Zum Nachlesen: Die beliebtesten Themen 2017

Diese Geschichten haben die Luzerner bewegt

Luzerner Köpfe und ihre Geschichten, die uns 2017 beschäftigt haben.

(Bild: Montage zentralplus)

Von der Steuerpolitik bis zum Schweinebauern Walter: Das hat uns beschäftigt und Sie interessiert. Wir präsentieren unsere besten, schönsten und meistgelesenen Artikel des zu Ende gehenden Jahres.

Der Mensch hat die Gewohnheit, sich nur an das Gute und Schöne zu erinnern. Unangenehmes blendet er gekonnt aus – es soll ja schön flauschig sein zum Jahresende.

Nicht so in unserem Jahresrückblick: Diese Themen waren und sind ganz objektiv und fern jeglicher Verdrängungstaktiken relevant. Sie beschäftigten uns und unsere Leserschaft.

Politik: Cars und Geld

Die politischen Themen handelten von Geld und Verkehr: Im Kanton gab es kaum ein Geschäft, das man losgelöst von den fehlenden Finanzen behandeln konnte. Und in der Stadtpolitik flogen die Fetzen, wenn es um Verkehrsprojekte ging. So ist es nicht erstaunlich, dass auch die meistgelesenen Polit-Artikel mit diesen beiden Themen zu tun haben.

Das Stimmvolk hat im Mai höhere Steuern im Kanton Luzern abgelehnt: eine Klatsche für die Regierung, ein Erfolg für die SVP. In den Folgemonaten nahmen die finanzpolitischen Kapriolen ihren Lauf – budgetloser Zustand, Sparmassnahmen, heftige Proteste …

Am meisten interessierte die Leserschaft, wenn die Regierung bekannt gab, wo wie viel gespart wird und wer davon besonders hart betroffen ist. Oder aber wenn der Protest sich formierte – etwa in der Kulturszene mit der grossen Landsgemeinde auf dem Theaterplatz und besonders eindrücklich, als bei der Eröffnung des Lucerne Festivals 130 Kulturschaffende aus dem Wasser stiegen.

Manuel Kühne (ganz rechts) war einer der Initianten der Aktion.

Protestaktion von Kulturschaffenden im Sommer vor dem KKL.

In der Stadt hingegen sind derzeit die Finanzen im Lot, dafür die Carparkplätze zu knapp. Die dominierenden Themen: Car-Konzept, Parkhaus Musegg, carfreies Inseli, Spange Nord. So ist es nicht weiter überraschend, dass der Volksentscheid für ein carfreies Inseli und die aus Sicht des ländlichen Kantons sture Haltung der Stadt in Verkehrsfragen besonders gut gelesen wurden.

Was auch auffällt: Die Leserschaft mag kontroverse Themen – aber ebenso deren klare Einordnung. Einverstanden muss man natürlich nicht sein.

Wirtschaft: Mall und Bahn

Vielleicht haben Sie’s mitbekommen: In Ebikon wurde ein neues Einkaufszentrum gebaut und im November eröffnet. Dann gehören Sie zu den vielen Menschen, die unsere vielen Artikel rund um die Mall of Switzerland rege angeklickt haben. Ob’s einem passt oder nicht, ein solches Grossereignis der Region gehört bei zentralplus adäquat und durchaus auch kritisch abgebildet hinterfragt.

Da hat jemand bereits die Schnauze voll von der Mall.

Da hat jemand bereits die Schnauze voll von der Mall.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Im März entgleiste in der Luzerner Bahnhofseinfahrt ein Eurocity-Zug mit 160 Personen an Bord und blockierte den ganzen Bahnverkehr. Das sorgte für Funkstille im Luzerner Bahnhof – vier Tage lang ging gar nichts. Dieses mediale Grossereignis vor unserer Haustüre beschäftigte auch zentralplus tagelang – etwa, als wir uns aufmachten, die Gewinner und Verlierer des Bahnhofkollapses zu eruieren.

