Eliane Birchmeier und Karl Kobelt nominiert

Überraschung: FDP will eine Frau in die Zuger Stadtregierung bringen

Traumpaar der Stadtzuger FDP: Eliane Birchmeier (links) und Karl Kobelt.

(Bild: mam)

Die Zuger FDP will 2018 einen Stadtratssitz hinzu gewinnen und eröffnet deshalb als erste den Wahlkampf. Mit Stefan Moos hätte sie einen Kandidaten, der schon mal bewiesen hat, dass die Zuger ihn wählen. Doch die freisinnige Basis hat einen anderen Plan.

Das ist bitter für Stefan Moos: Er war 2014 schon mal als sechster Stadtrat gewählt worden, aber schied als Überzähliger aus, weil es in der Zuger Stadtregierung nur fünf Sitze zu vergeben gibt. Nächstes Jahr wollte es der 51-jährige Bauingenieur und FDP-Fraktionschef im Grossen Gemeinderat nochmals versuchen. Er hatte sich sogar schon nach einem Käufer für sein Unternehmen umgesehen.

Aber die Stadtzuger Freisinnigen nominierten am Donnerstag im gotischen Saal des alten Rathauses nicht ihn für die Stadratswahlen – sondern seine Mitbewerberin Eliane Birchmeier, eine 55-jährige PR-Beraterin, die seit 2013 auch FDP-Gemeinderätin ist.

Beratungen hinter verschlossner Türe

Was die 51 FDP-Mitglieder zu ihrer Wahl bewogen hat, bleibt Gegenstand von Spekulation. Die Medien wurden nämlich während der Beratung ebenso vor die Türe geschickt wie die Kandidaten. Anschliessend fand eine geheime Wahl statt. Die Stimmzettel wurden gar ein zweites Mal nachgezählt, weil sich nur eine knappe Mehrheit für Birchmeier als zweite FDP-Stadtratskandidatin entschied. Sie wird neben dem bisherigen Karl Kobelt zur Wahl antreten.

Möglich, dass die Freisinnigen ein Zeichen gegen Links setzen wollten, weil mit der bisherigen christlichsozialen Stadträtin Vroni Straub, der alternativen Gemeinderätin Astrid Estermann und der sozialdemokratischen Gemeinderätin und Präsidentin der SP-Stadtpartei, Karin Hägi, bereits drei Frauen ihr Interesse bekundet haben, Stadträtin zu werden.

«Wir haben ein Luxusproblem»

Möglich ist aber auch, dass die FDP mit der Kandidatur Birchmeiers bei bürgerlichen Frauen aus anderen Parteien zusätzliche Stimmen generieren will, denn sowohl bei der SVP wie auch bei der CVP ist keine Frauenkandidatur in Sicht.

«Wir haben ein Luxusproblem», sagte Patrick Mollet, der Präsident der Stadtzuger FDP. «Würden wir immer noch im Proporz wählen, wäre klar, dass wir alle drei aufstellen.» So aber musste er seine Parteifreunde erst von einem Zweierticket überzeugen. Denn einige FDPler wollten gleich mit allen drei Kandidaten – Kobelt, Moos und Birchmeier – antreten.

Lehren aus der ersten Majorzwahl gezogen

«Man sollte nicht mehr Kandidaten aufstellen, als man realistischerweise Sitze holen kann», sagte Mollet. Dies haben die FDP-Strategen nach der ersten Majorzwahl vor drei Jahren erkannt. In der Stadt Zug ist das absolute Mehr für eine Wahl in die Stadtregierung relativ niedrig, weil ungültige und leere Stimmen für das Quorum nicht mitgezählt werden. Das heisst, es werden im ersten Wahlgang wahrscheinlich alle Stadtratsmitglieder gewählt, oder sogar noch mehr, als Sitze vorhanden sind. Ein zweiter Wahlgang – wenn nicht fünf Kandidaten genügend Stimmen erhalten haben – ist unwahrscheinlich.

«Man sollte nicht mehr Kandidaten aufstellen, als man realistischerweise Sitze holen kann.»

Patrick Mollet, Präsident FDP Stadt Zug

Das sah schliesslich eine grosse Mehrheit der Freisinnigen ein. Keine Diskussion gab es um Stadtrat Karl Kobelt, einen 58-jähriger Historiker, der wieder zur Wahl in die Stadtregierung antritt und frenetisch beklatscht wurde.

Einstimmig und mit Applaus wurde Karl Kobelt auch zum Kandidaten bei der Wahl ums Stadtpräsidium gewählt. Dolfi Müller (SP) tritt bekanntlich nach 12 Jahren als Stapi ab, und Kobelt hat 2018 die besten Aussichten, sein Nachfolger zu werden.

Die Stadtfinanzen saniert

In seiner Bewerbungsrede hob er seine Erfolge als Finanzchef der Stadt Zug hervor. Er habe wesentlich mitgeholfen, dass die Stadt Zug aus den roten Zahlen gekommen ist und nun wieder mit Überschüssen rechnen kann. Er habe gleichzeitig auch massiv Schulden abgebaut.

«Ich wünsche mir eine Stadt Zug, die sich ständig neu erfindet.»

Karl Kobelt, Kandidat FDP fürs Stadtpräsidium

Später bewies Kobelt mit einer Art Werbespot für eine bunte Stadt Zug, wie stark er in den vergangenen Jahren an magistralem Charisma gewonnen hat. Er wolle sich für eine lebenswerte Stadt einsetzen, sagte er, für eine Stadt, die sich aber auch ständig neu erfinde «und das Pionierhafte in ihrer DNS hat».

Wahlkampf an der Herbstmesse

Mit der Nomination von Eliane Birchmeier und Karl Kobelt hat die städtische FDP nun als erste Stadtpartei den Wahlkampf eröffnet. Denn sie will den Posten des Stadtpräsidenten, einen zusätzlichen Sitz im Stadtrat und auch einen Sitzgewinn im Gemeinderat erreichen.

Die Kandidaten für die Stadtregierung sollen möglichst lange Gelegenheit haben, Werbung zu machen und sich öffentlich zu profilieren. Los gehts bereits an der Zuger Messe, wo die FDP mit einem eigenen Stand vertreten sein wird und den Kontakt zu den Wählern sucht.

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