Luzerner Hotel soll verkauft werden – schon wieder

Warum auch Lebedev am Château Gütsch scheitert

Hotel Château Gütsch

(Bild: zvg. Hotel Chateau Gütsch)

Grosser Renovationsbedarf, wenige Zimmer, Personalwechsel – die Probleme beim Château Gütsch sind alt und bekannt. Aber mindestens in einem Punkt müsste man den Betrieb besser in den Griff bekommen.

Als der russische Milliardär Alexander Lebedev 2007 das Märchenschloss auf dem Gütsch erwarb, war die Erleichterung in Luzern gross. Das Schlosshotel in erstklassiger Aussichtslage hatte eine lange Duststrecke hinter sich und war in den Nullerjahren geschlossen worden.

Lebedev besitzt die nötigen Mittel, um in einem Kraftakt die nötigen Renovationen und eine betrieblich sinnvolle Erweiterung des Boutique-Hotels, das nur 31 Zimmer hat, vorzunehmen. Dachte man.

Wahrzeichen – auch für Luzerner Bevölkerung

«Das Château Gütsch ist ein Wahrzeichen Luzerns», sagt Stadtrat Martin Merki (FDP) «und zwar nicht nur ein touristisches Wahrzeichen, sondern auch eines, das als Ausflugsziel für die Luzerner Bevölkerung wichtig ist.» Für den Stadtrat bestehe deshalb «ein erhebliches Interesse, dass das Château Gütsch weiterbetrieben wird».

«Der Stadtrat ist an einer langfristigen Lösung auf dem Gütsch interessiert.»

Martin Merki, Luzerner Stadtrat

Dass Lebedev das Gütsch nun offensichtlich wieder verkaufen wolle , sei «schade», sagt Merki. Der Stadtrat sei an einer langfristigen Lösung auf dem Gütsch interessiert. Man habe im Übrigen auch regelmässig in engem Kontakt mit seinen Leuten gestanden, als man die Wiedereröffnung der Gütschbahn aufgegleist habe.

Neugierige Blicke in ein Gütsch-Hotelzimmer.

Residieren im Märchenschloss: Blick in ein Gütsch-Hotelzimmer.

(Bild: Beat Blättler)

Die Gütschbahn ist der Stadt wichtig

«Auf jeden Fall» werde man darauf bestehen, dass ein neuer Gütsch-Besitzer auch seiner Verpflichtung zum Betrieb der Gütschbahn bis 2040 nachkomme. «Die Bahn hat eine wichtige Erschliessungsfunktion für die Wohnsiedlung auf dem Gütsch», sagt Merki. Ausserdem habe es einen Volksentscheid gegeben, dass die Stadt den Betrieb finanziell unterstütze.

Das ist zum Verkauf des Château Gütsch bekannt
  • Die Zumkehr und Etterli AG in Interlaken bietet in Inseraten ein kleineres Hotel in Luzern zum Kauf an, bei dem es sich so gut wie sicher ums Château Gütsch handelt (zentralplus berichtete).
  • Der angestrebte Verkaufspreis ist unbekannt. Die «Luzerner Zeitung» spekuliert mit Verweis auf anonyme Insider auf 20 bis 22 Millionen Franken.
  • Das Château Gütsch gehört seit 2007 dem russischen Geschäftsmann Alexander Lebedev. Rechtlich ist es im Besitz der Château Gütsch Immobilien AG, die wiederum eine Tochterfirma von Lebedevs Moskauer National Reserve Corporation ist.
  • Es hatte auch in der Vergangenheit immer wieder Verkaufsgerüchte gegeben – sogar bevor das Hotel 2014 neu eröffnet wurde.
Die Verpflichtung zum Betrieb der Bahn ist noch das kleinste Problem für einen Hotelbetreiber auf dem Gütsch. Der Renovationsbedarf des Gemäuers aus dem Jahr 1888 und die beschränkte Zimmerzahl lasten schwerer. Deswegen wollte die Château Gütsch Immobilien AG das Hotel im Jahr 2010 für 75 Millionen Franken auf fünf Sterne aufwerten und auf 60 Zimmer erweitern. Als nichts geschah, zog die Stadt Luzern 2013 die Baubewilligung zurück, worauf die Immobilienfirma erklärte, die Erweiterung würde sich wirtschaftlich nicht rechnen.

Eine wirtschaftliche Knacknuss

«Es ist generell ein grosses Problem für die gehobene Hotellerie, nötige Investitionen hundertprozentig refinanzieren zu können», sagt Jürg Stettler, Wirtschaftswissenschaftler und Tourismusexperte von der Hochschule Luzern. Beim Gütsch würde diese Herausforderung wegen der besonderen Auflagen des Denkmalschutzes noch zusätzlich akzentuiert.

Doch hätte man vor vier Jahren die Baubewilligung nicht länger aufrechterhalten und den Investor so unterstützen können? «Wir sind an die gesetzlichen Vorgaben gebunden», sagt Martin Merki. «In ihrem Rahmen machen wir das Möglichste, dass sinnvolle Projekte zustandekommen.» Es sei aber nicht Sache der öffentlichen Hand, ein Hotel zu kaufen oder sich daran zu beteiligen.

