Leuchtenstadt wird ihrem Namen gerecht

So hat der Plan Lumière Luzern verändert

Besseres Licht für die Leuchtenstadt: Das ist die Idee des Projekts Plan Lumière, das jetzt abgeschlossen wird.

(Bild: zvg/Gabriel Ammon)

Weniger ist mehr: Mit dem Plan Lumière beleuchtet die Stadt Luzern ihre Sehenswürdigkeiten gezielter. Nach fast zehn Jahren steht das 8-Millionen-Projekt auf der Zielgeraden – und Friede ist eingekehrt. Wie sich die Leuchtenstadt verändert hat, zeigen unsere Vorher-nachher-Bilder.

Wenn man von seiner Leistung überzeugt ist, darf man sich auch mal selber auf die Schultern klopfen. «Nicht oft erhält ein städtisches Projekt so viel Lob wie der Plan Lumière», schreiben die Behörden zugleich stolz als auch selbstkritisch zum Abschluss ihres 10-jährigen Projekts. Man darf zu diesem Erfolg gratulieren, denn die Kritik ist jeweils nicht zu knapp, wenn’s um die Neugestaltung des Stadtraums geht.

Nun aber hat die Leuchtenstadt eine Lichtstimmung, die ihrem Namen gerecht wird. Zehn Jahre nachdem die Luzerner Stimmbevölkerung dem Plan Lumière an der Urne zugestimmt hat, steht das Projekt vor dem Abschluss. Das nächtliche Luzern wurde «spürbar positiv verändert und aufgewertet», so die Stadt. Wer möchte da in der besinnlichen Adventszeit nicht seine Handschuhe abstreifen und artig klatschen?

Beleuchtungswut im Griff

Wenn’s dunkel wird, strahlt das Licht jetzt nicht mehr in alle Himmelsrichtungen, sondern sanft, atmosphärisch und gekonnt auf die bekannten Plätze, Gebäude und Gassen der Altstadt – man hat die «Beleuchtungswut» in den Griff bekommen. 25 Sehenswürdigkeiten und Gebäude wurden insgesamt neu und diskreter beleuchtet, aber auch Plätze, Gassen, See- und Flussufer. Der Plan Lumière respektiert die Dunkelheit und leuchtet nur dort, wo es Sinn macht.

Um die unterschiedlichen Stimmungen der verschiedenen Bereiche zu betonen, wurden Beleuchtungsmethoden, Montagehöhe und Lichtfarben auf die jeweiligen Eigenheiten abgestimmt.

Welchen Effekt die neue Beleuchtung hat, ist am Beispiel der Hauptpost zu sehen:

Bei allem Jubel: Anfänglich war die Kritik aus der Bevölkerung gross, auch wenn der Plan im Parlament damals relativ unbestritten war. Trotzdem formierten Bewohner aus der Innenstadt ein Komitee und ergriffen das Referendum. Die Angst vor einer Lichtpolizei ging um, dass die Innenstadt zu einer Theaterfassade verkomme. Vergebens: Fast 60 Prozent der Bevölkerung sagten im November 2008 Ja zum stadträtlichen Lichtplan – der Umsetzung stand nichts mehr im Weg.

«Das nächtliche Luzern ist eine Augenweide.»

Alt-Stadtrat Franz Müller

Heute gibt’s mehrheitlich Lob: «Luzern hat ein perfektes Beispiel dafür geschaffen, wie einfach das Leben durch Licht verbessert werden kann», hiess es etwa in der Begründung, als Luzern 2010 in Frankreich den internationalen City.people.light-Award erhielt. Der Preis geht an Städte mit besonders gelungenen Beleuchtungskonzepten. 2014 kam noch der Umweltpreis der Albert Koechlin Stiftung dazu für Luzerns «Vorreiterrolle».

Nicht nur fürs Auge

Auch Alt-Stadtrat Franz Müller hält den Plan Lumière für eine Erfolgsstory: «Das nächtliche Luzern ist eine Augenweide.» Und EWL-Ceo Stephan Marty sagt, der Plan Lumière stehe für eine «präzise und innovative Beleuchtung».

Der Luzerner Stadtrat Adrian Borgula sagt schliesslich: «Der Plan Lumière ist ein tolles Beispiel, wie sich Stadtgestaltung, Energieeffizienz und Naturschutz in einem gemeinsamen Projekt mit gegenseitigem Nutzen zusammenführen lassen.»

Der Plan Lumière ist nämlich nicht nur fürs Auge, er nimmt Rücksicht auf Flora und Fauna. Ein Beispiel sind die sensiblen Brutplätze im Wasserturm, die seltenen Alpensegler werden von der neuen Beleuchtung nicht angestrahlt. Zudem helfen effizientere Leuchten beim Stromsparen: Trotz zusätzlich beleuchteter Objekte ist der Stromverbrauch 45 Prozent tiefer als zuvor.

Vorher/nachher am Beispiel Torbogen:

Inzwischen nahmen weitere Städte das Luzerner Lichtprojekt als Vorbild: Winterthur, Zürich, Basel oder Genf. Und der Plan Lumière erhielt sogar einen kleinen weihnachtlichen Bruder – den Plan Lumière Noël (sic!), der die Beleuchtung zur Adventszeit regelt.

Bis im Herbst sind die letzten Massnahmen der ersten Etappe des Plan Lumière umgesetzt, die Kosten belaufen sich bis jetzt auf 7,8 Millionen Franken.

Ein Buch zum Plan Lumière

Zum Abschluss des Projekts geben Stadt Luzern und EWL ein Fotobuch heraus. Preisgelder des City.people.light-Awards und des Umweltpreises der Albert Koechlin Stiftung haben das Buch ermöglicht. Texte informieren über Entstehung des Projekts, Vorher-nachher-Bilder von Fotograf Gabriel Ammon illustrieren die Lichteffekte an verschiedenen Gebäuden und Plätzen. Gestaltet hat das Werk Erich Brechbühl. Das Buch ist bei der EWL (Industriestrasse 6) erhältlich und per E-Mail.

Aber abgeschlossen ist das Kapitel Plan Lumière trotzdem nicht: Das zeigt etwa die inzwischen seit Jahren andauernde Posse um die farbigen Schweizerhof-Fenster (zentralplus berichtete). Weil das Hotel prominent am Seeufer steht, muss es sich dem Reglement fügen, das wollen die Betreiber nicht hinnehmen. Das Kantonsgericht muss nun entscheiden.

Auch die Kapellbrücke, das ewige Sorgenkind, soll besser ausgeleuchtet werden. Nachdem ein hochtrabendes Konzept für eine Inszenierung gescheitert ist, soll es dank einer Millionenspende nun doch vorwärtsgehen. Die Stadt will eine «dezente Verbesserung der Sichtbarkeit» und eine «optimierte Beleuchtung des Innenraums», die mit dem Plan Lumière kompatibel ist (zentralplus berichtete). Lichterfreunde hätten sich mehr gewünscht.

Der Streit ums richtige Licht: Er ist noch lange nicht aus.

Beispiel Suva-Gebäude:

 

Weitere Beispiele in der Galerie:

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