Neues Gemeindezentrum Dreiklang wurde eröffnet

Steinhausen hat sich in eine neue Umlaufbahn katapultiert

Die Bibliothek ist das Schmuckstück des neuen Steinhauser Gemeindezentrums.

(Bild: woz)

Zehn Jahre hat’s gedauert. 58 Millionen Franken kostet das Ganze. Am heutigen Samstag ist es nun eingeweiht worden: Das neue Gemeindezentrum in Steinhausen. Obwohl man über das Äussere des Baus noch immer geteilter Meinung sein kann – im Innern eröffnen sich den Besuchern völlig neue und vor allem urbane Welten. Ein Quantensprung für das einstige Bauerndorf.

«Steinhausen schreibt Geschichte» – mit diesen gewichtigen Worten weihte Gemeindepräsidentin Barbara Hofstetter das neue Gemeindezentrum Dreiklang ein. Und geschichtsträchtig aufgeladen erfolgte dann auch der Einmarsch der Steinhauser in «ihr» neues Haus – mussten sie doch quasi durch das Buch der Geschichte ins Gebäude eintreten. Denn auf den beiden Schiebetüren am Eingang war die gedruckte Entstehungsgeschichte in Form eines aufgeschlagenen Buches aufgeklebt.

Abseits dieser etwas arg symbolträchtigen Show zur Eröffnung des neuen multifunktionalen Gemeindesaals und der neuen Bibliothek kann man Barbara Hofstetter durchaus recht geben. Steinhausen schreibt wirklich Geschichte.

Drei Geistliche, drei Religionen

Das fing schon damit an, dass drei Geistliche das neue Gemeindezentrum in Form einer interreligiösen Segnung einweihten. «Das ist ein Novum im Kanton Zug», sagte Ruedi Odermatt, Leiter der katholischen Kirche in Steinhausen. Zusammen mit Hubertus Kuhns von der Reformierten Gemeinde und mit Imam Jasmin Demic vom islamisch-bosnischen Kulturverein zelebrierten die drei dieses sprituelle Ritual.

Auf grossen Anklang bei der Steinhauser Bevölkerung stiess die neue «Dreiklang»-Überbauung bei der Einweihung.

Auf grossen Anklang bei der Steinhauser Bevölkerung stiess die neue «Dreiklang»-Überbauung bei der Einweihung.

(Bild: woz)

Geschichtsträchtig sind natürlich auch die 58 Millionen Franken, die das neue Gemeindezentrum Dreiklang kostet. Zu diesem gehört ja neben dem Gemeindesaal sowie der Bibliothek noch ein zweites Gebäude mit 38 Alterswohnungen und einer neuen Coop-Filiale. Dieses ist noch nicht ganz fertiggestellt und wird Ende November eröffnet.

«Ich mag das den Steinhausern gönnen.»

Dolfi Müller, Stadtpräsident Zug

«So etwas könnte sich Zug heutzutage nicht mehr leisten», sagt Stadtpräsident Dolfi Müller, einer der geladenen Gäste, mit einem Hauch von Neid angesichts des neuen Steinhauser Prachtbaus. «Ich mag das aber den Steinhausern gönnen.»

Gemeindepräsidentin Barbara Hofstetter mit dem Steinhauser Gemeinderat und den drei Geistlichen vor der Segnung des Gebäudes.

Gemeindepräsidentin Barbara Hofstetter mit dem Steinhauser Gemeinderat und den drei Geistlichen vor der Segnung des Gebäudes.

(Bild: woz)

Geschichtsträchtig ist an dem Gebäude vor allem, was sich in seinem Innern den Steinhausern an neuen Möglichkeiten bietet. Die 9’721-Einwohner-Gemeinde, die sich am Rande städtischer Dimensionen befindet, die aber oftmals als graue Maus in der Zuger «Agglo» wahrgenommen wird, hat sich durch diesen Neubau in die Umlaufbahn einer neuen Ära katapultiert.

Urbanes Profil

Das ehemalige beschauliche Bauerndorf voller idyllischer Obstwiesen, das in den 60er- und 70er-Jahren zu den am schnellsten wachsenden Gemeinden in der Schweiz gehörte und fast völlig mit Wohnblocks zugebaut wurde, hat nun quasi über Nacht mit der Eröffnung des «Dreiklangs» ein definitiv echt urbanes Profil angenommen.

