Übernachten im Park-Tower, Segeljacht oder Keller

Vegis only oder Minimalismus: Das sind Zugs beste Airbnb-Angebote

Tolle Aussicht auf den Zugersee: Nicht wenige Airbnb-Angebote bieten einen grossartigen Blick auf Stadt und Gewässer.

(Bild: screenshot airbnb.com)

Als erster Kanton hat Zug diesen Sommer die Kurtaxe für Buchungen über Airbnb eingeführt. Doch was wird den Reisenden eigentlich alles geboten? Wir haben vieles gefunden: Wohnungen direkt am oder auf dem See, oder solche mit Fleischverbot. Und wer Höhen und Tiefen nicht scheut: Im Park-Tower – oder in einem Keller.

Sucht man gruslige Geschichten über Airbnbs, wird man im Netz schnell fündig: «Horror Stories», «Airbnb Hell», eklige Youtube-Filme. Trotz allem: Das Geschäft läuft gut. Das Konzept: Private öffnen Reisenden ihre Tür, vermieten ihr Eigenheim oder richten Zimmer ein, die auch für den kleinen Geldbeutel gemietet werden können. 2’000 Übernachtungen dieser Art wurden letztes Jahr in Zug registriert; seit diesem Sommer arbeiten der Kanton Zug und die Online-Plattform zusammen, um auch bei den Betreibern die Kurtaxen einzuziehen – zur Freude der Hotellerie (zentralplus berichtete).

Ruft man über die Suchfunktion die Unterkünfte in und um Zug auf, wähnt man sich auf den ersten paar Ergebnisseiten in einem Möbelkatalog: Vor allem Sofas und Betten sind offensichtlich ein extrem beliebtes Sujet, um Zimmer und Wohnungen anzupreisen; Bänkli wie in Luzern sind hingegen eher selten. Im Schnitt kostet eine Nacht in einem Zuger Airbnb etwa 112 Franken, gibt die Webseite an. Wir haben die Auswahl begutachtet und die ungewöhnlichsten, interessantesten und skurrilsten herausgepickt.

Der Keller

Das Risiko, in einer Rattenfalle zu landen, ist zumindest laut der offiziellen Airbnb-Webseite im Kanton Zug klein: Die meisten der angezeigten Bleiben holen sich zwischen 4,5 und 5 Sterne – die Maximalpunktzahl. Um ein weniger gut bewertetes Exemplar zu finden, braucht’s relativ lange. Trotzdem werden wir fündig: Dieses Studio greift nur 3,5 Sterne ab.

Das Studio im Keller kam bei den Besuchern nicht so gut an.

Das Studio im Keller kam bei den Besuchern nicht so gut an.

(Bild: screenshot airbnb.com)

Abzug gibt’s von den Besuchern für den Geruch – das Studio liegt im Keller. Ausserdem verzichtet User Carsten auf die Reinigungspauschale. Laut einigen Bewertungen spiegelt sich dies bei der Sauberkeit auch wider – vor allem im Bad. Gelobt werden hingegen Lage und Hilfsbereitschaft des Gastgebers. Zu haben ist das Studio ab 50 Franken pro Nacht. Relativ günstig, allerdings finden sich in dieser Preiskategorie auch weitere Airbnbs mit besserer Bewertung.

Die Roboterwohnung mit Detektivpotenzial

Wie bitte, Roboter? Richtig. «James is a virtual personal concierge provided by and is half human, half machine», beschreibt die Airbnb-Seite. Der gute James kümmere sich weiter um Aufgaben, welche die Gäste nicht selber erledigen wollen. Und vermietet damit schon sein zweites Objekt: Auch in Luzern bietet der Roboter-Mensch-Hybrid eine Wohnung an. Wer beim unscheinbaren Bild beim Zuger Inserat genauer hinsieht, merkt, dass es sich dabei um eine Wohnung im noblen Park-Tower handelt.

