Wahlen 2018: Grüne wollen in den Zuger Stadtrat

Astrid Estermann: «Meine Kandidatur ist keine Alibigeschichte»

Astrid Estermann verzichtet auf Facebook. Sie setzt lieber auf den persönlichen Kontakt mit ihren Wählern.

(Bild: zvg)

Astrid Estermann will im Herbst 2018 erste Stadträtin der Alternative – die Grünen Zug (ALG) werden. Die langjährige Gemeinderätin wünscht sich ein «Zug für alle» und eine Stadt, die velo-, fussgänger- und frauenfreundlicher ist als heute.

zentralplus: Astrid Estermann, warum wollen Sie in den Zuger Stadtrat?
 
Astrid Estermann: Ich finde dies eine sehr spannende, vielseitige und verantwortungsvolle Aufgabe. Nach so vielen Jahren im Grossen Gemeinderat – es ist meine vierte Legislatur – habe ich einen guten Einblick bekommen, was der Stadtrat macht. Die Stadt ist mir in all den Jahren ans Herz gewachsen und ich möchte mich noch mehr für sie einsetzen.
 
zentralplus: Sie kandidierten bereits einmal, 2006. Warum klappte es nicht beim ersten Anlauf?

Estermann: Ich habe 2006 erstaunlich gut abgeschnitten, obwohl man mir damals keine grossen Wahlchancen gab. Dolfi Müller und Andreas Bossard traten als Bisherige an, ich war die dritte linke Kandidatin. Gewählt wurde aber damals Andrea Sidler Weiss.

Zur Person

Astrid Estermann (47) stammt aus Emmenbrücke und lebt seit 21 Jahren mit ihrem Partner in Zug. Sie arbeitet als Leiterin Erwachsenenschutz bei den Sozialen Diensten der Stadt Luzern und führt ein Team von 35 Mitarbeitern. Astrid Estermann politisiert seit 2003 für die Alternative – die Grünen im Grossen Gemeinderat Zug. Sie kandidierte 2006 bereits einmal für den Stadtrat sowie 2007 und 2015 für den Nationalrat.
 

zentralplus: Sie holten damals das fünftbeste Resultat aller Kandidaten, 2’541 Stimmen, Andrea Sidler Weiss von der CVP 1’822 Stimmen. Warum wurde dennoch Sidler Weiss gewählt?

Estermann: Das hat mit dem Proporzsystem zu tun. Beim Proporz wurden zunächst die Listenstimmen für die Partei gezählt und dann die Stimmen für die Kandidatin. Mir fehlten rund 50 Listenstimmen bei der ALG. Trotz dem seither neu eingeführten Majorzsystem rechne ich mir 2018 gute Chancen aus.

«Ich brauche zur Wahl auch Stimmen aus dem bürgerlichen Lager.»

zentralplus: Ist es einfacher, mit dem Majorzsystem in den Stadtrat gewählt zu werden?

Estermann: Nein, es ist sogar schwieriger, reinzukommen. Beim ersten Wahlgang muss das absolute Mehr erreicht werden, und das ist schwieriger als im Proporz mit den Listenstimmen. Ich brauche dazu auch Stimmen aus dem bürgerlichen Lager.

zentralplus: Trauen Sie sich das Amt zu, und welche Qualifikationen bringen Sie mit?

Estermann: Ich traue mir das sehr zu, und meine Kandidatur ist keine Alibigeschichte der Partei, ich würde das wirklich sehr gerne tun. Ich arbeite seit über 20 Jahren in der Verwaltung und weiss, wie solche Gebilde funktionieren. Seit 10 Jahren leite ich ausserdem ein Team von 35 Mitarbeitern. Meine letzte Weiterbildung war Organisationsberatung und Coaching. Ich bringe also vielseitige Erfahrungen mit.
 
zentralplus: Der Anteil an Frauen in politischen Gremien oder Firmen-Chefetagen ist momentan ein grosses Thema. Wie viele Frauen braucht es im Zuger Stadtrat?
 
