Simone Müller-Staubli führt «Werkstatt» Luzern

Sie will mehr, denn: «Satt wird man auch zu Hause»

Simone Müller-Staubli ist eine vielbeschäftigte Gastronomin.

(Bild: pgu)

Mit dem Restaurant «Zur Werkstatt» in der Luzerner Neustadt hat sich Simone Müller-Staubli einen jahrelang gehegten Traum erfüllt. Und mit der Direktion des Hotels Kastanienbaum kam ihre bisher grösste Herausforderung dazu. Wir trafen die umtriebige Gastronomin und haben von der 33-Jährigen erfahren, wieso Restaurant-Kunden nicht nur «satt» werden sollten.

Das Restaurant «Zur Werkstatt» ist gut besucht. Auf den Tischen stehen Wasserkaraffen, Salatschüsseln und eine Holzkiste wie für Werkzeuge. In dieser befinden sich Besteck, Salatdressing, ein paar Scheiben Brot sowie ein kleines Fläschchen mit selbst gemachtem Sirup.

Die Geschäftsführerin des Restaurants, Simone Müller-Staubli, rührt das Dressing unter den Salat. Betreffend die Werkzeugkiste hatte sie anfangs ihre Bedenken, wie sie erzählt. Einerseits sei es eine witzige Idee, andererseits könne so etwas auch schnell doof wirken. «Letztlich kommt es darauf an, wie man es präsentiert. Die Leute jedenfalls finden es super», sagt sie. Noch ein halbes Jahr nach der Eröffnung bekomme sie positive Rückmeldungen von Freunden und Bekannten.

Besteckhalter vom «letzten Werkbankschreiner»

Die Holzkisten sowie die Tische, die im Stil von kleinen Werkbänken designt wurden, sind Eigenkreationen. Hergestellt wurden sie von einem Schreiner in Kriens, «dem letzten Werkbankschreiner der Schweiz», sagt die 33-jährige Simone Müller-Staubli.

«Wir haben noch ganz viele Ideen für die Zukunft.»
Simone Müller-Staubli, Gastronomin

Mit dem Restaurant «Zur Werkstatt» hat sich die Gastronomin einen jahrelang gehegten Traum erfüllt: Ein Restaurant, wo die Gäste selber Hand anlegen und das Essen an der offenen Küche beim Koch persönlich abholen. Neben dem normalen Restaurantbetrieb werden auch Koch- und Cocktailkurse angeboten. «Wir haben noch ganz viele Ideen für die Zukunft», erzählt sie. Einzig der Brunch habe nicht ganz so eingeschlagen, wie sie es anfangs erwartet habe.

Sonntags braucht das Team eine Pause

«Ich finde ja, dass beim Brunch das Konzept am besten zur Geltung kommt.» Anfangs boten sie den Brunch samstags und sonntags an, doch inzwischen ist «Zur Werkstatt» sonntags geschlossen, um dem Team eine verdiente Pause zu gönnen.

«Satt wird man auch zu Hause.»
Simone Müller-Staubli

Ihren Gästen will Müller-Staubli in erster Linie besondere Erlebnisse und Begegnungen ermöglichen. «Satt wird man auch zu Hause. Wenn die Leute rausgehen, wollen sie etwas erleben. Man muss ihnen einen Grund geben, weshalb sie zu dir kommen sollen», sagt sie.

Marketing-Master trifft Gastro-Fan

Aufgewachsen ist die Gastronomin in einer Medizinerfamilie mit vier Geschwistern in Luzern an der Bruchmattstrasse. Die Leidenschaft für die Gastronomie begleitet sie seit ihrer Kindheit. Schon damals wusste sie, dass sie einmal die Hotelfachschule Lausanne besuchen würde. Später ergänzte sie ihren Ausbildungsweg mit einem Master in Marketing an der Universität St. Gallen. «Die Kombination aus Gastronomie und Marketing ist meine Welt», erzählt sie.

Nach dem Abschluss arbeitete sie in ganz unterschiedlichen Bereichen: als Eventmanagerin, in der Getränkefirma Ramseier und als Gastronomieberaterin. So lernte sie die Gastronomie aus ganz unterschiedlichen Perspektiven kennen, wie sie sagt.

Überraschung als Konzept

Im Jahr 2014 lancierte Müller-Staubli gemeinsam mit Robert Zupan den «Friendly Dinner Club». Ein Pop-up-Restaurant, das seine Gäste jeweils an einem geheimen Ort mit einem Überraschungsmenü verwöhnt.

