Sparrunde macht Luzerner Privatschule zu schaffen

«… dann würde das St. Klemens wieder zu einem exklusiven Angebot werden»

Rektor René Theiler auf dem Pausenplatz des St. Klemens.

(Bild: bic)

Die finanzielle Situation des Kantons macht auch dem St. Klemens zu schaffen. Nach drei Kürzungen der Kantonsbeiträge steht das Gymnasium am Scheideweg. Auch wenn die Lehrer auf einen Teil ihres Lohnes verzichten. Sollten weitere Mittel ausbleiben, müssten die Elternbeiträge erhöht werden – und das private Gymi wieder einer exklusiven Klientel vorbehalten sein.

Es ist ein wunderschöner Herbsttag am Rotsee in Ebikon. Da die Schüler in dieser Woche einem Projekt ausserhalb der Schulräumlichkeiten nachgehen, ist es auf dem Areal des Gymnasiums St. Klemens für eine Schule sehr ruhig. Dies macht diesen Ort noch mehr zur Idylle. Doch hinter den Kulissen geht es turbulent zu und her. Aufgrund der seit Jahren sinkenden Kantonsbeiträge steht das St. Klemens vor grossen Herausforderungen.

Stetig sinkende Kantonsbeiträge

René Theiler, Rektor des St. Klemens, wirkt dennoch sehr gelassen. Auch wenn die nächsten Jahre für die Verwaltung, die Schulleitung und die Lehrerschaft fordernd sein werden, wie er sagt. «Uns steht bereits die dritte grosse Sparrunde innerhalb der letzten Jahre ins Haus.»

Bereits das letzte Sparpaket hatte Folgen. «Wir haben die Unterrichtsverpflichtung der Lehrpersonen erhöht und die Stundentafel gestrafft», so Theiler. Das St. Klemens wird zwar zu einem grossen Teil von einer Stiftung getragen. «Trotzdem bringt uns die nächste Sparrunde beim Kanton wohl wieder in die Bredouille», moniert er.

Finanzierung ungewiss

Auch der Kanton Luzern bedauert die momentane Situation. «Gerne würden wir grössere Beiträge an das St. Klemens zahlen», sagt Aldo Magno, Leiter der Dienststelle Gymnasien. «Die finanzielle Situation des Kantons lässt uns momentan aber keinerlei Handlungsspielraum», so Magno.

Im letzten Schuljahr wurden die Beiträge des Kantons um 1’000 Franken pro Schüler gesenkt. Nach nur einem Jahr musste die neue Leistungsvereinbarung aufgrund der nochmals angespannteren Finanzlage erneut aufgekündigt werden. «Das haben wir nicht mit Freude gemacht», so Magno weiter. «Dass dies das Gymnasium in eine schwierige Situation bringt, verstehen wir. Uns sind aber die Hände gebunden», sagt er.

Wird das Angebot exklusiver?

Aufgrund der Teilfinanzierung durch den Kanton konnten die Elternbeiträge für den Unterricht in den letzten Jahren tief gehalten werden. «Dies macht unser kombiniertes Angebot von Unterricht, Tagesstrukturen und Internat für einen grossen Kreis der Bevölkerung erschwinglich», sagt Theiler. Ob die Belastung der Eltern allerdings auf diesem Niveau bleiben könne, sei nicht sicher.

Der Kanton Luzern beteiligt sich im Rahmen einer Leistungsvereinbarung seit 2006 an den Kosten des zuvor komplett privat finanzierten Schulbetriebs. Dadurch konnten die Elternbeiträge auf das Niveau der öffentlichen Kantis gesenkt und das Angebot für ein grösseres Publikum geöffnet werden. Das St. Klemens verlor einen Teil seines privaten Charakters.

«Müssten wir die Elternbeiträge für den Schulbetrieb jedoch erhöhen, würde das St. Klemens wieder zu einem exklusiveren Angebot werden», bedauert Theiler. «Das St. Klemens würde wieder stärker zur Privatschule mutieren und der Kreis der Nutzer unseres Angebots würde eingeschränkt», moniert er.

«Es müsste letztlich die Frage gestellt werden, ob für ein Angebot mit höheren Kosten ein Markt besteht.»

Aldo Magno, Leiter Dienststelle Gymnasialbildung

Aldo Magno teilt diese Einschätzung. «Wenn sich die Situation so weiterentwickelt, kommt die Stiftung wohl nicht darum herum, die Einnahmeseite nochmals genau zu betrachten», sagt er. «Es müsste dann letztlich die Frage gestellt werden, ob für ein Angebot mit höheren Kosten ein Markt besteht», so Magno. Oder anders formuliert: «Rechtfertigen die Angebote des St. Klemens grundsätzlich einen höheren Preis?»