Das «Gütsch» ist beliebt bei Hotelgästen

Gütsch-Direktor Tim Moitzi sagt: «Natürlich hätte ich liebend gern 60 Zimmer zu vermieten.» Aber er müsse eben mit dem auskommen, was zur Verfügung steht. Und das Vorhandene werde rege nachgefragt. «Das Hotel läuft sehr gut», so Moitzi. Das Château sei stets gut gebucht, obwohl man nur auf Individualgäste setze und sich dem Geschäft mit den Gruppenreisen verweigere.

Das Boutique-Hotel schneidet bei seinen Gästen recht gut ab.

Das Boutique-Hotel schneidet bei seinen Gästen recht gut ab.

(Bild: zentralplus)

Doch die Grösse und das Alter des Märchenschlosses sind nicht die einzigen Knackpunkte beim Château. Ein Hotel in bester Aussichtslage und mit grosser Terrasse erwirtschaftet nämlich den grössten Teil des Umsatzs nicht mit dem Hotelbetrieb, sondern mehrheitlich mit der Gastronomie. Und hier gibt es offensichtlich Probleme. Aktenkundig sind die Personalwechsel im Restaurant des Château Gütsch, wo sich die Chefköche in den vergangenen Jahren in schneller Abfolge die Klinke in die Hand drückten (zentralplus berichtete).

Das Restaurant polarisiert

«Solange man die Zimmerzahl nicht wesentlich erhöhen kann, müsste man eigentlich das Hotel schwergewichtig über die Restauration betreiben», sagt Jürg Stettler. Hier sei es – auch infolge der häufigen Wechsel – noch nicht gelungen, das Restaurant wunschgemäss zu positionieren. «Der Wunsch, ins Gütsch essen zu gehen, drängt sich bei vielen Luzernern zu wenig auf.» Andere Hotels – wie etwa Schweizerhof – würden sich aktiv um einheimische Gäste bemühen, um eine Ergänzung zum Geschäft mit den Touristen zu erreichen. «Das müsste auch das Gütsch stärker tun.»

«Solange man die Zimmerzahl nicht wesentlich erhöhen kann, müsste man das Hotel über die Restauration betreiben.»

Jürg Stettler, Professor Hochschule Luzern

Ein Blick auf Ratingplattformen bestätigt das Problem. Wird der Hotelbetrieb des Viersternehauses von Reisenden als überdurchschnittlich gut bewertet (8,6 auf booking.com), schneidet der Restaurantbetrieb deutlich schlechter ab. Das Rating auf Trip-Adivsor zeigt ein durchzogenes Bild, bei dem 47 Prozent der Gäste das Restaurant mit der Höchstnote bewerten – aber immerhin 13 Prozent das Prädikat «ungenügend» verteilen – schlechter geht es nicht.

Am Restaurant auf dem Gütsch scheiden sich die Geister.

Am Restaurant auf dem Gütsch scheiden sich die Geister.

(Bild: zentralplus)

«Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis»

«Wir nehmen diesen Unterschied auch wahr», sagt Tim Moitzi. Er hat jedoch eine eigene Erklärung dafür. «Das Angebot entspricht der Erwartungshaltung oft nicht.» Man betreibe kein hochpreisiges Gourmet-Restaurant, sondern achte auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, sagt der 31-jährige Hotelier. «Wo sonst können Sie in vergleichbarer Lage für 39 Franken mittags ein Drei-Gang-Menü essen?» 

«Wo sonst können Sie für 39 Franken ein Drei-Gang-Menü essen?»

Tim Moitzi, Hotelier, Château Gütsch

Dennoch laufe das Restaurant nicht schlecht. «Am Freitag- und Samstagabend sind wir regelmässig ausgebucht.» Man habe dieses Jahr auch schon 30 Hochzeiten auf dem Gütsch bewirtet. «Das Restaurant ist für Feiern sehr beliebt.» Klar denke sich der eine oder andere, auf dem Gütsch müsse mehr möglich sein, philosophiert Moitzi. «Aber diese extreme Gourmet-Schiene, die bieten wir einfach nicht an.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Luchsfan
    Luchsfan, 15.10.2017, 20:50 Uhr

    Es ist schade und ich Bedaure die «Ist» Situation.Ich selber habe im Gastgewerbe gearbeitet und verstehe nicht wo beim Restaurant das Problem liegt auch in bezug auf die häufigen Wechsel beim Küchenpersonal kann ich mir schlecht ein Bild machen warum das so ist.
    Für mich wäre es eine Ehre in so einem Altehrwürdigen und Bedeutenden Restaurant in der Küche zu arbeiten.
    Habe nämlich in meinen 3 Jahren kochlehre die ganze Palette kennengelernt 1 1/2 Jahre im A la Carte Betrieb im Restaurant Ländte am See in Oberhofen und 1 1/2 jahre im Gwattzentrum einem Betrieb mit Hotel- Seminar und Kongresswesen.

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