Die Aussicht aus dem Bad der Park Tower-Wohnung.

Die Aussicht aus dem Bad der Park-Tower-Wohnung.

(Bild: screenshot airbnb.com)

Im 22. Stock kann man dort ab 252 Franken in einem Apartment logieren – mit «breathtaking view». Wer etwas Abenteuer erleben möchte, kann sich im Tower auf Mission begeben. Und herausfinden, ob es sich bei «V. Yuschtschenko» auf dem Klingelschild im Park-Tower wirklich um den ukrainischen Ex-Ministerpräsidenten handelt (zentralplus berichtete). Allerdings wäre man das Übernachtungs-Versuchskaninchen: Bisher gibt’s keine Bewertungen.

Das Segelboot-Zimmer

Unter den Angeboten findet sich auch etwas für die Wasserratten unter den potenziellen Zug-Reisenden. User Ola in Cham bietet auf ab 184 Franken auf Airbnb Übernachtung, Aperitif und Segelausflug an. Abends gibt’s einen 1,5-stündigen Segelausflug mit dem Gastgeber persönlich, dann dürfen die Gäste 50 Meter vom Ufer auf dem See die Nacht verbringen. Vorausgesetzt, sie schaffen die 200-Meter-Strecke im Ruderboot selbst. Und morgens dann auch zurück.

So sieht's im Inneren des Segelboots aus.

So sieht’s im Innern des Segelboots aus.

(Bild: screenshot airbnb.com)

Für Minimalisten

Freunde des Minimalismus werden angesichts dieses Inserats begeistert sein: Für gut 40 Franken kann man in Baar ein Zimmer in einem Schlafsaal haben. 15 Quadratmeter, das Zimmer muss für mindestens eine Woche gemietet werden – das war es allerdings auch schon mit Infos. Alle mögliche Ausstattung auf der Website-Liste ist gestrichen, mit Bett, Schrank und Schreibtisch hat sich’s dann wohl. Wer es spartanisch mag, ist hier an der richtigen Adresse. Vermutlich.

Ein Bild des Zimmers im Schlafsaal – inklusive Schreibfehler.

Ein Bild des Zimmers im Schlafsaal – inklusive Schreibfehler.

(Bild: screenshot airbnb.com)

Das mit Weitblick

Eine Wohnung in der City, Parking und Wlan inklusive, zentral am Kolinplatz gelegen. Was Serge seinen Gästen anbietet, kostet 120 Franken pro Nacht. So weit, so gut. Auf dem Anzeigebild für das Angebot sieht man allerdings auch einen Balkon, der mit einem Teleskop ausgerüstet ist. Ein besonderer Spot für Hobby-Astronomen? Möglich wäre es, der Verwendungszweck allerdings ist ein anderer.

Zentrale Wohnung inklusive Sonnenuntergang-Guck-Vorrichtung.

Zentrale Wohnung inklusive Sonnenuntergang-Guck-Vorrichtung.

(Bild: screenshot airbnb.com)

Schon im Angebot hebt der Vermieter die «views», die Aussicht hervor – vom Balkon sieht man denn auch auf den See. Die Bewertungseinträge wie «supreme sunset view» lassen darauf schliessen, dass das Teleskop den Gästen vor allem dazu dient, sich die Sonnenuntergänge anzusehen. Sicherlich ein «nice to have», aber eigentlich auch überflüssig. Wäre doch der See eigentlich nicht weit entfernt.

Das Teuerste

Zug ist nicht gerade für seine tiefen Preise bekannt – deshalb suchen wir nach dem teuersten Objekt, das vermietet wird. Und werden in der Altstadt fündig: Bis zu vier Gäste sollen in den oberen drei Etagen des Hauses aus dem 18. Jahrhundert logieren können. Mit Blick auf den Zytturm und für 406 Franken pro Nacht. Durchaus günstiger, als wir uns das teuerste Airbnb in Zug vorgestellt hätten. Und auch einiges weniger extravagant, wenn auch das Haus einen gewissen Altbaucharme hat. Vom Hocker haut es uns aber definitiv nicht.