Angebot im Kanton einmalig

Vorerst aber scheint das St. Klemens sehr beliebt zu sein. «In den vergangenen Jahren erlebten wir dank unserer speziellen Angebote einen regen Zuwachs», sagt René Theiler. Zurzeit absolvieren 165 Schüler in acht Klassen ihre gymnasiale Ausbildung am Rotsee. «Insbesondere die von uns angebotene Tagesstruktur mit Mittagessen und begleitetem Lernen nach Schulschluss ist sehr gefragt», so Theiler.

«An den kantonalen Gymnasien existiert diese Art von Lernunterstützung nicht», sagt er. Folglich sei dieses Angebot so stark nachgefragt, dass es zeitweise Wartelisten gebe und interessierte Schüler und Eltern vertröstet werden müssten, führt er aus.

Das Gymnasium St. Klemens an der Kaspar-Kopp-Strasse in Ebikon.

Das Gymnasium St. Klemens an der Kaspar-Kopp-Strasse in Ebikon.

(Bild: bic)

«Solche Bildungsangebote werden überall enorm nachgefragt», sagt Theiler. Doch bis heute bietet der Kanton ausser im «Klemi» keinerlei solcher Strukturen an. «Folglich haben wir Wartelisten und müssen oft interessierte Schüler und Eltern vertrösten», führt er aus.

René Theiler ist überzeugt, dass auch der Kanton ein Interesse an einem Gymnasium wie dem St. Klemens hat, wie er sagt. Auch staatliche Institutionen fragen wegen des Internats und der Tagesstrukturen immer wieder nach Platzierungsmöglichkeiten für Jugendliche mit physischer oder psychischer Benachteiligung, so Theiler weiter.

Auch Kanton zeigt Interesse am Angebot

Das Interesse des Kantons am Angebot bestätigt Aldo Magno, Leiter der Dienststelle Gymnasien beim Kanton. «Das Angebot des St. Klemens ist wertvoll für die Luzerner Bildungslandschaft», sagt er. «Insbesondere Lernende, die eine spezielle Betreuung benötigen, profitieren vom Bildungsangebot», so Magno.

Überbewerten will Magno das Angebot indes nicht. «Auch wenn das St. Klemens grundsätzlich eine Bereicherung ist, so sind seine Angebote für uns nicht zentral.»

Lehrpersonen leisten grossen Einsatz

Dass das St. Klemens bislang Angebotskürzungen und Qualitätseinbussen vermeiden konnte, habe laut Theiler viel mit dem grossen persönlichen Engagement der Lehrerschaft zu tun. «Die Lehrer erbringen ein höheres Engagement als an anderen Schulen», so René Theiler. «Die Unterrichtsverpflichtung der Lehrpersonen ist im St. Klemens höher als an anderen Kantis», sagt er.

«Die Lehrpersonen verzichten auf einen Teil ihrer Entschädigung.»

Rektor René Theiler

Das bedeutet, dass sie für den gleichen Lohn mehr Lektionen halten müssen als ihre Kollegen an den Gymnasien des Kantons. «Durch dieses Engagement konnten wir die sinkenden Kantonsbeiträge bisher kompensieren», sagt Theiler.

Gemäss dem offiziellen Berufsauftrag der Luzerner Gymilehrer beträgt deren Arbeitszeit nach einer Erhöhung heute 24 Lektionen pro Woche für ein 100-Prozent-Pensum. «Im St. Klemens hingegen sind die Lehrpersonen bereit, für den gleichen Lohn 25 bis 26 Wochenlektionen zu leisten», sagt Theiler. Zudem würden einige Lehrpersonen für ein neues Schulentwicklungsprojekt für eine geringere Entschädigung arbeiten, so Theiler weiter.

«Ohne diesen Effort würde unsere Situation aufgrund der Sparmassnahmen seitens des Kantons anders aussehen», sagt der Rektor.

(Noch) Sehr gute Arbeitsbedingungen

«Das St. Klemens ist in seiner Art und Weise speziell», sagt René Theiler. Das Lern- und Arbeitsumfeld und die Kleinheit der Schule machten eine Anstellung für viele Lehrpersonen trotz grösserem Arbeitsaufwand attraktiv. Vor allem würden aber die Lernenden davon profitieren, betont er.

Wie es bei weiteren Beitragskürzungen weitergeht, kann René Theiler noch nicht sagen. «Inwiefern die Lehrerschaft auch in Zukunft bereit sein wird, die Einsparungen seitens des Kantons persönlich zu kompensieren, wird sich weisen müssen», führt er aus.

Die Herausforderung sei, auch in Zukunft für qualifiziertes Personal attraktiv zu bleiben. «Nur so bleiben wir konkurrenzfähig und können die Qualität der Ausbildung in Kombination mit unserem speziellen Angebot weiterhin gewährleisten», sagt Theiler.

Freuen würde dies sicher auch die Gymnasiasten aus dem Rontal. Denn insbesondere ihnen komme das Gymnasium am Rotsee zugute, sagt Aldo Magno vom Kanton.

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