Beat Kienholz: Fotos aus 24 Jahren Blue Balls

Keiner hat Doherty und Co. so nah an der Linse wie er

Da war die Blue-Balls-Welt noch in Ordnung: Peter Doherty und Urs Leierer. (Bild: Beat Kienholz)

Der Luzerner Beat Kienholz ist seit den Anfängen als Fotograf am Blue Balls Festival dabei. Seit drei Jahren dokumentiert er als Backstage-Fotograf. In dieser Funktion weicht er Direktor Urs Leierer nicht von der Seite und ist ganz nah bei den Stars. Seine liebsten Fotos aus 24 Jahren – und ihre Geschichten dazu.

Der Luzerner Beat Kienholz (52) kam zum Fotografieren wie die Jungfrau zum Kinde. Als der Verein Luzerner Blues Session gegründet wurde, war er eines der ersten Mitglieder. Der Verein ist der Veranstalter des Blue Balls Festivals – und Beat Kienholz war der Mann, der alles dokumentieren wollte.

Also schnappte er sich eine Kamera. Vorerst eine beim Götti ausgeliehene, dann eine Olympus und eine Minolta, heute sind es eine Canon und seine kompakte Fuji. «Früh schon wollte ich meine Leidenschaft beim Fotografieren ausleben», blickt Beat Kienholz zurück. Die Chance dazu war einmalig, weil er am Blue Balls ganz nah an den Stars dran war.

Ganz nah an den Stars: der Luzerner Fotograf Beat Kienholz.

Ganz nah an den Stars: der Luzerner Fotograf Beat Kienholz.

(Bild: hae)

Mit Bon Jovi fing es an

Mitte der 80er-Jahre schon hatte er Fotos von Bon Jovi in der Luzerner Festhalle gemacht. Da war er angefixt. Er konnte zwar das eine oder andere Bild verkaufen. «Es war aber zu wenig zum Leben, zumal, als ich dann meine Frau Maria kennenlernte und wir bald zwei Kinder bekamen.»

«So ist das Leben eben: Drama und Vorfreude, Schrecken und Routine sind oft ganz nah beieinander.»

Beat Kienholz, Backstage-Fotograf

Also schlug Beat Kienholz eine bürgerliche Karriere ein. Heute arbeitet er als technischer Leiter der Wasserforschungsanstalt Eawag in Kastanienbaum und lebt in Adligenswil. Wenn dann aber das Blue Balls ruft und der Musikreigen in der Stadt tobt, dann bezieht Kienholz ein Zimmer im Hotel Waldstätterhof. Und zieht mit Leierer durchs KKL …

Dies sind seine liebsten Fotos aus 24 Jahren:

(Bild: Beat Kienholz)

Stephan Eicher, 2012: «Da wurde mir mulmig, als der Sänger plötzlich auf uns Fotografen zukam und sagte, dass er für sein neues Albumcover noch Live-Bilder brauche. Meine Kollegen trauten sich nicht, doch ich war flugs auf der Bühne. Und schon hatte ich diesen intimen Shot – Eicher auf Augenhöhe.»

(Bild: Beat Kienholz)

Jonny Lang, 2011: «Der junge Blueser mit der uralten Stimme sitzt hier in der Garderobe und spielt sich warm. Welch grotesker Moment: Am TV laufen grad die News zu den Massakern in Norwegen, bei denen der Rechtsradikale Anders Behring Breivik 77 Menschen umgebracht hatte. So ist das Leben eben: Drama und Vorfreude, Schrecken und Routine sind oft ganz nah beieinander.»

(Bild: Beat Kienholz)

Apocalyptica, 2010: «Normalerweise dürfen wir Fotografen während der ersten zwei oder drei Songs Fotos machen. Bei den finnischen Cello-Rockern mussten wir auf die letzten drei Stücke warten. Hä? Als ich dann in Action war, wusste ich, wieso: Mit verschwitztem Haar und nassen Klamotten sahen die Jungs einfach prächtig aus. Authentischer geht’s nicht.»

