EVZ-Legendenspiel: zwei Martschinis dabei

Lino Martschini hat Angst vor den Checks seines Vaters

Kreuzen am Sonntag die Klingen: Vater Peter und Sohn Lino Martschini.

(Bild: hae)

Martschini steht für Turnen und Eishockey. Der Name der Luzerner Familie geniesst einen blendenden Ruf: Am Sonntag kreuzen Vater Peter und Sohn Lino die Stöcke beim Legendenspiel des EV Zug. Ein Wortgefecht im Vorfeld über Body-Checks, Schiedsrichter-Beschimpfungen und die Kampfspaghetti von Mama Yvonne.

Die Luzerner Familie Martschini kennt man weit über die Luzerner und gar Schweizer Grenzen hinaus: Grossvater Ludek (1927-2014) war eine Trainerlegende, dessen Schweizer Turnequipe «Martschini-Girls» einst um die Welt tourten und gute Resultate einfuhren. Vater Peter (55) war ein heissblütiger EVZ-Verteidiger neben Eishockey-Cracks wie Neuenschwander, Jensen und Hlinka.

Aktuell spielt Youngster Lino Martschini (24) die Zuger Gegner schwindlig, nachdem er seine Sporen in Kanada abverdient hat. Am Sonntag kommt es zu einem kuriosen Duell: Vater und Sohn kreuzen die Stöcke beim Legendenspiel zum 50-Jahr-Jubiläum des EVZ. «Darauf freue ich mich sehr», sagt Lino am Stubentisch bei seinen Eltern. «Ich habe fast ein bisschen Angst», fügt er an. Natürlich mit einem Augenzwinkern.

Vielleicht muss Papa Martschini zum Body-Check greifen, um seinen letzten Trumpf gegen den Sohn auszuspielen. Denn es ist logisch, dass der wirblige Lino Martschini seinen Vater Peter am Sonntag vorführen wird. Wobei, allzu ernst dürfte es in diesem Show-Spiel nicht zugehen. Am Schluss werden sich alle beim 50-Jahr-Jubiläum des EVZ ja sowieso in den Armen liegen (siehe Box).

So veränderten sich die Matchprogramme über die Jahre: links von 1984, rechts von 2017.

So veränderten sich die Matchprogramme über die Jahre: links von 1984, rechts von 2017.

(Bild: hae)

Vater und Sohn müssen sich nicht messen, um zu wissen, wer der beste Hockeyaner der Familie ist. Und da wäre auch noch Bruder Luca (29): Dieser spielt in der Amateurliga in Sursee. Sein Team ist letzte Saison in die 2. Liga aufgestiegen. Doch die Fronten sind klar gesteckt: Lino ist seit ein paar Jahren eines der grössten Talente hierzulande. Kleiner Mann (1.68 Meter bei 65 Kilos) ganz gross: Derzeit startet er beim EV Zug in seine sechste Saison als Profi.

Papa Peter wollte wieder mal in den Ausgang

Legenden aus 50 Jahren EV Zug

Der Höhepunkt der 50-Jahr-Feier ist das Nostalgie-Spiel, das am Sonntagnachmittag stattfindet. Der Eintritt ist frei, um 15 Uhr starten die EVZ-Stars von gestern und heute mit dem Warm-up, um 15 Uhr beginnt das Spiel mit zwei Halbzeiten à 20 Minuten. Neben ehemaligen Schweizer Grössen wie Oskar Huber, Sandro Bertaggia oder Patrick Fischer sind auch ehemalige EVZ-Stars aus Nordamerika dabei. So haben unter anderen Misko Antisin, John Fritsche, Wes Walz und NLA-Aufstiegstrainer Andy Murray ihre Teilnahme angekündigt.

Vater Peter ist nicht viel grösser (1.70 Meter bei 69 Kilos), er verteidigte als 22-Jähriger vor 33 Jahren im Fanionteam der Zuger. An seiner Seite in der NLB spielten ganz grosse Cracks, die drei Jahre später in die höchste Liga aufstiegen: Steven Jensen, mehrmaliger US-Olympiateilnehmer, Philipp Neuenschwander, die Zuger Legende, und die «One-Man-Show» Ivan Hlinka, späterer Nationaltrainer der Tschechen

Peter Martschini erinnert sich: «Das war eine tolle Saison – aber sehr anstrengend. Vor allem, weil ich damals noch 100 Prozent als Verkäufer bei Bannwart Sport in Luzern arbeitete.» Nach einer Saison ging er wieder zurück in die Regionalliga nach Luzern. «Weil ich auch mal wieder in den Ausgang wollte.» Sohn Lino hat es da einfacher: Er ist Vollprofi und lebt heute im Zugerland.

