Baarer Pfader bauen fürs Steinhauser Festival

Waldstock: Wo Hafenkräne, Windmühlen und Bergbahnen entstehen

Ein Teil des Waldstock-Bauteams der Pfadi Baar: v.l. Marvin Renz, Laura Hürlimann, Aline Sägesser, Fabio Fölmli, Victor Schmid

(Bild: wia)

Ans Steinhauser Waldstock-Festival geht man nicht nur wegen der Musik. Nein, man geht auch hin, weil es so schrecklich hübsch und lieblich ist. Und das nicht zuletzt wegen der aufwendigen Bauten, die hier jedes Jahr entstehen. Damit diese Schönheit entstehen kann, scheuen die Bauteams keinen Aufwand.

Das Waldstock-Festival ist eigenwillig und klein. Hierher kommen kaum Auswärtige. Und viele wissen gar nicht, was auf dem Programm steht, bevor sie das Festgelände betreten. Denn genauso wichtig wie die ulkigen Bands, so scheint es, sind die ulkigen Dekorationen, Menschen und – last but not least – die Bauten, die für drei Tage aus dem Boden gestampft werden.

Wir erinnern uns an 15 Meter hohe Hafenkräne, an Windmühlen und Bergbahnen. Doch wer steckt hinter diesen Architekturen, denen Sisyphos nur mitfühlend zunicken würde?

Das wollen wir herausfinden und treffen uns mit Laura Hürlimann, einer der Drahtzieherinnen der Bauten beim Eingangsbereich. Doch als wir bei ihr eintreffen, ist sie nicht allein. Kurzerhand hat sie vier weitere Organisatoren zusammengetrommelt. Sie sitzen auf dem Sofa und sehen, rund einen Monat vor Festivalbeginn, völlig entspannt aus.

Die Pfader auf dem Festivalpfad

Das insgesamt zehnköpfige Team besteht aus aktuellen und ehemaligen Baarer Pfadern, welche bereits seit Jahren beim Waldstock mitmischen. Sie haben sich aufgeteilt auf vier Ressorts: Bau, Technik, Deko und Bar. Denn – klar – was ist ein tollkühner Bau ohne die dazu passende Bar, an der sich die staunenden Besucher festhalten können, während sie ihren Gin Tonic schlürfen?

Was dieses Jahr auf dem Programm steht, wollen wir wissen. «Wir bauen eine Achterbahn», erklärt Laura Hürlimann. Und schiebt dann gleich nach: «Aber keine, in die man reinsitzen kann.»

Dennoch. Funktionieren soll sie, die Bahn, und unermüdlich im Oval hinauf und wieder runter kurven. Victor Schmid, gelernter Metallbauer und nun bei der Garaventa tätig, erklärt, wie das gehen soll. «Mittels eines Riemens, den wir durch einen Motor antreiben, wird die Bahn auf eine höhere Ebene gezogen. Von dort aus sollte sie durch ihr Eigengewicht wieder hinuntergeleitet werden.» Er betont das «sollte» und schmunzelt. «Aber wir sind auf gutem Weg», lacht Schmid.

«Irgendwie hat man schon das Gefühl, man müsse den Vorgängern das Wasser reichen.»

Aline Sägesser, Mitorganisatorin des Waldstock-Projekts

Das Team hat grosse Ansprüche an sich selber. Nicht zuletzt, weil dieses Jahr neue Köpfe an der Front sind und diese sich an ihren ambitionierten Vorgängern zu orientieren versuchen. Denn die haben grosse Fussstapfen hinterlassen.

«Bis 2015 hatte die ältere Pfadigeneration diesen Bau geleitet. Und die hatten Bauingenieure und Architekten mit an Bord», erklärt Aline Sägesser. «Und irgendwie hat man schon das Gefühl, man müsse denen das Wasser reichen.»

Ungefähr so dürfte die Achterbahn aussehen.

Ungefähr so dürfte die Achterbahn aussehen.

(Bild: zVg)

Die Bar im Innern der Achterbahn

Doch auch das neue Team kann mit nützlichen Fachkenntnissen auftrumpfen. «Wir haben beispielsweise mit Marvin Renz einen Zimmermann und werdenden Hochbauzeichner dabei. Das hilft uns enorm.» Und Renz zeigt uns seine 3D-Zeichnungen von der Achterbahn. Er erklärt: «Hier im Innern der Achterbahn wird die Bar hinkommen.»

