verändert.»

Bei Pathé selber gibt man sich betreffend Konkurrenz zurückhaltend. «Hierzu möchte ich nur sagen, dass Pathé als eine Ergänzung des Angebots in der Region gedacht ist», sagt Geschäftsleiter Holversen. Allerdings könne er sich vorstellen, dass das Pathé «den Markt belebt».

Kritik an den hohen Preisen

Ende gut, alles gut, also? Nicht ganz. Denn es gibt auch Kritik am Pathé-Multiplexkino in der Mall of Switzerland. Zu reden gaben teilweise die Preise, die mit 19.50 für eine normale Vorstellung zu Buche schlagen. Zum Vergleich: Im Maxx und im Bourbaki kostet der Eintritt 18 Franken, im Capitol und Moderne gar 17 Franken. Dazu kommt in Ebikon ein Zuschlag zwischen 3 und 10 Franken für 3D- oder Imax-Filme oder für spezielle Sitze.

Angesprochen darauf entgegnet Jan Halvorsen, das Pathé Mall of Switzerland sei «ein technisches Wunder». «Unsere Preise sind auf diese einzigartige Einrichtung und das einzigartige Erlebnis zugeschnitten», das rechtfertige die Preise. Zudem verweist er auf die verschiedenen Angebote wie Dauerpass, Familienticket oder Freundeskarte, die Einsparpotenzial bieten würden. Konstruktive Kritik, so sagt er abschliessend, sei aber jederzeit willkommen.

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