CVP sorgt sich um Zukunft der «Luzerner Zeitung»

Weshalb die «Aargauer LZ» einen Luzerner Bundesrat verhindern könnte

CVP-Grossstadtrat Albert Schwarzenbach erwartet von der Luzerner Stadtregierung eine Stellungnahme zum Joint Venture von AZ und NZZ.

(Bild: zvg)

Nach der Kantonsregierung muss sich nun auch die Luzerner Stadtregierung mit dem Zusammenschluss der Regionalmedien der Aargauer Zeitung und der NZZ befassen. Die städtische CVP sorgt sich um die medienpolitischen Folgen. Federführend ist Ex-Journalist und Grossstadtrat Albert Schwarzenbach.

Seit Anfang Dezember steht fest: Die LZ Medien werden mit den Regionalmedien im Aargau und in St. Gallen in einem Joint Venture zusammengeschlossen. Es entsteht ein Mantelteil, der nicht mehr von Luzern aus gesteuert wird – eine Art «Aargauer LZ».

Der CVP-Parlamentarier und langjährige Journalist Albert Schwarzenbach fürchtet, dass das publizistische Gewicht vom Maihof in den Aargau abwandert – Luzern sei im Joint Venture untervertreten. Er nennt als Beispiel das Szenario Bundesratswahlen.

«Stellen Sie sich vor, Konrad Graber tritt gegen einen Kandidaten aus der Ostschweiz oder dem Aargau an. Vielleicht ist dann die Mantelredaktion eher dem Kandidaten aus dem Aargau geneigt, obwohl Graber vielleicht der bessere Bundesrat wäre.» Ausserdem fehlten mit dem gemeinsamen Mantel die unterschiedlichen Perspektiven auf das politische Geschehen auf nationaler Ebene.

Während sich die Kantonsregierung in St. Gallen kritisch äusserte zu den Plänen von AZ und NZZ, hat die Luzerner Regierung bisher geschwiegen. Nicht nur im Kantonsrat, auch im Stadtparlament fordern Politiker deshalb eine Reaktion der Exekutive.

Verlust von Steuereinnahmen und Arbeitsplätzen

Am vergangenen Mittwoch reichte Schwarzenbach ein Postulat namens der CVP-Fraktion ein. Darin will er unter anderem erfahren, wie der Stadtrat den Zusammenschluss beurteilt, ob Luzerner Anliegen im neuen Zeitungsverbund genügend Platz finden und ob der Zusammenschluss der Regionalmedien die Stadt wirtschaftlich trifft. Beispielsweise durch den Verlust von Steuereinnahmen oder Arbeitsplätzen.

«Die Mittel in den LZ-Redaktionen sind zunehmend beschränkt, das war in den vergangenen Jahren zu beobachten.»
Albert Schwarzenbach, CVP-Grossstadtrat

Weiter möchte der Politiker wissen, ob die Regierung im Vorfeld informiert wurde von den Verantwortlichen und ob ein regelmässiger Austausch über die Pläne des Medienunternehmens besteht. Der Luzerner Anzeiger dient der Stadt ausserdem als amtliches Publikationsorgan – hier will Schwarzenbach erfahren, wie sich die Zusammenarbeit in Zukunft gestaltet.

Schwarzenbach spürt Sparmassnahmen

Er fordert ein Commitment der Regierung. «Es ist das medienpolitisch bedeutsamste Ereignis der vergangenen Jahre. Das darf man nicht einfach passieren lassen», begründet Schwarzenbach seinen Vorstoss.

Schwarzenbach, der heute eine Kommunikationsagentur führt, arbeitete lange Jahre selbst als Journalist, zuerst in Bern, später für die damalige «Luzerner Neusten Nachrichten» und dann bei Ringier. Er kennt deshalb die Geschichte und Entwicklung des hiesigen Medienmarktes.

