zentralplus beim Kubb-Turnier im Krienser Bellpark

Ist das nun Stöckliwerfen oder Wikingerschach?

Die Chlötzli der Gegner wollen umgenietet werden.

(Bild: Pascal Gut)

Am Samstag fand im Bellpark zum vierten Mal das Krienser Kubb-Turnier statt. 32 Teams traten an – weniger um der Ehre und des Ruhmes Willen als vielmehr, um mit Gleichgesinnten den Plausch zu haben.

Was denn das für ein Spiel sei, fragt ein älterer Herr, der an diesem Vormittag durch den Bellpark spaziert. Auf acht abgesteckten Feldern werfen gut gelaunte Menschen – von jung bis alt, Männlein und Weiblein – ihre Stöcke über den Rasen. «Das Spiel heisst Kubb und kommt aus Schweden», erklärt ihm ein fröhlicher Mann Anfang zwanzig. Die Spieler der beiden Mannschaften versuchen mit ihren Wurfhölzern, die Klötze des gegnerischen Teams – die sogenannten Kubbs – umzuwerfen. «Ah, Kubbs», mutmasst der ältere Herr, «das kommt dann sicher von ‹kubisch›».

Auf die Frage, ob er das Spiel nicht auch einmal ausprobieren wolle, schüttelt er lachend den Kopf. «Nein, nein», sagt er, «ich bin bloss schon letztes Jahr hier vorbeigekommen und hatte mich gewundert, was das für ein Spiel ist.»

Wie bereits die alten Wikinger

Und, worum handelt es sich also genau? Zwei Teams stehen einander auf einem Spielfeld gegenüber. In der Mitte des Felds wird der sogenannte König aufgestellt. Ihn gilt es, am Ende des Spiels zu fällen. Doch bis es so weit ist, müssen in mehreren Durchgängen die Basis- und Feldklötze – auf schwedisch: Kubbs – mit Wurfstöcken umgenietet werden.

«Das Spiel kann sich noch in letzter Sekunde komplett drehen.»

Gion Künzler, Kubb Klub Kriens

«Kubb ist ein Spiel, das verschiedene Fertigkeiten verlangt», erklärt Gion Künzler vom Kubb Klub Kriens. Es brauche eine gewisse Grundkondition, Fingerspitzengefühl und strategisches Geschick. Nicht umsonst werde es ja auch Wikingerschach genannt. Tatsächlich, so lautet die Legende, sollen schon die frühen Wikinger Kubb gespielt haben. Für Gion Künzler liegt eine Faszination des Spiels darin, dass der Ausgang einer Partie immer bis zum Schluss offen bleibt. «Das Spiel kann sich noch in letzter Sekunde komplett drehen. Mit etwas Glück können so auch Anfänger mal gegen ein erfahrenes Team gewinnen.»

32 Teams nehmen an der diesjährigen Ausgabe des Krienser Kubb-Turniers teil. Darunter Teams mit ausgefallenen Namen wie «Blond Blau Superschlau», «Alpegärtli» oder «Hallo Helene».

Konzentration ist gefordert beim Kubb. Sonst «tüpft» man nicht.

Konzentration ist gefordert beim Kubb. Sonst «tüpft» man nicht.

(Bild: Pascal Gut)

Vom Handball zum Kubb

Sie treten in Zweier- oder Dreierteams an. Organisiert wird das Turnier vom Kubb Klub Kriens, dessen Vorstand aus den Gründervätern Manuel Vonesch, Michael Allgäuer, Gion Künzler und Yves Mühlebach besteht. Mit dem Kubb-Fieber wurden sie vor zwei Jahren infiziert, als ein Kollege von ihnen ein Kubb-Set in die Badi mitgenommen hatte. Kurz darauf gründeten die vier Freunde, die zuvor bereits gemeinsam Handball gespielt haben, relativ spontan den Kubb Klub Kriens.

Vom grossen Interesse, das ihrem Klub daraufhin von verschiedenen Seiten her entgegenkam, waren die vier völlig überrascht. «Wir hatten damals gar keine Ahnung davon, wie gross das Interesse am Kubb ist», erzählt Künzler. Dass Kriens nun einen Kubb Klub hat, sprach sich bis nach Berlin um.