Altbaucharme ja, vom teuersten Zuger Objekt hatten wir uns allerdings mehr erhofft.

Altbaucharme ja, vom teuersten Zuger Objekt hatten wir uns allerdings mehr erhofft.

(Bild: screenshot airbnb.com)

Das für Shoppingwütige

Vielleicht hat ja schon mal jemand davon geträumt, im Metalli-Einkaufszenter zu übernachten. Jedenfalls würde es dank Airbnb nun gehen – so quasi. User Adi vermietet seine Wohnung, gleich vis à vis des Starbucks im Metalli. Wer sich im Urlaub einer Shopping-Orgie hingeben will, ist hier sicher nicht schlecht beraten; die «Taschen-Schleppstrecke» ist überschaubar kurz. Ideal ist die Wohnung auch für Vegetarier, wenn es denn einer ist, bei der Stärkung nach der Shopping-Tour: Fleisch kochen in der Wohnung ist nicht erlaubt.

Wohnung mit Blick auf das Metalli – was will das Shopper-Herz mehr?

Wohnung mit Blick auf das Metalli – was will das Shopper-Herz mehr?

(Bild: screenshot airbnb.com)

Das Teehäuschen?

Inmitten der ganzen Sofas, Betten und Aussichten auf Zug findet sich ein anderes Anzeigebild: Kännchen und Schale aus Porzellan, dazu hübsche Blumenservietten. Versteckt sich hinter der Anzeige etwa ein Zimmer in einem hübschen Teehäuschen? «Zuhause fern von daheim», lautet die Bildunterschrift. 260 Franken kostet eine Übernachtung.

Nix mit Teehaus: Kanne und Dose werden zum Frühstück gefüllt.

Nix mit Teehaus: Kanne und Dose werden zum Frühstück gefüllt.

(Bild: screenshot airbnb.com)

Auf den zweiten Klick wird klar: Ein Teehäuschen ist es leider nicht. Wie ein solches macht die Einrichtung des Zimmers aber den Drahtseilakt zwischen Romantik und Kitsch. Das himmelblaue Service kommt hingegen am Morgen statt am Nachmittag zum Zug: Gegen Aufpreis von 10 Franken (klein) beziehungsweise 15 Franken (gross) wird ein Frühstück serviert.

Das Haus am See

Zu guter Letzt das Airbnb-Angebot, zu dem wir absolut nicht Nein sagen würden: Vermieterin Franziska bietet in Walchwil ihr Haus an. Ein Seehaus mit viel Charme in Innern: Kupferbadewanne im Dachstock, eine Mischung zwischen Designermöbeln und Altbau in den Zimmern. Und privatem Zugang zum See – die eigene Badi für ein paar Tage, so quasi. Die Aussicht auf den Zugersee am Abend spricht auch für sich selbst, würden wir meinen.

<p>Dank dieser Aussicht der Favorit – trotz happiger Reinigungsgebühr.</p>
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(Bild: screenshot airbnb.com)

Der Preis ist mit 227 Franken pro Nacht völlig in Ordnung – dafür, dass ein ganzes Haus gemietet wird. Ausserdem bietet das «Haus am See» Platz für bis zu acht Personen, so kann die Rate gut aufgeteilt werden. Das erweist sich am Ende des Urlaubs als gute Idee, denn im Vergleich zur Übernachtung ist die Reinigungspauschale mit 320 Franken ziemlich happig; bei den anderen Angeboten liegt sie so zwischen 100 und 200 Franken. Dennoch: Seeanstoss, Altbaucharme und Sitzplatz mit Palmen: Definitiv eine Idee wert, finden wir.

Hier geht’s zu den Luzerner Airbnb-Typen.

 

 

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