Als er als Medienschaffender arbeitete, gab es noch drei Tageszeitungen in Luzern – die goldenen Zeiten sind jedoch längst vergangen. Inzwischen gibt es noch ein grosses Medienhaus. Und das sei auf Sparkurs: «Die Mittel in den LZ-Redaktionen sind zunehmend beschränkt, das war in den vergangenen Jahren zu beobachten», sagt Schwarzenbach.

Stadtregierung soll sich öffentlich äussern

Das zeige sich auch beim publizistischen Inhalt: «Heute gibt es noch eine Doppelseite für Stadt und Region, zu meinen Zeiten vor 30 Jahren waren es noch bis zu drei Seiten alleine für die Stadt. Das ist ein markanter Rückgang innerhalb der letzten 20 Jahre.» Und auch sonst seien schwindende Werbeeinnahmen und Aboverkäufe in der Berichterstattung wahrnehmbar: Insbesondere die Präsenz des Medienhauses bei Anlässen und die Investition in Recherchearbeiten nehme ab. Es komme zu schnelleren personellen Wechseln bei den Redaktionen.

«In der journalistischen Praxis ist die Unabhängigkeit ein wichtiges Gut.»

Albert Schwarzenbach, CVP-Grossstadtrat

Diese Entwicklung und insbesondere das Joint Venture haben aus Sicht von Schwarzenbach grosse medienpolitische Relevanz. Mit dem Vorstoss will Schwarzenbach deshalb eine öffentliche Stellungnahme der Stadtregierung herbeiführen. Es handle sich nicht um ein beliebiges Detailhandelsgeschäft – sondern um ein journalistisches Medium, das als vierte Gewalt eine wichtige Funktion im politischen Gefüge der Zentralschweiz habe.

Parlamentarier lehnt staatliche Medienförderung ab

Die LZ Medien hätten in den vergangenen Jahren in der Region viel Positives bewirkt, beispielsweise durch Sponsoring oder Medienpatronate. Mit dem Zusammenschluss der Regionalmedien von AZ und NZZ sei dies alles auf dem Prüfstand, fürchtet Schwarzenbach.

Konkrete Massnahmen erwartet Schwarzenbach von der Stadtregierung nicht: «Wir haben eine freie Marktwirtschaft, die Politik kann wenig gegen diese Entwicklung unternehmen.» Die Überlegungen der St. Galler Regierung, eine aktive Medienförderungspolitik zu betreiben, erachtet Schwarzenbach als problematisch. «In der journalistischen Praxis ist die Unabhängigkeit ein wichtiges Gut. Die Zeitungen müssen sich auf dem freien Markt bewähren können», sagt Schwarzenbach. Ansonsten drohe eine politische Einflussnahme.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von haeller
    haeller, 28.12.2017, 16:35 Uhr

    Es kann nicht sein, dass nur noch der Regionalteil der Luzerner Zeitung in Luzern geschrieben wird und der Rest woanders. So nimmt die Qualität ab und es werden Stellen abgebaut. Die Kultur in der Zentralschweiz ist anders als anderswo in der Schweiz. Es ist fahrlässig, wenn nur noch in den Online-Journalismus investiert wird. Printmedien werden heute und in der Zukunft gefragt sein. Die Luzerner Zeitung und ihre Regionalausgaben haben eine Zukunft. Sie müssen innovativ sein und gute Qualität liefern. So haben sie eine Möglichkeit, selbstständig überleben zu können. So ist es auch möglich, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben.
    Es sollte auch Möglichkeiten geben, damit das Druckereizentrum in Adligenswil nicht geschlossen wird und die Arbeitsplätze erhalten bleiben. Es braucht Unternehmmer und Unternehmerinnen und Private, die in die Luzerner Zeitung und die Regionalausgaben investieren. Ich bin überzeugt, dass diese durch Innovtionen und Qualität überleben können. Für die LZMedien AG sollte es auch Möglichkeiten geben, damit sie auch überleben kann.

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