Was Zuger auf sozialen Medien verkaufen

Ungewollt intime Einblicke in die Secondhand-Welt

Leere Schuhschachtel für 20 Franken gefällig? Oder doch lieber ein Glitzerbadekleid aus den 90ern? Auf Zuger Verkaufsseiten findet man so einiges.

(Bild: Montage wia)

Auf den sozialen Medien boomen Verkaufsplattformen. Doch was im Kanton Zug teilweise angeboten wird, lässt uns mal ratlos, mal belustigt, mal angewidert zurück. Wir haben uns durch die Angebote gescrollt und bizarres wie Meerjungfrauenflossen oder ein Formkissen für den idealen Babykopf gefunden.

Verkaufs- und Verschenk-Plattformen in den sozialen Medien boomen. Hier will jemand zu grosse Schuhe verhökern, da hat jemand keine Verwendung mehr für den alten Gaskocher. Und zwischendurch lassen die Verkäufer ihre potenziellen Kunden ziemlich ratlos zurück. Einige Trouvaillen aus den Zuger Verkauf- und Verschenkforen.

Die Ominösen

Was zum Henker ist ein Anti-Schling Napft. Oder ein Intelligenzspielzeug? Ob der Käufer zuerst das Intelligenzspielzeug benötigt, um dem Zweck des Anti-Schling Napft auf den Grund zu kommen?

Eine ausgiebige Inspektion des Objekts ergibt: Die beiden Artikel sind für den Vierbeiner gedacht. Für den Dummen vorzugsweise.

Oder wie wär’s mit zwei Gummi-Kindersets? Ein Set, aber wozu? Um Ball zu spielen? Zum Schlitteln? Sind das Topflappen? Für Kinder!? Au weia.

Genau so ominös, wenn nicht noch eine Spur ominöser: die Pumpe. Ohne Filter und ohne Schläuche, verrät man uns. Nicht erklärt wird jedoch, was hier überhaupt gepumpt wird. Muskeln? Wasser? Luft? Magensäfte? Auf dem Manual steht irgendwas mit «Safety Rules», Magensäfte könnten es also durchaus sein. Perfekt für die nächste Party: «Hey, du kannst schon noch paar Jägermeister-Shots trinken. Wir haben die Magenpumpe schon griffbereit.»

Facebook sei oberflächlich, behaupten böse Zungen. Das ist Blödsinn, wie das folgende Beispiel beweist. Die Verkäuferin verkauft für 22 Franken ein grünes Kleid und schenkt uns allen gleichzeitig eine wichtige Botschaft mit. «Grün ist die Farbe der Mitte.» Auch wenn sie uns etwas ratlos zurücklässt. Der Mitte wovon? Des Regenbogens? (Das stimmt sogar.) Der Seele? Meint sie das politisch? Für Unterägeri stimmt das vielleicht … Einewäg. Wir wissen es schlichtweg nicht. Werden aber schöne Weindiskussionen daraus ziehen können.

Und dann gibt’s natürlich auch die Suchenden. Die uns nichts andrehen wollen, sondern vielmehr so verzweifelt sind in ihrem Herzenswunsch, dass sie dafür die Facebookgruppen vollspamen.

Etwa dieser Kandidat, der sich nichts sehnlicher wünscht als einen grossen Kirschlorbeer. Also wie? Reicht es, wenn man nun schreibt, dass da einer bei der Industriestrasse 43 in Zug steht? Oder ist er tatsächlich noch nicht auf die Idee gekommen, bei der nächsten Gärtnerei anzuklopfen? Wir jedenfalls wissen nur so viel: Grün ist die Farbe der Mitte.

Die Verzogenen

Für 20 Franken bekommt man von den Zugern übrigens so allerhand. Auch eine inhaltslose Schuhschachtel. Hätten wir gekauft, die gefällt uns nämlich. Doch dieser Schriftzug obendrauf passt uns gar nicht in den Kram. Wenn die Schachtel schon mir gehören soll, dann will ich doch nicht eines Fremden Namen auf der Kiste.

Und dann möchte da jemand für 10 Franken sein Kind loswerden. Ach falsch, hier geht es um etwas anderes. Darum, wie man sein Kind für nur 10 Franken zu einem verzogenen Bengel macht. Denn der Nachwuchs soll in der Migros – Gott bewahre – doch nicht selbst laufen müssen? Aber ins Migroswägeli damit? Bei all den Rüebli-Bakterien und auf hartem Sitzchen? Die Lösung: der Komfort-Sitz fürs liebe Kind.

Apropos verzogene Bengel. Das Kind möchte Meerjungfrau werden? Dann braucht’s natürlich ganz dringend solche rosaroten Siamesenflossen. Total praktisch, und nachdem sie das Kind nach einem unbequemen, gescheiterten Versuch in die Ecke geworfen hat, kann man sie schliesslich im Netz weiterverkaufen. 

Der Begriff «verzogen» kann beim folgenden Beispiel gleich doppelt verstanden werden. Einerseits geht’s mit dieser zu verkaufenden Vorrichtung darum, dass das Kindchen doch bitte kein wüstes werden soll. Und zwar, indem das Köpfchen sich nicht verzieht, sondern eine schöne Form behält. Wir sind ein wenig sprachlos. Immerhin sieht das rundköpfige Baby glücklich aus.

Die Gruusigen

Und wird’s – bei aller Grosszügigkeit – auch mal ein bisschen gruusig. Etwa, wenn eine Mama anderen Müttern ihre alten Breilöffel vermachen möchte.

Toll für grosse Meerjungfrauen: Der Glitzerbadeanzug aus den 90ern. Man rechne. Wurde er seit – sagen wir – 1993 jährlich etwa 15 Mal getragen, sind das bis heute 210 Mal, in denen eine Nixe bereits darin geplanscht hat. Darum liegt die Vermutung nahe, dass sich zum Glitzer auch eine Menge Transparenz gesellt hat.

Die Lieblosen

Auf unserer Scroll-Suche über die facebookschen Gefilde sind wir auch immer wieder auf Herzzerbrechendes gestossen. Wie etwa hier bei dieser Person, die sich selbst so gar brutal aus dem Bild radiert hat. Ein dezenter Balken über die Augen oder eine grosse Badeente darüber gephotoshoppt, und alles wäre gut gewesen.

Ebenfalls immer wieder schön zu sehen: Allerweltsfotos, bei denen man nie so recht weiss, was denn hier genau verkauft wird. Immerhin gewähren solche ehrlichen Bilder einen wahren Einblick in die Schweizer Waschküchenwelt. Und er sagt viel aus: Hier wird gebügelt, ziemlich oft geputzt und pflichtbewusst recycelt. Vielleicht Bowling gespielt? Achtung, lieber Verkäufer: Das Klopapier ist bald alle.

Die Inkompletten

Und dann gibt’s jene, die so gerne schenken, dass es ihnen schnuppe ist, ob da das eine oder andere fehlt. Wie etwa hier. Die armen Kindchen, die auf diesen Matten tollen, werden nie das «I» und das «B» lernen. Und wegen der «unvollständigen» Tiere werden sie nie erfahren, was ein Axolotl, Ozelot oder das Schweizer Fuchskaninchen ist.

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