Laute Cordon bleus, gewöhnungsbedürftige Heuschrecken, verbotene Unisex-WCs: In Luzerns Beizen war auch 2017 wieder einiges los. Wir haben den Überblick behalten.
«Die klopfen Cordon bleu die ganze Woche hindurch»: Das noch junge Gastro-Jahr wurde von einem Hammer wachgeklopft. Der Beizer des Restaurants «Kränzlin» in der Bruchstrasse brachte mit der Zubereitung seiner Cordon bleus die Nachbarschaft auf die Palme (zentralplus berichtete).
Ein paar Wochen später kehrte wieder Stille ein. Die Lösung: ein Vibrationsdämpfer. Uff, nochmals gut gegangen (zentralplus berichtete).
Zoff wegen Hygiene-Zertifikat
Auch die Restaurant-Gruppe Remimag sorgte 2017 wieder verlässlich für Gesprächsstoff: Im neu eröffneten Restaurant Anker gab’s schweizweit die erste Unisex-Toilette, was prompt den Gesetzgeber provozierte. Auch hier mit einem Happy-End: Der Kanton will sein Gesetz an die Anker-Toilette anpassen.
Geschäftsführer Florian Eltschinger ärgerte sich auch gewaltig, weil eine SP-Kantonsrätin für Gastrobetriebe ein Hygiene-Zertfikat forderte. «Wir halten die Dinge nicht unter dem Tisch», sagte Eltschinger zu zentralplus. Besser so für ein Restaurant.
Apropos Hygiene-Zertifikat: Dieses wurde gefordert, nachdem das traditionelle Luzerner Gourmet-Restaurant «Maihöfli» Anfang Jahr gebüsst wurde. Grund: Der Lebensmittelkontrolleur fand verschimmelte und verdorbene Produkte (zentralplus berichtete). Der Wirt entschuldigte sich später, gelobte Besserung – und trotzdem gab er kürzlich bekannt, dass er nach 20 Jahren aufhöre. Das «Maihöfli» braucht einen neuen Pächter.
«Mach etwas!»
Auch von einer anderen grossen Luzerner Gastro-Kette – der Sinnvoll-Gastro – hörte man dieses Jahr: Nachdem die Querdenker um Heiri Michel seit Jahren die Lindenstrasse in Reussbühl aufmischen, nehmen sie nun das Boom-Quartier Luzern Nord ins Visier und eröffnen gleich beim Seetalplatz eine Beiz. Aber auch mit der Lindenstrasse ist Sinnvoll noch lange nicht am Ziel. Heiri Michel verriet zentralplus die neusten Ideen am Streetfood-Festival und sagte: «Du kannst nicht einfach da sein und auf die Leute warten – mach etwas!»
Wechsel an der Baselstrasse und in der Neustadt
Wie lief das jetzt genau mit dieser Bar Berlin? Genau, aus der ehemaligen Bar Berlin in der Lädelistrasse wurde El Barrio – dafür heisst jetzt die ehemalige Freie Schweiz an der Neustadtstrasse Bar Berlin (zentralplus berichtete). Dahinter steckt ein alter Hase im Gastrogeschäft: Sascha Welz.
Apropos Sascha Welz: Auch zwei weitere ehemalige Beizen von ihm wechselten die Pächter. Steff Chiovelli und Barbara Glenz übergaben nach fünf Jahren die Gewerbehalle an der Baselstrasse in neue Hände (zentralplus berichtete). Und das Restaurant Parterre in der Neustadt wurde von den Betreibern der Sommerbeiz Nordpol kürzlich übernommen und kräftig aufgemöbelt. Manuel Kaufmann, Mike Walker und Dominik Schmid haben das Lokal wieder zum Hotspot gemacht (zentralplus berichtete).
Iiih, ein Insekt auf meinem Teller!
Heuschrecken erobern Luzern: Seit die Viecher im Mai zugelassen wurden, haben einige Restaurants in der Region die gewöhnungsbedürftige Speise auf die Karte genommen. Eine Hinterländer Firma produziert Bio-Würmer, das Rothenburger «Ace Café» testet Insekten-Burger, das Restaurant «Kaiserstuhl» in Lungern experimentiert ebenfalls mit Insekten und nun tischt auch die «Nooch Asian Kitchen» in der Mall of Switzerland ganze Heuschrecken auf.
Das Fazit der Gastronomen: Der Renner sind die Würmer und Insekten noch nicht, aber man will zu den Pionieren gehören. Sushi ekelte schliesslich anfangs auch viele Leute an … «Und eine Crevette ist ja auch nichts Schönes», sagt Larissa Schiesser, Geschäftsführerin des Restaurants Kaiserstuhl in Lungern, treffend.
Der Sommer kommt wieder …
Auch wenn man jetzt im Dezember kaum dran denken mag, aber Luzern hat sich diesen Sommer zur Glace-Hochburg gemausert. Neue Gelaterias sind hüben wie drüben aus dem Boden geschossen: vor dem Luzerner Theater, beim Alpineum am Löwenplatz, am Reusssteg oder in Littau. zentralplus hat die Chance gepackt und sich auf die Suche nach den Geschmackstrends gemacht.
SRF unterwegs in Luzern
2017 war die SRF-Sendung «Mini Beiz, dini Beiz» mehrmals in Luzern unterwegs. Aber nicht die Restaurants, sondern deren Gäste sorgten für Kopfschütteln. Der «Gipfel der Dekadenz» sei’s gewesen, fand TV-Kritiker René Hildbrand, die fünf Stammgäste bezeichnet er als «vier Old-Tussis und einen Tusserich». Und die Gastro-Experten doppelten im Herbst nach und ärgerten sich über das «völlig willkürliche Format» der Sendung. Dem SRF scheinen die Beizen auszugehen …
Und sonst?
Auf dem Bürgenstock hat der erste Drei-Sterne-Koch der Zentralschweiz seine Arbeit aufgenommen, auf dem Dach des Hotel Monopol kann man neu Italienisch speisen, mit dem «Pikante» hat das erste peruanische Restaurant in Luzern eröffnet und auch am Helvetia-Platz tut sich etwas: Das Restaurant «Helvetia» geht in neue Hände über und gleich nebenan soll’s bald eine neue italienische Bar geben.
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