Stadt treibt Atomausstieg voran

Kein Atomstrom nach 2045: Luzern ist auf Kurs

Die EWL ist mit 0.5 Prozent am AKW Gösgen beteiligt.

(Bild: zvg / ensi.ch )

Der städtische Energieversorger EWL darf spätestens im Jahr 2045 keine Atomenergie mehr beziehen. Das hat das Volk 2011 entschieden. Nun zeigt der Stadtrat auf: Die Ziele können erreicht werden. In einem Gebiet sind der Stadt aber die Hände gebunden.

Ende 2011 sagte die Stimmbevölkerung der Stadt Luzern klar Ja zum Atomausstieg: 68 Prozent stimmten damals für die Energie- und Klimastrategie des Stadtrates.

Die Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, umweltbelastende Energieträger wie fossile Brenn- und Treibstoffe und die Atomenergie durch einheimische und erneuerbare Energieträger zu ersetzen. Spätestens ab dem Jahr 2045 soll deshalb Schluss sein mit Atomenergie aus Steckdosen auf Stadtboden.

Um das Ziel zu erreichen, ist der Stadtrat auf die Energieversorger angewiesen. Vor allem auf Energie Wasser Luzern (EWL), die im Besitz der Stadt ist und 93 Prozent der Stromversorgung abdeckt. Zudem sind in Reussbühl und auf dem Littauerboden und -berg die Centralschweizerischen Kraftwerke (CKW) aktiv. 

Nach 2045 ist Luzern fast atomfrei

Direkten Einfluss kann die Stadt nur auf ihr Tochterunternehmen EWL nehmen, auf das knapp 430 der jährlich 460 Gigawattstunden Strom entfallen, die durch die städtischen Netze fliessen.

Die EWL-Gruppe habe den Auftrag, den schrittweisen Ausstieg aus der Nutzung von Atomenergie zu ermöglichen und auslaufende Verträge und Bezugsrechte ohne Atomstrom zu kompensieren, heisst es in einer Mitteilung vom Montag.

Mit dem Beschluss der städtischen Energie- und Klimastrategie wurde der Stadtrat 2011 auch beauftragt, dem Parlament einen Bericht vorzulegen, sobald rechtskräftige Entscheide des Bundes über die Nutzung der Atomenergie gefällt sind. Dies ist nun der Fall: Am 21. Mai 2017 hat die Schweizer Stimmbevölkerung der Energiestrategie 2050 des Bundes zugestimmt.

Die Schweiz steigt somit schrittweise aus der Kernenergie aus. Der Bau neuer Kernkraftwerke ist verboten. Die bestehenden Kernkraftwerke werden nach ihrer Abschaltung nicht ersetzt.

«Eine Anpassung der städtischen Atomausstiegsstrategie ist aufgrund der Beschlüsse des Bundes nicht erforderlich», teilt der Stadtrat nun mit. Hinsichtlich der Betriebsdauer der bestehenden Kernkraftwerke habe sich mit der Energiestrategie 2050 nichts geändert.

Ziele werden erreicht

Die EWL hält heute kleine Anteile an den Kernkraftwerken Gösgen und Leibstadt. Die letzte Kernkraftwerksbeteiligung wird mit der Abschaltung von Leibstadt 2044 auslaufen. Und da die EWL auf den Kauf von Atomstrom verzichtet, wird sie im Jahr 2045 auf der Beschaffungsseite atomstromfrei sein.

«Der Ausstieg aus der Atomenergie wird von EWL konsequent vorangetrieben», so die Stadt Luzern. Der Konzern investiere fortlaufend sowohl national als auch im Ausland in atomstromfreie Energien wie Wasserkraft, Photovoltaik und Windkraft. Im Jahr 2016 stammte noch rund 30 Prozent des EWL-Stroms aus Kernenergie – Tendenz sinkend. Der Stadtrat folgert: «Die Zielsetzung der Stadt Luzern, mit ihrem Energieversorger EWL bis 2045 aus dem Atomstrom auszusteigen, kann aus heutiger Sicht erfüllt werden.»

Trotzdem lässt sich nicht ausschliessen, dass auf dem Gebiet der Stadt Luzern auch nach 2045 noch Atomstrom bezogen wird. Einerseits, weil Teile von Littau ausserhalb des Netzgebiets der EWL liegen, andererseits aufgrund der Strommarktliberalisierung. Dies hat zur Folge, dass Netzgebiet und Marktgebiet der EWL nicht mehr deckungsgleich sind.

«Auf den nicht durch EWL gelieferten Strom hat die Stadt Luzern keinen direkten Einfluss», heisst es. Man könne aber davon ausgehen, dass dieser Strom deutlich geringere Anteile an Atomstrom enthalten werde, da der Atomstromanteil im Schweizer Strommix in den kommenden Jahrzehnten generell abnehme.

Der Stadtrat werde die Entwicklung im Bereich der Nutzung der Atomenergie laufend beobachte und dem Parlament 2025 einen weiteren Bericht vorlegen.

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