«Da liegen Welten dazwischen.»

Vater Peter zum Talentvorsprung seines Sohnes Lino Martschini

Er schoss zwar nur ein Tor, aber der EVZ wurde am Ende Sechster. So erfolgreich Peter war, so realistisch betrachtet er die Entwicklung: Seine EVZ-Mannschaft von 1984/85 hätte gegen die heutige mit seinem Sohn keinen Stich. «Da liegen Welten dazwischen.»

Die Herren Eishockey-Cracks wurden stets versorgt von Yvonne Martschini.

Die Herren Eishockey-Cracks wurden stets versorgt von Yvonne Martschini.

(Bild: hae)

Auch zwischen Vater und Sohn. Lino griff bereits im Kinderwagen nach dem Stock des Vaters und wusste bereits als Dreijähriger, dass er Profi werden will. Klar, er war immer am Wochenende in der Eishalle bei Spielen. Dabei war auch Mama Yvonne, eine Fitness-Instruktorin, sie stand stets an der Bande. Verteilte Apfelschnitzli und Bananen, die vorgekochten «Kampfspaghetti» und servierte Tee.

«Als wir ihn auf Schlittschuhe stellten, fuhr er gleich damit herum. Als hätte er nie andere Schuhe angehabt.»

Mutter Yvonne Martschini über Lino

«Als wir ihn dann endlich auf Schlittschuhe stellten, fuhr er gleich damit herum, als hätte er nie andere Schuhe angehabt», erinnert sich Linos Mama. «Lino hatte früh schon einen unglaublichen Ehrgeiz und Willen, sein Ziel war es, den ganzen Tag Sport zu machen.»

Lieblingsspielzeug von Lino Martschini: Plastik-Eishockeyaner, ganz unten ein «Schwedener».

Lieblingsspielzeug von Lino Martschini: Plastik-Eishockeyaner, ganz unten ein «Schwedener».

(Bild: hae)

«Lego und Spielsachen seines fünf Jahre älteren Bruders Luca interessierten ihn nicht.» Dafür spielte er stets mit seinen kleinen Eishockeyaner-Plastikfiguren. Die Blau-Gelben nannte er «Schwedener» – da war es fast schon logisch, dass er sein erstes Mal als Internationaler gegen die Schweden skorte. 

Unglaublicher Ehrgeiz und Wille

«Ich bin Mami und Papi sehr dankbar, dass sie mir eine Profikarriere ermöglichten», sagt Lino am Stubentisch im Luzerner Seeburgquartier. Hier, ganz nah am See, sind die Martschinis aufgewachsen, seit die Eltern 1969 vor den russischen Invasoren aus der Tschechoslowakei geflüchtet sind.

Aber auch seinen Grossvater ehrt Lino: Ehrgeiz haben Vater wie Sohn von der Turnlegende Ludek Martschini, der seine «Martschini-Girls» zu Höchstleistungen trimmte und sie damit um die Welt begleiten konnte. Der Turnprofi pflegte bei den Pirouetten seiner Turnerinnen jeweils zu sagen: «Gottfriedstutzi, diese Drehung geht gar nicht!» Das wurde zum geflügelten Wort in der Familie.

Unterschiede von Vater und Sohn

Wenn Vater und Sohn dann die Klingen kreuzen, welches sind die Unterschiede der beiden? Lino Martschini bleibt diplomatisch: «Mein Papi war ein aggressiver Leader als Verteidiger, aber auch als Trainer. Ich bin eher der Skorer, bringe meinem Team individuelle Stärke.» Da ergänzt Peter, sein Vater: «Stimmt, ich war bekannt für viel Reklamieren – und kassierte Strafen. Lino hat es mit den Schiris sehr gut. Er ist beliebt!» Er weiss aber, dass er dem Vater doch noch etwas abschauen muss: Aggressivität.

«Unser Ziel ist es, uns nochmals zu verbessern. Ein erster Schritt ist mit guten Transfers gemacht.»

Lino Martschini über die anstehende EVZ-Saison

Wie sind die Prognosen für die kommende Saison, nachdem der EV Zug im Frühling mit dem Einzug in den Playoff-Final so nah am Titel wie selten war: «Unser Ziel ist es, uns nochmals zu verbessern», erklärt Lino. «Ein erster Schritt ist mit guten Transfers gemacht. Jetzt gilt es, vorerst die Playoffs zu erreichen. Und dann in der Endphase fit zu sein. Das sind insgesamt um die 80 Spiele, das liebe ich!»

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