«Das sind so Sachen, die habe ich neben einem 100-Prozent-Job», erzählt Simone Müller-Staubli. Viele Projekte, die sie in ihrer Laufbahn initiiert hat, entsprangen einem spontanen Gedanken. Ideen haben sei das eine, «dann muss man sie aber auch auf den Boden bringen und umsetzen.» Und genau dieser Prozess fasziniere sie immer wieder aufs Neue.

Das Restaurant «Zur Werkstatt» an der Waldstätterstrasse 18 hat im Juni eröffnet. (Bild: zVg)

Das Restaurant «Zur Werkstatt» an der Waldstätterstrasse 18 hat im Juni eröffnet. (Bild: zVg)

Ihren jetzigen Geschäftspartner, den Gastronomen Samuel Vörös, lernte sie 2014 am Oktoberfest kennen. Eine zufällige Bekanntschaft. «Wir haben uns nicht gekannt, ich wusste aber, dass er in der Gastronomie tätig ist», so Müller-Staubli, «Er erzählte mir, dass wahnsinnig viel laufe und er auf der Suche nach Unterstützung sei. Da sagte ich zu ihm, ich wüsste jemanden.»

Ein grosser Schritt

Dieser Jemand war Simone Müller-Staubli selbst. Sie kündigte drei Wochen später ihren damaligen Job und wurde Teil der Corbeau AG. «Das war schon ein grosser Schritt», erzählt sie rückblickend, «aber ich sagte mir damals, verlieren könne ich ja nichts dabei.»

Und bereut hat sie die Entscheidung bis heute nicht. Das Rezept ihrer erfolgreichen Zusammenarbeit beschreibt sie folgendermassen: «Samuel und ich sind wirklich komplett verschiedene Charaktere und bringen unterschiedliche Eigenschaften mit, ergänzen uns aber gerade deswegen hervorragend.»

«Im letzten halben Jahr habe ich mich voll reingehängt.»
Simone Müller-Staubli

Das Geld kam leicht zusammen

Seit Anfang Jahr ist Müller-Staubli auch Direktorin des Seehotels Kastanienbaum, das Samuel Vörös gemeinsam mit Dominik Grossenbacher im letzten Jahr übernommen hat. Die Führung des Hotels sei eine Riesenaufgabe, sagt Simone Müller Staubli. «Wir mussten im letzten Jahr von null an starten, ohne Stammkunden, ohne Polsterung.»

Nach einem sehr guten Sommer sei vor allem der letzte Winter schwierig gewesen. Insbesondere im Kontakt zur lokalen Bevölkerung und zu den Firmen zeigte sich noch viel Handlungsbedarf: «Im letzten halben Jahr habe ich mich voll reingehängt. Wir sind auf gutem Weg, aber noch lange nicht am Ziel», sagt sie. Im Juni wurde ein eigener Rebberg gepflanzt, finanziert über Crowdfunding. «Ich war selbst überrascht, wie leicht wir das Geld zusammenbekamen», freut sie sich.

«Jeder Tag geht wie im ‹Schnuz› vorbei.»
Simone Müller-Staubli

«Wir sind keine Kette»

Geschäftsführerin eines Restaurants und Hoteldirektorin, doch damit noch nicht genug. Mit einem Team ist sie für das Marketing von verschiedenen Gastronomiebetrieben zuständig. «Wir sind aber keine Kette», betont sie, «es handelt sich um juristisch und konzeptionell unabhängige Betriebe, die eine freundschaftliche Zusammenarbeit pflegen und gemeinsame Ressourcen nutzen.» Zusammen haben die Betriebe etwa die Möglichkeit, sich ein professionelles Marketing zu leisten, das so für einen einzelnen Betrieb nicht möglich wäre, erklärt sie.

Ihre Begeisterung für das, was sie tut, ist der jungen Gastronomin anzumerken. Auch wenn sie oft 15 Stunden am Tag arbeite, «jeder Tag geht wie im ‹Schnuz› vorbei», erzählt sie. Sie schaut es als Privileg an, so arbeiten zu können. Aber einfach ist es nicht. Wichtig sei eine pragmatische Herangehensweise, so Simone Müller-Staubli. «Schlussendlich ist es ein Knochenjob, das sollte man nicht unterschätzen.»

Tisch im Restaurant «Zur Werkstatt.»

Tisch im Restaurant «Zur Werkstatt.»

(Bild: pgu)

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