Ein Blick in den neuen Multifunktionssaal, der Platz für bis zu 500 Personen bietet.

Ein Blick in den neuen Multifunktionssaal, der Platz für bis zu 500 Personen bietet.

(Bild: woz)

Denn im Innern des Gebäudes atmet der kultivierte Fortschritt. Das fängt im lichten Foyer an, wo eine sympathische Skulptur («Lieblinge» von Stefan Steiner) die Besucher empfängt. Der multifunktionale Gemeindesaal wirkt ebenfalls sehr modern und bietet Platz für bis zu 500 Personen.

Origineller Treppenaufgang

«Mitenand» im Zentrum: Grosses Eröffnungsprogramm

Vom 30. September bis 7. Oktober wird ein Eröffnungsprgramm unter dem Motto «Mitenand» im neuen Gemeindezentrum veranstaltet. Am Sonntag, 1. Oktober, ist Tag der offenen Tür von 10 bis 16 Uhr. Danach gibt es jeden Tag Vorträge und kulturelle Veranstaltungen. Mehr informationen unter www.dreiklang-steinhausen.ch.

Doch das eigentliche Juwel des «Dreiklangs» ist zweifellos die neue Bibliothek. Schon der mit edlen Hölzern getäfelte Treppenaufgang in die Gemeindebücherei verströmt ein überaus behagliches und fast grossstädtisches Ambiente. Wobei man beim Treppensteigen gleichzeitig lustige und lesenswerte Sentenzen zum Thema Buch konsumieren kann. Wie etwa: «Er: ‹Schatz, wo steht mein Essen?›» – «Sie: ‹Auf Seite 12 des Kochbuchs.›»

In der Bibliothek angekommen, ist man angesichts der Helle rund um die offenen Lesesäle und Bücherbestände angenehm überrascht. Es gibt Spielecken für Kinder und Familien. Computer- und Einzelarbeitsplätze mit schönen Fensterpanoramen.

«Ich bin mir sicher, dass hierher auch viele junge Steinhauser kommen werden.»

Steinhauserin unter den Besuchern

«Ich bin mir sicher, dass hierher auch viele junge Steinhauser kommen werden», ist eine junge Frau überzeugt, die mit ihrem Freund gerade freudig die Räumlichkeiten inspiziert. Sie werde wohl gerne die Einzelarbeitsplätze nutzen.

Die Kinderbuchecke in der neuen Gemeindebibliothek in Steinhausen.

Die Kinderbuchecke in der neuen Gemeindebibliothek in Steinhausen.

(Bild: woz)

Der Clou der Bibliothek ist die Lesecke bei den Zeitschriften, die auf den Dachbalkon mündet – spätestens hier angekommen, weiss man ehrlich nicht mehr, ob man noch in Steinhausen sitzt oder vielleicht schon in London. Eine völlig neue Lebensqualität – die man in Steinhausen wohl bald nicht mehr missen möchte.

«Es kommt jetzt allerdings darauf an, wie sie den Saal bespielen werden und was man aus dem Ganzen macht.»

Weitere Besucherin

Auch eine Mittvierzigerin ist entzückt. «Das Gebäude ist wirklich schön geworden. Es kommt jetzt allerdings darauf an, wie sie den Saal bespielen werden und was man aus dem Ganzen macht. Denn in Unterägeri hat man ja auch Probleme, den Saal zu füllen.»

Die Dachterrasse der neuen Bibliothek.

Die Dachterrasse der neuen Bibliothek.

(Bild: woz)

Sprich, ob in Steinhausen so ein grosszügiges Begegnungs- und Kulturzentrum auch wirklich von der Bevölkerung angenommen wird. Denn man darf bei all der Euphorie nicht vergessen: Das Steinhauser Zentrumsprojekt war mit vielen Misstönen behaftet.

Erstes Projekt an der Urne gescheitert

Ein erstes Projekt scheiterte nämlich 2006 an der Urne. Mittels einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung kam dann heraus, dass die Steinhauser einen Begegnungsort für Jung und Alt wünschten. Es wurde ein öffentlicher Wettbewerb ausgeschrieben. Im Juni 2010 stand dann der Vorschlag «Dreiklang» der Architekten Müller Sigrist und GMS Partner AG als Siegerprojekt fest. 2012 bewilligten die Steinhauser den Bebauungsplan sowie den Baukredit von 58 Millionen Franken. Jetzt ist es fertig.

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