Estermann: Ich fände es gut, wenn das Verhältnis zwischen Männern und Frauen ausgeglichen wäre. Zwei Frauen wären gut, drei ebenso. Momentan ist das Verhältnis nicht ausgeglichen.

«Ich finde es vorbildlich, dass der Zuger Stadtrat – im Gegensatz zum Regierungsrat – die Charta für Lohngleichheit unterschrieben hat.»

zentralplus: Sind Sie eine Feministin?

Estermann: Das Wort hat in letzter Zeit so einen negativen Touch bekommen. Grundsätzlich setze ich mich für Frauenanliegen ein und die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist mir wichtig. Wenn das feministisch ist, bin ich es.
 
zentralplus: Gibt es denn Handlungsbedarf in der Stadt Zug, zum Beispiel geschlechterdiskriminierende Löhne?

Estermann: Da sehe ich im Moment zu wenig rein. Aber ich finde es vorbildlich, dass der Zuger Stadtrat – im Gegensatz zum Regierungsrat – die Charta für Lohngleichheit unterschrieben hat. Mir wäre es auch ein Anliegen, dass mehr Frauen Leitungsfunktionen übernähmen und die Stadt mehr Teilzeitstellen anböte.
 
zentralplus: Wofür stehen Sie, und was würden Sie gerne verändern und bewirken als Zuger Stadträtin?
 
Estermann: Ich weiss ja noch nicht, welches Departement ich übernehme …
 
zentralplus: Sie reden schon wie eine Stadträtin.
 
Estermann (lacht): Also, ich bin eine Allrounderin. Aber mir sind soziale und Umweltanliegen wichtig, und die würde ich im Stadtrat vertreten. Mir ist klar, dass es ein Kollegialitätsprinzip gibt, und ich würde das achten. Ich möchte mich für ein Zug für alle einsetzen. Der Verkehr sollte mehr in Richtung öffentlichen Verkehr und Velo gehen. Ich bin ein grosser Velofan. Ausserdem ist mir die Umsetzung der 2’000-Watt-Anliegen wichtig. Doch dafür braucht es natürlich politische Mehrheiten. Ich würde mich im Stadtrat sachlich für diese Anliegen einsetzen.
 
zentralplus: Seit 2014 gibt es eine bürgerliche Mehrheit im Zuger Stadtrat. Macht der heutige Stadtrat Sachen aus Ihrer Sicht schlechter als mit der früheren linken Mehrheit? Oder ist das sowieso alles Hans wie Heiri?
 
Estermann: Nein. Eine linke Mehrheit würde gewisse Themen schon anders angehen. Zum Beispiel das Hochhausreglement. Die bürgerliche Stadtrats-Mehrheit hat den Entwurf des Stadtrats nicht genug verteidigt und hat Ja gesagt zu den Änderungsvorschlägen der Bürgerlichen im Grossen Gemeinderat. Der Stadtrat hätte an seinem Vorschlag festhalten sollen, der in der zweiten Lesung verabschiedet wurde.
 
zentralplus: Haben Sie ein konkretes Beispiel, warum das Hochhausreglement, über das Zug am 26. November abstimmt, aus Ihrer Sicht schlechter ist?

Estermann: Ich hätte begrüsst, dass die Zone für 80-Meter-Hochhäuser klar eingegrenzt ist, wie es der Stadtrat zuerst vorschlug. Und ich bin für einen klaren Footprint für Hochhäuser, der wieder gestrichen wurde.
 
zentralplus: Ein Ausblick auf den Wahlkampf: Können Sie mir sagen, worauf Sie sich im Wahlkampf fokussieren werden?
 
Estermann: Nein, dafür ist es noch zu früh. Es werden Gespräche stattfinden innerhalb der ALG, wie ich mich im Wahlkampf positionieren werde. Mit der CSP und der SP werden wir ebenfalls Gespräche führen. Die SP Zug will ihre Kandidaten aber erst im Frühling 2018 nominieren.

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