(Bild: Beat Kienholz)

Gianna Nannini, 2007: «Die italienische Rockröhre war sehr angespannt an diesem Abend. Ihr Team drehte ein Video von der Show und die Fans durften nicht an die Bühne ran, nur die Filmer. Doch es gibt taffe Fans, die kennen nichts: Sie drängelten, es gab Stress, und Gianna hätte mir fast den Schuh ins Gesicht getreten – da drückte ich ab …»

(Bild: Beat Kienholz)

Iggy & The Stooges, 2005: «Ein historischer Moment, weil es das erstes Schweizer Konzert mit den legendären Stooges war. Die Punk-Ikone wird seinem Ruf gerecht. Mit gewohnt nacktem Oberkörper rockte Iggy die Bühne, umgeben von Fans, die er zu sich auf die Bühne rief.»

(Bild: Beat Kienholz)

Skunk Anansie, 2013: «Die Band spielte einen ihrer ersten Gigs nach der Reunion und Sängerin Skin war total aufgedreht: Das Energiebündel fegte wie wild über die Bühne. Es war äusserst schwierig, sie mit der Kamera einzufangen. Die Geduld zahlte sich aber aus.»

(Bild: Beat Kienholz)

Maceo Parker, 2005: «Funky Sound ist auch mein Ding, und Parker ist eine Legende des Saxofons. Mir gefällt die Dynamik dieses Bildes: Schweiss und Spielfreude sind festgehalten. Ich erlebte Parker äusserst zugänglich und unkompliziert – ganz und gar kein Star wie James Brown, in dessen cooler Band er berühmt wurde.»

Aus der diesjährigen Blue-Balls-Ausgabe:

(Bild: Beat Kienholz)

Peter Doherty mit Rum: «Kurz vor seinem Gig schlendert der Sänger aus seiner Garderobe hinter die Bühne, in der einen Hand eine Flasche Captain Morgan Rum, im Schlepptau seine Band. Ich habe Angst, dass er meine Kamera sieht und ungehalten reagiert. Ich drücke aus der Hüfte ab – welch glücklicher Schnappschuss!»

(Bild: Beat Kienholz)

Peter Doherty mit Fans: «Es gibt ja diese Diven unter den Musikern, die total unberechenbar sind. Peter Doherty ist so einer, zwischen Wahnsinn und Genie. Seine Rock’n’Roll-Eskapaden hielt der exaltierte Sänger für später auf: Beim letzten Song des Konzertes entern die Fans die Bühne. So endete das Konzert in einer ausgelassenen Party …»

(Bild: Beat Kienholz)

John Newman: «Nach dem Gig begleitet er seinen Keyboarder von der Bühne. Malcolm McCarthy konnte kaum mehr laufen, dermassen war er von Rückenschmerzen geplagt. Immerhin überstand er das Konzert. Denn kurz davor wurde er mit einer Massage einigermassen fit gemacht. Man sieht, auch Stars sind nur Menschen …»

(Bild: Beat Kienholz)

John Newman: «Immer mal wieder begegnen wir Stars backstage. Mein Sohn Celeste (10), seine Nanny Seraina sowie meine Nichte Lena (18) wollten unbedingt John Newman treffen. Sein Bodyguard war sehr freundlich – und schwupps stand er wider Erwarten vor uns. Unser Tag war gerettet!»

(Bild: Beat Kienholz)

Aurora: «Die Isländerin ist wie eine Elfe, so blond und deshalb fast durchsichtig. Wie überraschend war es da, als sie nach begeisterndem Konzert hinter der Bühne die wildesten Grimassen schnitt. Da konnte ich nicht widerstehen und machte ein paar sehr persönliche Aufnahmen.»

(Bild: Beat Kienholz)

Walking On Cars: «An diesem Konzert der irischen Rockband herrschte wunderbare Stimmung, und hier gefallen mir die begeisterten Fans besonders. Nicht oft herrscht so viel Nähe über den Bühnengraben hinweg. Das Publikum war völlig aus dem Häuschen.»

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