Heimspiel im Theater Casino Zug

Kulinarisches Wandertüürli mit Nik Hartmann

Das Schwyzerörgeli bleibt nicht nur Dekor auf dem idyllischen Bühnenbild.

(Bild: Rene tanner)

Wer kennt ihn nicht? Nik Hartmann, der «Wanderer der Nation», wie er sich auch selber nennt, ist kaum zu übersehen. Ob als Jeder-Rappen-zählt-Spendensammler, Samstagabendshow-Moderator oder als TV-Wanderer – der Musterschweizer gilt als Publikumsliebling der Nation. Seit einem Jahr ist er nun auch mit seinem ersten Soloprogramm unterwegs. Braucht es das oder haben wir bald einen Nik-Überschuss?

Mit dem Klassiker «The Wanderer» von den Beach Boys tritt Nik Hartmann auf die Bühne des Theater Casino Zug und begrüsst das Publikum. Es sei für ihn ein ganz spezielles Erlebnis, selber einmal auf dieser Bühne zu stehen, zumal er hier schon zahlreiche Grössen wie beispielsweise Miles Davis oder Marc Rima gesehen habe. Da Letzterer an diesem Abend selber im Publikum sitzt, sorgt das schon für die ersten Lacher.

Hartmann macht das, worin er gut ist. Ungekünstelt, authentisch und persönlich plaudert er aus dem Nähkästchen, erzählt lustige Anekdoten aus seinen Sendungen und nimmt sich selber nicht zu ernst. Anspielend auf die Billag-Abstimmung gesteht er, dass er nur des Geldes wegen nun auch noch mit einem Bühnenprogramm unterwegs sei, der 4. März komme ja schon bald. Er versucht weder, als Comedian aufzutreten, noch als Satiriker, sondern bleibt seiner Schiene treu und nimmt das Publikum mit auf eine abwechslungsreiche Wanderung durch die schönsten Flecken der Schweiz.

: Traumhafte Bilder der Schweizer Bergwelt. Hier das Bernina-Massiv im Engadin. Tolle Stimmungsbilder.

: Traumhafte Bilder der Schweizer Bergwelt. Hier das Bernina-Massiv im Engadin. Tolle Stimmungsbilder.

(Bild: Brigitte Loosli)

Beste Werbetrommel für Schweiz Tourismus

Die Kulinarik spielt in Hartmanns Programm eine wichtige Rolle. Programmatisch zum Abend bot das Restaurant des Theater Casino Zug vor der Vorstellung einen Apéro-Picknickkorb mit regionalen Köstlichkeiten. Auch auf seiner Tour d’Horizon thematisiert er viele Leckereien: Ossobucco aus dem Valle di Muggio, Abricotine aus dem Wallis oder Pizokel aus dem Bündnerland sind nur einige Beispiele. Die Bündner Küche schmeckt ihm jedoch überhaupt nicht, hat er doch selber schon weniger erfreuliche Erfahrungen mit Maluns gemacht.

Bei so viel Gerede über feines Essen darf das Publikum nicht leer ausgehen. Im Rahmen eingeflochtener Geografie-Quizfragen können die Zuschauer immer mal wieder kleine Naschereien gewinnen. Grosszügig verteilt Hartmann Biberli, Schoggistängeli und Sportmint, sogar ein Glas Absinth wird herumgereicht.

Konzentriert spielt Hartmann die kurzen Stücke.

Konzentriert spielt Hartmann die kurzen Stücke.

(Bild: Rene tanner)

Dialektbegabter Geschichtenerzähler

Hartmann imitiert gerne. Am liebsten seine ehemaligen Chefs. Roger Schawinski stellt er in breitem «Züridütsch» als Erfinder des Selbstbewusstseins dar, Roger de Weck als elitären Intellektuellen. Das kommt an beim Publikum. Zudem hat Hartmann ein Faible für unterschiedliche Dialekte und schafft es, diese gekonnt in seinen Wandergeschichten zu inszenieren: Bald spricht er in Appenzellerdeutsch über das «Überifahre», bald in Bündner- und Walliserdeutsch über seine Bergtouren und in Berndeutsch und auf Solothurnisch über seine Kindheit als Schwarzbub im Emmental.

Mit lustigen Zeichnungen, wunderschönen Naturbildern und stimmungsvollen Tonaufnahmen bringt er die Berge auf die Bühne. Dabei setzt er auf Idylle pur, was man auch an seinem Bühnenbild wiedererkennt: Ein perfekter grüner Rasen, dazwischen ein kleiner Wanderweg, ein grünes Bänkli mit einer Wolldecke und einem alten Wanderrucksack und daneben ein aus Stroh geflochtener Picknickkorb. Ein kleines Ständchen auf dem Schwyzerörgeli darf als Nonplusultra dieser schönen heilen Welt nicht fehlen.

Welcher Pass führt von Pays d’en Haut nach Aigle? Natürlich der Col de Mosses.

Welcher Pass führt von Pays d’en Haut nach Aigle? Natürlich der Col de Mosses.

(Bild: Brigitte Loosli)

Seichter Unterhaltungsabend

Mit seiner spitzbübischen Art kommt Hartmann gut beim Publikum an. Immer mal wieder bringt er einen frechen Spruch, ohne jemals unter die Gürtellinie zu gehen. Nur am Rande thematisiert er die andere Seite der Idylle: die schmelzenden Gletscher und die zunehmende Abwanderung aus den Bergdörfern. Nik Hartmann bleibt seinem Image treu und steht für seichte Unterhaltung. Das beherrscht er perfekt und schafft es elegant, das Publikum um den Finger zu wickeln.

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