Die Gemeinde Beromünster hat noch Briefpost an ihn

Der Kettensäge-Mann war auch in Luzern unterwegs

In diesem Haus in Beromünster war Franz Wrousis zu Hause. Im Hintergrund die Stiftskirche Beromünster.

(Bild: Montage les)

Die Schweiz atmet auf. Der Kettensäge-Angreifer von Schaffhausen ist gefasst. Rund zwei Jahre wohnte Franz Wrousis in Beromünster, der Gemeinde bescherte er jedoch erst nach seinem Wegzug Arbeit. Der Mann war auffällig, sagen die einen. Andere behaupten, er sei unauffällig gewesen.

Ein Kriminalfall bewegt die Schweiz. Ein Mann (51) drang am Montag in Schaffhausen in das Büro der CSS-Versicherung ein. Mit einer Motorsäge verletzte er fünf Menschen. Am Dienstagabend wurde der Mann in Thalwil ZH gefasst. Nun dringen Stunde für Stunde neue Erkenntnisse aus dem Leben des Amokläufers ans Licht. Und dass dieser auch für geraume Zeit in Luzern wohnhaft war.

Der Mann wohnte von August 2014 bis September 2016 alleine in einer Anderthalb-Zimmer-Wohnung in Beromünster. Der damalige Vermieter sagte gegenüber dem «Blick»: «Er bezog wegen eines Autounfalls IV. Seither hatte er ein Trauma. Anfangs war er immer erfreut, wenn ich mit ihm sprach. Gegen Ende wurde er immer komischer.»

Gemeinde hätte noch Post

Auch Charly Freitag, Gemeindepräsident von Beromünster, hat Kenntnis vom Aufenthalt des sogenannten «Kettensäge-Angreifers» in der Michelsämter Gemeinde. «Es gab kaum Auffälligkeiten», sagt Freitag über den ehemaligen Einwohner. «Ins Auge stechen möglicherweise die vielen Wohnortswechsel. Das spricht nicht unbedingt für ein stabiles und greifbares soziales Umfeld.» Der Mann habe sich jedoch korrekt abgemeldet und sei nach Scuol ins Bündnerland gezogen.

Daraufhin hätte es jedoch bald Schwierigkeiten gegeben. «Ab November 2016 konnten wir ihm keine Korrespondenz mehr zustellen», sagt Freitag. Doch was wollte die Gemeinde noch von ihm? Handelte es sich um Steuerschulden? «Das darf ich nicht beantworten», hält der Gemeindepräsident fest. Und: «Auf alle Fälle publizierte die Gemeinde im März 2017 im Kantonsblatt eine Aufforderung an ihn, eine Adresse zu liefern.»

KESB hatte mit dem Kettensäge-Mann zu tun

Wie zentralplus erfuhr, gab es in Beromünster aber durchaus Rückmeldungen, wonach sich der Mann auffällig verhalten habe und sich Personen bedroht gefühlt hätten. Für solche Meldungen ist die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) zuständig, in diesem Falle die KESB Hochdorf und Sursee. Fachbereichsleiter Stephan Hasler bittet um Verständnis, dass er schon wieder einem Journalisten zu Protokoll geben muss: «Zu diesem konkreten Fall darf ich aus Datenschutzgründen nichts sagen.»

Hasler erklärt das übliche Vorgehen, wenn eine solche Meldung eingehe. «Es wird ein Verfahren eröffnet und überprüft, welche Abklärungen es braucht», sagt er. Dies seien in der Regel eine Besprechung oder medizinische Abklärungen. «Auf Basis dessen wird als Abschluss des Verfahrens – wenn nötig – eine Massnahme verfügt.» Hasler bestreitet nicht, dass häufige Wohnortswechsel die Arbeit der KESB erschweren. Auch wenn klar sei: «Solange ein Verfahren läuft, ist jene KESB zuständig, welche dieses eröffnet hat.» Falls aber keine Massnahme verfügt werde, erfahre die neue KESB gar nicht, dass es je Abklärungen gab. «Die Datenschutzbestimmungen in diesem Bereich sind streng», erklärt Hasler, «der Informationsaustausch durchaus eine Herausforderung.»

Das gilt übrigens auch für Gemeinden und die Nachbarn einer abgeklärten Person. «Gemeinden werden als Dritte über Massnahmen in Kenntnis gesetzt, Nachbarn erfahren nichts», macht Hasler klar. Und wenn jemand wie er womöglich jemanden verletzen könnte? «Wird ein Gefährdungspotenzial festgestellt, so wird die Polizei hinzugezogen», beschwichtigt der Fachbereichsleiter.

Als der Mann im September in Beromünster plötzlich ausgezogen ist, liess er fast alles zurück. «Auch seine Möbel und ­religiösen Bücher. Wir mussten sie entsorgen», erzählt der ehemalige Vermieter dem «Blick». Gezahlt habe er aber alles.

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