Aber auch viel kleinere Ereignisse sorgten für Wirbel und viel Interesse – etwa ein Gerichtsurteil gegen «Lozärner Bier». Das Luzerner Kantonsgericht warf der Brauerei mit Sitz in Littau Etikettenschwindel vor, weil das Lagerbier in Schaffhausen gebraut wird, dies aber nirgends deklariert ist. Wie Beizer und Geschäfte auf das Urteil reagierten, interessierte die bierinteressierte Leserschaft besonders.

Unterlegen: Das «Lozärner Bier» Lager wird, anders als das namentlich zum Verwechsen ähnliche Luzerner Bier, nicht hier produziert.

Urteil im Kampf zwischen «Lozärner Bier» und Luzerner Bier.

(Bild: gwa)

Aber auch ein Entlebucher auf der Suche nach dem perfekten Ski, der Briefmarken sammelnde Bachelorette-Kandidat oder wieso Mobility von Luzern nach Rotkreuz zieht waren stark geklickte Wirtschaftsstorys.

Kultur: Blamage und Protest

Der Baselstrasse-Dokfilm «Rue de Blamage» machte monatelang keine Anstalten, sich aus dem Kinoprogramm zu verabschieden. Und so sahen bis heute 18’000 Kinobesucher diesen Film über die Luzerner Ausfallstrasse. Für einen Dokumentarfilm ist das eine beeindruckende Zahl. Beeindruckend waren auch die Klickzahlen auf unsere Artikel zu diesem Film, der Luzern bewegte. Insbesondere Daniele Martin alias «Spotschicht», der im Film eine tragende Rolle einnimmt, hat mit seiner Geschichte die zentralplus-Leserschaft in Scharen angesprochen.

Alle wollen Daniele Martin und Co. in «Rue de Blamage» sehen.

Alle wollen Daniele Martin und Co. in «Rue de Blamage» sehen.

(Bild: zvg)

Ebenso zuverlässig für volle Säle sorgte seit Jahren das «21st Century Orchestra» – nicht im Kino, sondern im KKL-Konzertsaal. Das Rezept: Live-Musik zu Filmblockbustern wie «Herr der Ringe», «Star Wars» und «James Bond». Doch um das lukrative Geschäftsmodell und den etablierten Namen zwischen Produzent und Orchester ist ein Streit entbrannt.

Die Angst vor der No-Billag-Abstimmung geht nicht nur in den Redaktionsstuben der SRG-Sender um, sondern auch bei Luzerner Musikern und hiesigen Filmschaffenden, wie unsere Artikel dazu zeigten.

Daneben interessierten sich die Leser besonders für Menschen und ihre sehr persönlichen Geschichten: Florian Burkhardt alias «Electroboy» kehrte für uns zurück in die Luzerner Heimat, Rachel Lawrence und Salome Martins erzählten nach acht Jahren als Tänzerinnen beim Luzerner Theater, wieso sie aufhören – und Stephan Eicher erzählte vor seinem Sofa-Konzert im Neubad, wieso Masochisten lieber zu Hause bleiben sollten.

Probepause: Salome Martins (links) und Rachel Lawrence auf der Südpol-Terrasse.

Die Tänzerinnen Salome Martins (links) und Rachel Lawrence hörten auf – und erzählten uns, wieso.

(Bild: jwy)

Auch in fremde Wohnungen zu spienzeln, scheint ein Bedürfnis zu sein: Die Fotografin Mo Henzmann zeigt schön unprätentiös, wie Herr und Frau Luzerner wohnen. Zudem haben wir die Booker von drei Konzerthäusern an den Tisch gebeten und über das Geschäft und ihre Besucher gesprochen – sowie eine Generation, die man in Luzern verloren hat.

Gesellschaft: Banküberfall und Standard-Vaginas

Man kann uns vorwerfen, die Geschichte sei nicht relevant. Man kann den Entlebuchern vorwerfen, sie hätten sich nicht an die Regeln gehalten. Beides stimmt wohl sogar, aber trotzdem: Wie die Entlebucher kurzerhand den Luzerner Sitzmöbel-Test crashten und für ihre Zwecke instrumentalisierten, hat viel, was eine gute Story ausmacht.

