Luzerner Handel spürt Konkurrenz unterschiedlich

«Dramatischer Einbruch» im Weihnachtsgeschäft: War es die Mall?

An der Weggisgasse in der Luzerner Altstadt läuft derzeit das Weihnachtsgeschäft.

(Bild: Isabelle Dahinden)

Weihnachtszeit ist Shoppingzeit: Mit der Mall of Switzerland haben die Luzerner Innenstädte neu einen Einkaufskoloss in Stadtnähe. Die ersten Reaktionen zeigen ganz unterschiedliche Einschätzungen. Während Lebensmittelgeschäfte in der Neustadt «dramatische Einbussen» zu verzeichnen hätten, spürten andere die neue Konkurrenz überhaupt nicht.

Aufwendig geschmückte Schaufenster, dick eingehüllte Passanten und weiss gepuderte Dächer: Das Weihnachtsgeschäft in der Luzerner Innenstadt ist in vollem Gange. Die Hauptsaison im Detailhandel erhält in Luzern eine neue Dynamik mit dem Mitbewerber aus Ebikon, der täglich rund 50’000 Besucher anlocken will. Die Mall of Switzerland (MOS) möchte mehr sein, als ein Einkaufszentrum, sondern dem Stadtzentrum mit Erlebniswelt und Eisfeld die Stirn bieten.

Bei der City-Vereinigung Luzern beobachtet man eine ähnliche Geschäftsentwicklung wie im Vorjahr: «Die Konsumenten entscheiden sich eher kurzfristig», sagt Präsident André Bachmann. Die Auswirkungen der Mall of Switzerland liessen sich in der Stadt Luzern zur Zeit nicht quantifizieren. Verlässliche Aussagen über Verschiebungen und Verlagerungen von Frequenzen liessen sich erst beim Vorliegen von Vergleichszahlen machen.

«Wir sind hier nach wie vor zuversichtlich, dass die Stadt als Einkaufsparadies ihre Wirkung nicht verlieren wird.»

Alexander Gonzalez, Wirtschaftsverband Stadt Luzern

Wie im vergangenen Jahr sei der erste Verkaufssonntag in der Stadt deutlich schwächer gegenüber dem zweiten vom vergangenen Wochenende. «Der erste Verkaufssonntag vom 10. Dezember hatte zudem noch massives Wetterpech, was sich erfahrungsgemäss schlecht auf die Frequenzen in der Stadt Luzern auswirkt», so Bachmann.

Detailhandel unter massivem Druck

Besser sah es offenbar am vergangen Wochenende aus: «Die Stadt war sehr gut besucht, die Gäste waren aufgestellt und zufrieden und haben die einmalige Stimmung mit den diversen Adventsangeboten sehr genossen», so der Branchenvertreter Bachmann. Stärkere Auswirkungen als das Einkaufszentrum in Ebikon haben die grossen Trends im Detailhandel: «Grundsätzlich ist auch 2017 der Detailhandel unter massivem Druck.

Der Trend zu noch mehr Onlinehandel und auch zum Shoppen im Ausland ist immer noch steigend, wenn auch nicht mehr mit so grossen Zuwachsraten», sagt Bachmann. Die Debatte um die Ladenöffnungszeiten möchte Bachmann nicht weiter kommentieren – der Verband engagiert sich bereits seit Jahren für eine Liberalisierung.

«Sonntagsverkäufe finden mit Vorteil gleichzeitig mit den grossen Einkaufscentern statt.»

Marcela Palek, Globus

Eine ähnliche Einschätzung macht auch Alexander Gonzalez, Präsident des Luzerner Wirtschaftsverbandes. Insgesamt sei eine etwas tiefere Frequenz im Dezember zu spüren gewesen. Die Auswirkungen der Mall auf die Innenstadt seien jedoch schwer messbar. «Wir sind hier nach wie vor zuversichtlich, dass die Stadt als Einkaufsparadies ihre Wirkung nicht verlieren wird», so Gonzalez. Und was sagen die Geschäfte?

Wetter spielt wichtige Rolle

«Mit den Umsatzzahlen sind wir zufrieden», sagt Ramona Aggeler, Geschäftsführerin von Changemaker Luzern. Das kleine Geschäft gleich neben dem Mühleplatz setzt auf eine breite Palette von Produkten, die jedoch alle nachhaltigen und fairen Standards entsprechen müssen. Die Kundschaft würde deshalb sehr gezielt und wiederholt kommen. Die Mall sei folglich nicht direkte Konkurrenz. «Wir sind nicht vergleichbar mit vielen anderen Geschäften, die in der Mall präsent sind», so Aggeler.

Wie André Bachmann betont die Geschäftsführerin den Einfluss des Wetters. Wenn es regnet, seien die Leute eher in den grossen Centern am Shoppen anstelle der Innenstadt. Aggeler sagt ausserdem, es sei wichtig, dass die Altstadtgeschäfte nicht gleichzeitig mit der Mall Sonntagsverkauf haben. «Am vorletzten Sonntag hatten die Geschäfte in der Innenstadt offen, während die Malls geschlossen waren. Darüber sind wir sehr froh.» Umgekehrt gilt der Sonntagsverkauf am 24. Dezember nicht für die Altstadt.

Bei Globus Luzern ist man da anderer Meinung: «Sonntagsverkäufe finden mit Vorteil gleichzeitig mit den grossen Einkaufscentern statt», sagt Sprecherin Marcela Palek. So seien die Kunden einheitlich informiert und könnten wählen, was ihren Einkaufswünschen am besten entspreche.

Beim Weihnachtsshopping im Internet ist es definitiv weniger kalt.

Beim Weihnachtsshopping im Internet ist es definitiv weniger kalt.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Neustadt mit zu wenig Kundenparkplätzen

Wie Aggeler von Changemaker ist auch Globus mit seinen drei Standorten in der Luzerner Innenstadt wenig von der Konkurrenz in der Agglomeration betroffen: «Globus ist ein urbanes Warenhaus und spricht das entsprechende Kundensegment an. Deshalb spüren wir den Mitbewerber bis anhin nicht», sagt Palek. Das für Globus wichtige Weihnachtsgeschäft sei insgesamt gut angelaufen und verlaufe aktuell etwas besser als im Vorjahr.

Das Drogerie- und Farbengeschäft von Markus Gehrig im Neustadtquartier ist im Gegensatz zu Globus weniger stark vom Weihnachtsgeschäft abhängig, wichtiger sei die Fasnacht. Doch die Neustadt ist offenbar stärker unter Druck, berichtet der Geschäftsinhaber und Vorstandsmitglied des kantonalen Detaillistenverbandes. Schuld sei aber nicht die Mall, sondern das regulative Umfeld respektive die städtische Verkehrspolitik: «Ein grosses Problem sind die fehlenden Parkplätze im Quartier. Viele Kunden kommen deshalb heute nicht mehr.»

Umsatzrückgänge seien besonders bei Lebensmittelgeschäften in der Umgebung «dramatisch». Gehrig glaubt nicht, dass die Mall den Geschäften in der Innenstadt gefährlich werden kann. Das Shoppingerlebnis in der Mall sei nicht vergleichbar mit der Stimmung in der Altstadt und dem Branchenmix in der Neustadt.

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