«Wir vertrauen einander. Wenn jemand sagt, er bringt etwas zum Laufen, dann wissen wir, dass er das auch schafft.»

Laura Hürlimann, Mitorganisatorin beim Achterbahn-Projekt

«Wir vertrauen einander. Wenn jemand sagt, er bringt etwas zum Laufen, dann wissen wir, dass er das auch schafft», sagt Hürlimann. Bei solchen Sätzen merkt man, wie eingespielt dieses Team an 24- bis 30-Jährigen wirklich ist. Diese Pfader kennen sich offensichtlich schon lange. Dazu kommt, dass alle bereits Erfahrung in Sachen Bau haben. «Alle von uns kennen sich mit Lagerbauten aus. Ausserdem haben wir als Team bereits mehrmals den Chilbistand in Baar organisiert.» Beste Voraussetzungen also, dass auch dieses Projekt gelingt.

Während sich die Gäste in der Bar vergnügen, zieht die  Achterbahn ihre Runden ums Gebäude.

Während sich die Gäste in der Bar vergnügen, zieht die Achterbahn ihre Runden ums Gebäude.

(Bild: zVg)

Ein Heidenaufwand für nur drei Tage

Den ersten «Themenfindungshöck» hatte das Baarer Bauteam im Januar. Seither trifft es sich im Plenum monatlich. Dazu kommen regelmässige Ressort-Sitzungen. «Ein solcher Höck kann schon mal vier bis fünf Stunden dauern», sagt Hürlimann. Und auch mit dem Waldstock-OK trifft man sich zur gegenseitigen Absprache. Das alles passiert freiwillig und unentgeltlich. Doch der wahre Aufwand, der kommt erst noch.

Sieben Mitglieder des Kernteams nehmen sich in der Zeit ums Festival eine bis zwei Wochen frei. Das Leben wird sich für sie in dieser Zeit vorwiegend auf dem Festgelände abspielen, während lange geschmiedete Pläne – mithilfe von anderen Freiwilligen – in die Tat umgesetzt werden. Die anderen kommen jeweils nach Feierabend, um Hand anzulegen.

Die Sitzungen der Baarer können schon mal vier Stunden dauern.

Die Sitzungen der Baarer können schon mal vier Stunden dauern.

(Bild: zVg)

Helfer sind erwünscht

Nicht zu vergessen: die drei Festivaltage selbst, an denen alles funktionieren muss. Licht, Musik, Barbetrieb. Hat man denn bereits genug Helfer beisammen? «Wir können immer mehr Leute gebrauchen. Sicher beim Auf- und Abbau, aber auch hinter der Bar sind noch ein paar Schichten offen», sagt Hürlimann.

Der Einkauf des Baumaterials und der Lebensmittel wird über das Waldstock-OK organisiert. Die Einkaufsliste schreibt aber jedes Bauteam selber. «Und da müssen wir noch etwas dran feilen», sagt Sägesser. «Denn wir benötigen ziemlich viel Baumaterial für die Achterbahn. Zu viel, befand das Waldstock-OK, als wir die Liste einreichten. Darum müssen wir unseren Materialverbrauch nun noch einmal durchrechnen.»

«Plötzlich merkst du etwa drei Tage vor dem Festival, dass dir noch 300 Glühbirnen fehlen. Und dann rennst du.»

Victor Schmid, Mitorganisator der Achterbahn

Bis zum Showdown dauert’s nun noch einen Monat. Das Ziel bis dahin: «Wir möchten so planen, dass die Umsetzung realistisch ist und wir nicht plötzlich völlig in Verzug sind. Im Moment stehen wir quasi am Zitterpunkt, was den Bau betrifft», fasst Renz zusammen.

Unplanbare Ereignisse rechnet das Baarer Team mit ein. Schmid sagt: «Irgendetwas geht immer schief, da machen wir uns gar keine Illusionen. Plötzlich merkst du etwa drei Tage vor dem Festival, dass dir noch 300 Glühbirnen fehlen. Und dann rennst du.» 

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