Wir fanden: Ein «Banküberfall» raubte den Luzernern den Humor, und das ist eine eindrückliche Illustration des Stadt-Land-Grabens. Die Geschichte endete dann vorläufig, als die Entlebucher in Sträflingskluft ihre beschlagnahmte Bank abholten.

Strafe absitzen: Christian Ineichen (links) und Theo Schnider von der Biosphäre Entlebuch auf ihrer beschlagnahmten Bank im Luzerner Stadthaus.

Strafe absitzen: Christian Ineichen (links) und Theo Schnider von der Biosphäre Entlebuch auf ihrer beschlagnahmten Bank im Luzerner Stadthaus.

(Bild: jwy)

Die Dragqueen und Kunstfigur Vicky Goldfinger beherrscht das Spiel mit der Illusion perfekt: Wie sich der Luzerner Samuel Zihlmann innert Stunden in seine Kunstfigur verwandelt, wollten viele User genauer wissen.

Es war eine schweizweite Schlagzeile: Die russische Artistin Malvina Abakarova verlor während einer Vorstellung des Zirkus Knie im Sommer in Luzern die Kontrolle und stürzte vier Meter in die Tiefe. Wir haben die Künstlerin zwei Wochen später im Kantonsspital Luzern besucht. Ein Interview mit einer Luftakrobatin, die trotz unsicherer Zukunft ihre Zuversicht nicht verloren hat.

Gebrochene Handgelenke, ein ausgerenkter Ellenbogen, Verletzungen am Rücken- und Beckenbereich: Malvina Abakarova musste sich nach ihrem fatalen Sturz in Luzern einer sechsstündigen Operation unterziehen.

Die verletzte Akrobatin Malvina Abakarova im Spital.

(Bild: web)

Menschen, die Initiative ergreifen und mit einer guten Idee hervorstechen und eine Vision haben, ergeben gute Geschichten. Seien es Kantischüler, die ihre Mensa bestreiken, junge Luzerner, die Flüchtlinge in WGs unterbringen wollen, oder drei Luzerner, die ihre Ideen für eine lebenswerte Stadt, fernab von Bürokratie und politischer Realität, aufs Tapet bringen. Auch neue Veloideen wie eine Velobrücke à la Kopenhagen in Luzern haben das Interesse der Leserschaft geweckt.

Und was wäre ein Ressort Gesellschaft ohne die Schönheit? Darum haben es auch unsere Berichte über die umstrittenen Rabatte für Brust-OPs – und wie sich der plastische Chirurg mit dieser Werbemassnahme ins Abseits manövriert – weit nach oben geschafft. Das Thema wurde schliesslich mit «Standard-Vaginas» made in Luzern abgerundet.

Sport: Leere Stadien und volle Bäuche

Was für eine Karriere: Der Luzerner Nico Siegrist trug in der letzten Saison als Torschützenkönig zum Beinaheaufstieg des SC Kriens bei, er debütierte als 17-Jähriger für den FCL und es winkte eine Profikarriere. Dennoch ist er als Profi gescheitert – und gar nicht unglücklich darüber. Die etwas andere Fussballerkarriere hat bei uns eingeschlagen.

Nico Siegrist ist Topskorer beim SC Kriens.

Nico Siegrist ist Topskorer beim SC Kriens.

(Bild: zvg)

Daneben sorgte der FC Luzern wieder verlässlich für viel Gesprächsstoff und zahlreiche Leser. Etwa, als Trainer Markus Babbel vor der Saison verriet, wie er trotz fehlendem Geld das Siegergen zurückgewinnen will: «Es kommt keiner und sagt: Markus, hier hast Kohle, geh shoppen».

Das mit dem Siegergen ist bekanntermassen mehr schlecht als recht gelungen, der FCL überwintert auf dem vorletzten Rang der Super League.

Aber wir wären nicht zentralplus, wenn wir’s uns so einfach machen und auf dem Trainer herumhacken würden – dafür sorgen genügend andere. Zum Beispiel zeigten wir in diesem Artikel Bernhard Alpstaegs Denkfehler auf: Der Investor hat lieber gesunde Zahlen als eine volle Hütte. Und trotz sportlichem Tief fanden wir unmissverständlich, als es so richtig brodelte: Babbel ist ein armes Schwein – Verwaltungsrat Marco Sieber muss weg! Schliesslich fanden wir fünf stichhaltige Gründe, wieso Trainer Babbel in Luzern bleiben sollte.

Hat das Ruder schon mehrmals herumgerissen: FCL-Trainer Markus Babbel.

Hat das Ruder schon mehrmals herumgerissen: FCL-Trainer Markus Babbel.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

FCL-CEO Marcel Kälin fand schliesslich, dass die medialen Rundumschläge dem Image des FCL schadeten (wie spielen den Ball weiter zur Konkurrenz).

Aber auch die Fussballthemen abseits der Kapriolen des FCL fanden reissenden Absatz bei den Lesern. Etwa, wie FCL-Fans für Rekordumsatz in der Thuner Klubbeiz sorgten, wie Kriens-Präsident Werner Baumgartner den Matchboykott von FCL-Fans im Cupderby verurteilte – und wie unbemerkt das eigentliche Cupwunder von Luzern ganz woanders stattfand: Der sympathische FC-Inter-Altstadt Amore aus der 5. Liga besiegte in David-gegen-Goliath-Manier den höher klassierten SK Root.

Und nein, es gibt für unsere sportaffinen Redaktoren nicht nur Fussball, das zeigt diese wunderbare Geschichte: Wie sich der Luzerner Ruderer Joel Schürch für die Olympiade 2020 «fit machen» will, ist beeindruckend: Mit viel Spiegelei und Speck will der Athlet 20 Kilogramm zunehmen – 7’000 Kalorien pro Tag.

Regionales Leben: Schlossbewohner und Schweinebauer

Regionales Leben: Diese Wundertüte von Rubrik vereint die schrägen Gestalten von nebenan, die Orte abseits vom Geschehen oder das neuste Gastrokonzept. Und das weckt bei der Leserschaft ein Bedürfnis – es sind sozusagen die Slow-Food-Geschichten im Gemischtwarenladen.

Einfach mal an diesem noblen Schloss neben dem Chateau Gütsch anklopfen und fragen: Wer verkehrt hier? Oder im berühmtesten Luzerner Hochhaus vorbeischauen, wo bald alle Mieter rausmüssen.

Oder Geschäfte entdecken: Etwa den Quai4-Markt, der dieses Jahr zum modernen Tante-Emma-Laden wurde und seither fast ohne Verpackungen auskommt. Oder den Hipster-Laden, den Hipster meiden, in dem ein Luzerner Paar sich den anstrengenden Traum einer eigenen Boutique erfüllt.

Wir haben schliesslich den Schweinebauern Walter in Hergiswil bei Willisau besucht und fanden, dass er die beste Liebe verdient (und sind heute noch gerührt).

Kann anpacken, aber auch streicheln: Bauer Walter Birrer mit einem seiner Glücksschweine.

Kann anpacken, aber auch streicheln: Bauer Walter Birrer mit einem seiner Glücksschweine.

(Bild: hae)

Oder den Trend Reussschwimmen aufspüren: Wieso entdecken die Luzerner auf einmal, was Berner und Basler schon seit Jahren tun? Und wieso wurde Luzern eigentlich über Nacht von roten Rettungsboxen geflutet?

Und kennen Sie schon den Luzerner Quartierpolizisten Urs Krügel? So viel Staatsdienst kann schon mal eine mittelschwere Sinnkrise verursachen. In seinem Fall hilft da nur eines: Bier brauen, Bier trinken und einen Bierkrimi schreiben. Prost, auf das neue Jahr!

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