Mit 32 Teams ist die maximale Grösse erreicht

Noch im Gründungsjahr organisierte der Klub das erste Kubb-Turnier, das mit über sechzig Teilnehmern verteilt auf 24 Teams ein voller Erfolg wurde. Mit inzwischen 32 Teams hat das Turnier in den Augen der Klubgründer vorerst die maximale Grösse erreicht, alleine schon aus dem Grund, dass sie mit noch mehr Teams einen grösseren Austragungsort suchen müssten. «Der Bellpark ist für unser Turnier der ideale Platz. Hier ist es gemütlich und es herrscht eine gesellige Atmosphäre», erklärt Gion Künzler. Das Kubb-Turnier richtet sich entsprechend nicht an eingefleischte Kubb-Profis, sondern an Amateure, bei denen der Spass im Vordergrund steht.

«Wenn es anstatt um den Plausch plötzlich um Geld oder so ginge, würde ich sicher nicht mehr mitmachen.»

Jörg Glattfelder, mit 73 Jahren der älteste Teilnehmer

Genau deshalb gefällt es dem 73-jährigen Jörg Glattfelder als ältestem Teilnehmer so gut hier. «Wenn es anstatt um den Plausch plötzlich um Geld oder so ginge, würde ich sicher nicht mehr mitmachen.» Den Kubb Klub unterstützt er seit seinen Anfängen. «Ich finde es super, was die Jungs da aufgebaut haben.» Jörg Glattfelder hat bereits eigene Kubb-Sets geschreinert, einfach «aus Plausch heraus», wie er sagt.

Der Vorstand des Kubb Klub Kriens: v.l.n.r. Manuel Vonesch, Michael Allgäuer, Gion Künzler, Yves Mühlebach

Der Vorstand des Kubb Klub Kriens: v.l.n.r. Manuel Vonesch, Michael Allgäuer, Gion Künzler, Yves Mühlebach

(Bild: Pascal Gut)

Alles ist selbstgezimmert

Auch die Klötze, die am vierten Krienser Kubb-Turnier zum Einsatz kommen, sind Spezialanfertigungen. Die vier Klubb-Gründer haben sich dafür gleich selbst an die Werkbank gestellt. «Das war schon ein ziemlicher Aufwand», geben sie unisono zu Protokoll.

«Als ich mit Kubb angefangen habe, schauten mich die Leute manchmal an, als sei ich eine Verrückte.»

Denise Hruza, Teilnehmerin

Ihre Sets sind auch da und dort unter den Turnierteilnehmern ein Thema. Denise Hruza etwa merkt an, dass die Klötze schwerer seien als üblich. «Im Spiel macht das natürlich einen grossen Unterschied.» Die ersten zwei Spiele hat sie mit ihrem Team bereits verloren. Betrübt ist Hruza, die bereits seit 15 Jahren Kubb spielt, deswegen aber nicht im Geringsten. Im Gegenteil, sie freut sich über die grosse Begeisterung, welche im Bellpark spürbar ist.

Wär das was für hyperaktive Kids?

«Als ich mit Kubb angefangen habe, schauten mich die Leute manchmal an, als sei ich eine Verrückte», erinnert sie sich. Die Begeisterung für den Anlass und das Spiel generell ist ihr anzusehen. Ihrer Meinung nach müsste Kubb in die Schulen Einzug halten. Sie selbst habe durch das regelmässige Spielen neue Ruhe gewonnen und ihre Konzentrationsfähigkeit gesteigert. Das würde den hyperaktiven Kindern heute sicher auch gut tun, zudem müssten sie lernen, Distanzen abzuschätzen und wären viel draussen. Kubb statt Ritalin sozusagen.

«Besser du machst die Fotos jetzt noch, später schauen wir dann nicht mehr so frisch aus.»

Ein vorausschauender Teilnehmer

Die Stimmung im Bellpark ist ausgelassen. Konzentriert positionieren die Spieler ihre Kubbs, werfen Holzstöckchen nach ihnen und freuen sich über einen guten Wurf. Verbissene Gesichter sucht man vergebens. Keine Diskussionen über mögliche Regelverstösse, keine Missgunst. Sieger und Verlierer klatschen sich am Ende jedes Matches fröhlich ab.

Das Wetter spielt ebenfalls mit. Nach der Hitze der letzten Tage ist es heute etwas milder, so dass die Spieler weder mit Schweissausbrüchen kämpfen noch mit einem Sonnenstich rechnen müssen. Diese Gemütlichkeit wird untermalt durch Musik, Würste vom Grill und 250 Liter Bier, die bis am Abend konsumiert werden wollen. «Besser du machst die Fotos jetzt noch, später schauen wir dann nicht mehr so frisch aus», ruft mir ein Teilnehmer zu. Und das tun wir denn auch.

Der König (grosser Klotz in der Mitte) kann nur rückwärts bezwungen werden.

Der König (grosser Klotz in der Mitte) kann nur rückwärts bezwungen werden.

(Bild: Pascal Gut)

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon