Zu Gast bei der «Chilbi-Musig» aus dem Entlebuch

«Friedli und Fränz» über Traktoren, Weiber und Kaffee Träsch

Fränz und Friedli in der Beiz vom Hotel Port.

(Bild: ida)

Diesen Samstagabend findet im Säli im Hotel Port im Entlebuch die Plattentaufe «Luda!» der Rasselbande «Friedli und Fränz» statt. Ihren Musikstil bezeichnen sie selbst als «Träsch-Metall», als «Chöubi-Musig», «Agrar-Punk» oder etwa als «EDM – Entlebucher Dance Music». Friedli und Fränz, die beiden Kaffee Träsch trinkenden Männer und Gründer der Band, sprechen über Stammtischgespräche, ihre Inspiration und Rock ’n› Roll.

«Wir können schon darauf stolz sein, dass wir die beste Chöubimusig der Schweiz haben», meint Friedli. «Ja, sagen wir aus der Innerschweiz sicher», fügt Fränz hinzu. «Luzern», sagt Friedli. «Einigen wir und doch auf das Entlebuch. Entlebuch Dorf, Bahnhofgebiet», schlussfolgert Fränz.

Da sitzen sie, die beiden Herren, die Gründer der «Kilbi-Familie» – eine entlebucherische Kreation der Kelly-Family, witzelt Fränz. Das Bier vor sich auf dem Tisch. Sie sehen sich gegenseitig herausfordernd an, schaukeln einander hoch, bis die beiden wieder schmunzeln müssen und gönnen sich einen Schluck des Gerstensafts. Ihre Mimik spricht Bände: Von einem Pokerface bis hin zu einem schielenden Kindskopf oder einem sympathischen Grinsen beherrscht das Duo alles.

«Es geht ums Saufen, Weiber und Traktoren.»

Fränz, Gründer und Bassist der «Friedli und Fränz Kilbimusig»

In ihrer Freizeit sorgen sie für viel Furore mit ihrer achtköpfigen Band. «Friedli und Fränz» wurde vor 15 Jahren ins Leben gerufen. Sie sind wild, ungezähmt und laut. Sie nehmen kein Blatt vor den Mund. Was das Musizieren für sie bedeutet? «Ein Grund zum Bier oder Kaffee Träsch trinken», sagt Fränz gelassen.

Der Billardtisch als Schlagzeugpodest

An einer Kilbi seien die beiden vor einem Grillstand gestanden. Aus Jux entschieden sie, dass sie jetzt der «Friedli» und «Fränz» seien. Friedli heisst eigentlich Phil Hofstetter, der Fränz Matthias Weibel. Damals hatten sie eine Gitarre und ein Bongo. Kennengelernt hat sich das Duo im Kindergarten, aber auch beim Ministrieren seien sie sich gegenseitig auf die Nerven gegangen.

«Du warst aber auch ein Komischer», sagt Fränz. «Nei, du!», erwidert Friedli. «Mol, er hatte immer so Phasen.» – «Ja und du erst!» – «Nein, ich bestimmt nicht», Fränz schüttelt den Kopf: «Ein Jahr lang trug der Friedli nur Amerika-Kleider, dann diese Tarn-Kleider, danach hatte er nur so cheibe ferngesteurte Autos im Kopf.» Es hätte schon eine Zeit zwischen Kindergarten und dem Erwachsen-Werden gegeben, gibt Friedli zu. Und weiter, dass es «fascht verrockt» sei, dass es die Band nun schon seit 15 Jahren gäbe.

 

Nur Flausen im Kopf: Fränz und Friedli – ein Herz und eine Seele.

Nur Flausen im Kopf: Fränz und Friedli – ein Herz und eine Seele.

(Bild: ida)

Mit der Zeit hätten sie immer mehr «schräge Gestalten» angezogen, die ebenfalls in die Band mitaufgenommen wurden. Oder da gab es einmal einen Barkeeper, der sie und sich selbst abgefüllt hätte und davon schwärmte, was für ein grandioser Pianist er sei. Nüchtern bei einer Probe stellte sich heraus: Der kann ja gar nicht spielen. Zehn Jahre lang war er dann in der Band. Keyboard spielen durfte er nie, er habe dann halt «gelöffelt und ein wenig vor sich hin musiziert», so Friedli.

«Ich finde Rock ’n› Roll muss schon etwas weh tun.»

Friedli, Gründer und Schlagzeuger der «Friedli und Fränz Kilbimusig»

Aufgeregt wegen der Plattentaufe dieses Wochenende seien die beiden überhaupt nicht. Die Truppe spiele einfach miteinander, wie sonst auch. Trinken ein, zwei Kaffee Träsch gemeinsam. Geprobt wird nach Lust und Laune. Improvisation sei wichtig für ihre «Chöubi-Musig». Es müssten nicht die besten Boxen, die schönsten Kostüme und neusten Instrumente sein. Alles sei zusammengewürfelt. Ein Billardtisch sei dann für ein Schlagzeugpodest auch wunderbar geeignet, meint Friedli, was durchaus auch schon vorgekommen sei.

Kaffee Träsch als Inspirationsquelle

Die Songtexte handeln vom Bauern- und dem Dorfleben, vom Jassen, Trinken und von Frauen. Die Ideen beruhen auf wahren Geschichten der Bandmitglieder oder ergeben sich aus zuverlässiger Quelle – den Gesprächen vom Stammtisch. Die Inspiration käme von hier, sagt Fränz und klopft mit seiner Faust auf den Tisch.

Friedli und Fränz bei einem Stammtischgespräch im Restaurant «Hotel Port» – auch wenn der Stammtisch eigentlich der nebenan ist.

Friedli und Fränz bei einem Stammtischgespräch in ihrer «Dorfbeitz» – auch wenn der Stammtisch eigentlich der nebenan ist.

(Bild: ida)

«Am Morgen gehst du halt in die Beiz, s’Znüni go häbe, dann gibt’s halt einfach einen Kaffee Träsch», meint Fränz. Und Friedli erzählt, dass er früher mit seinem Vater auf der Jagd jeweils auch einen Schluck abbekommen habe. An einer Probe könne es schon vorkommen, dass die Truppe einmal ohne Kaffee Träsch musiziere. Oder sie nehmen es sich zumindest vor, ob es auch eingehalten werden kann, sei offen. «Zahlen wir eigentlich für das? Also ist das hier eine Therapiesitzung?», unterricht Friedli und schaut irritiert den Fränz an.

«Hie und da wurde es schon ein wenig brenzlig, sodass wir den Feuerlöscher holen mussten.»

Friedli

Die «Friedli und Fränz Kilbimusig» (kurz FuFK) covert zumeist Klassiker aus der Rockmusik, denen sie entlebucherische Texte hinzufügen. «Es geht ums Saufen, Weiber und Traktoren», erklärt Fränz. «Dem habe ich nichts hinzuzufügen», grinst Friedli: «Oder vielleicht davon, eines Tages Traktor fahren zu können, viele Weiber zu haben und viel trinken zu können», meint er mit einem Zwinkern. Und da ist es wieder: sein Pokerface.

Der Feuerlöscher, ihr Freund und Helfer

Bei ihren Konzerten geht jeweils die Post ab. «Es ist schon Chöubi-Musig und weniger diese Rock’n’Roll-Experience», sagt Friedli. Den Kaffee Träsch bereiten sie am liebsten gleich selbst auf der Bühne vor. Mit einem Gasbrenner – denn richtiges Kaffee Träsch müsse auch über einem offenen Feuer gebrüht werden. «Der Gasbrenner hat sich nicht immer so gut mit der Dekoration vertragen», erzählt Friedli. «Hie und da wurde es schon ein wenig brenzlig, sodass wir ein Lied abbrechen und kurz den Feuerlöscher holen mussten.» Das Kaffee Träsch wird dann – sofern es kein ungeplanter Brand verhindert – direkt in die Spritzkanne gefüllt, von dem sich auch das Publikum einen Schluck erhaschen kann.

Weshalb sie keine Hemmungen haben? Wortlos schiebt Friedli das Bier nahe an sich. Er grinst wieder. «Ich finde Rock ’n› Roll muss schon etwas weh tun. Er muss pubertär sein, vielleicht etwas kindisch und frech. Er darf auch schlecht sein. Anecken muss man schon», so Friedli.

Luzern – Entlebuch: Etwa 30 Minuten

«Der Unterschied von Luzern und dem Entlebuch», sagt Fränz, «sind öpe 30 Minuten.» Und Friedli wagt einen kurzen historischen Exkurs. Das Entlebuch ging im Jahre 1385 ein Bündnis mit der Stadt Luzern ein. Mit ihrer CD «Bis eis brüelet – Äntlibuecher Puurechrieg Nummer 2» habe die Band das rückgangig machen wollen. «Wir dachten, wir könnten mit unserer Musik die Luzerner dazu bringen, das Entlebuch wieder abzulösen», scherzt Friedli. «Vielleicht ist ja das unsere Mission.»

«Wir können ja nichts dafür, dass wir aus dem Entlebuch kommen», meint Fränz weiter. Dennoch: Die Konzerte im Entlebuch seien die schlechtesten, meinen die beiden. Weil dann würden auch einige kommen, die ihre Musik sonst nicht hören und beim Konzert mit ernster Miene und verschränkten Armen Wurzeln in den Boden schlagen würden. Und wenn jemand umgangsprachlich «abginge», würden am Tag danach Geschichten im Dorf umher kursieren, wer jetzt wieder einen Rausch hatte.

«Wenn wir in der Schüür in Luzern spielen, dann haben wir einfach nur das Gefühl, dass wir in der Stadt spielen. Aber eigentlich kommen dann auch alle Hinterwäldler.» Und es sei schon wichtig, dass diese «Landeier» kämen, um Ramba Zamba zu machen, meint Friedli. Die Band sei dennoch schon stark mit dem Entlebuch verwurzelt. «Für die nächsten paar Leben», verspricht Friedli.

«Alles Bürolischte» mit viel «Chabis im Grend»

«A Marterpfau ue Meitschi binde […] mit em Gwehr iz Mueters Wösch ie schiesse […] I de Hütte düüri Niele paffe, usem Chäuer heimlich Träsch beschaffe, säute vorhär vöu studiert, eifach mau probiert», heisst es im neuen Song «Luusbuebe». Und weiter: «Sit Chinderstube Luusbuebe gse, Luusbuebe blube.» Friedli und Fränz geben auch zu, dass sie zwei Schlitzohren seien.

«Wir können nichts dafür, dass wir aus dem Entlebuch kommen.»

Fränz

Die Rasselbande habe schon viel «Chabis im Chopf» gehabt. «Immer noch», sagt Friedli. «Wenn man die Autoprüfung und 200 Stutz im Hosensack hat, ist es manchmal fast schlimmer, als wenn man in den Kindergarten geht. Dann sind ja die Möglichkeiten noch grösser, mehr Schabernack treiben zu können.»

Von der «Chöubimusig» könne man schon nicht leben, meinen die beiden. Ganz «normale, langweilige Berufe» üben sie in ihrem Alltag aus. «Fast alle aus der Band sind Bürolisten, die gerne Bauern oder Rockstars wären», meint Friedli, der AV-Fachplaner ist und nebenbei den Master an der ETH anstrebt. Warum sie keine Bauern sind? «Heuschnupfen», sagt Fränz bedauernd und nimmt einen grossen Schluck Bier.

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