Nun wird die Tangente Zug/Baar gebaut

Bald finden auch die Bergler Anschluss an Zug

Hier wird an der neuen Velo- und Fussgängerbrücke nach Inwil gewerkelt: Ein Bauarbeiter bereitet eine Stütze zur Verlegung der Stahlbrücke vor, die an den Damm im Hintergrund angeschlossen wird.

(Bild: woz)

Eigentlich ist die drei Kilometer lange Strassenumfahrung von Zug und Baar zur Entlastung der beiden Gemeinden vom Autoverkehr gedacht. Doch zunächst profitieren Fussgänger und Velofahrer von der Tangente. Für die Autofahrer soll die Umfahrung bis Herbst 2021 fertiggestellt sein.

 

Zwei steile Erdrampen ragen an der Rigistrasse bei Inwil in die Höhe. Dazwischen hat ein riesiger Pneukran seinen «Fühler» bereits ausgestreckt und deutet an, dass es hier demnächst Tonnenschweres zu wuchten gibt.

Und zwar wird an diesem Mittwoch damit begonnen, die einzelnen Stahlbrückenteile für die Fussgänger- und Velobrücke von Baar nach Inwil zu verlegen. Denn in dem Baarer Ortsteil wurde wegen des Baus der Tangente die Fussgängerunterführung im Herbst 2016 unterbrochen. Nun wird die Lücke geschlossen. 

Im Herbst ist die neue Fussgänger- und Velobrücke fertig

In der Zwischenzeit sind die Bauarbeiten mit den aufgeschütteten Erddämmen am Knotenpunkt Rigistrasse so weit fortgeschritten, dass die Stahlbrücke diese Woche montiert werden kann. Bereits diesen Herbst können dann Fussgänger und Velofahrer, vor allem Schüler, die Tangente unabhängig von den Strassenbauarbeiten sicher queren. Konflikte mit dem Baustellenverkehr werden dadurch vermieden.

Für den Autoverkehr wird die drei Kilometer lange und 201 Millionen Franken teure Tangente erst im Herbst 2021 eröffnet. Wie beim offiziellen Baustart erklärt wurde, beginnt der eigentliche Strassenbau erst im Januar nächsten Jahres. Dennoch wird nun auf der ganzen Linie der Umfahrung, die sich bekanntlich vom Talacher auf dem Berg bis zum Autobahnanschluss Baar erstreckt, gebaut beziehungsweise mit den Bauvorbereitungen gestartet.

«Im Kanton wird der erste Strassentunnel entstehen.»

Urs Hürlimann, Baudirektor des Kantons Zug

«Dabei wird im Kanton Zug der erste Strassentunnel entstehen», wie Baudirektor Urs Hürlimann verkündete. Und zwar in Form des 370 Meter langen Tunnels Geissbüel, der dazu dient, die Steigung von Inwil bis zum Talacher zu überwinden. «Dieses Bauwerk funktioniert auch als Sicht- und Lärmschutz.»

Die Tangente in Zahlen

Die Strassenumfahrung zwischen Zug und Baar, die von der Autobahn auf den Berg führt, ist drei Kilometer lang und kostet 201 Millionen Franken. Sie soll bis Herbst 2021 für den Autoverkehr geöffnet werden – zwölf Jahre nachdem die Zuger Bevölkerung Ja zum Objektkredit gesagt hat. Seit fünf Monaten wird an der Tangente Zug/Baar bereits intensiv gearbeitet. In zwei Vorprojekten werden in Inwil und im Margel neue Brücken gebaut. Seit Mai 2017 rollt der Verkehr bereits über die neue Brücke im Margel über den Margelbach. 

Im Gebiet Margel schliesst die Tangente an die Ägeristrasse an. Die Neubaustrecke wird als zweispurige Kantonsstrasse ausgestaltet – die bestehende Südstrasse in Baar zwischen dem Autobahnanschluss Baar und dem Knoten Zugerstrasse wird auf drei Spuren ausgebaut.

«Jahrhundertbauwerk»

Hürlimann rühmte die Tangente als «Jahrhundertbauwerk» und als wichtigen Baustein im Gesamtverkehrskonzept des Kantons – neben dem bereits vollzogenen Sechsspurausbau der Autobahn, der geplanten Umfahrung Cham-Hünenberg sowie dem abgelehnten Zuger Stadttunnel. Dabei musste der Baudirektor einräumen, dass das Verkehrskonzept im Grunde noch ziemliche Lücken aufweist.

«Wie Sie wissen, wurde der Stadttunnel ja vom Souverän abgelehnt, weil er eine Nummer zu gross war», so Hürlimann. Auf die nach wie vor im Ungewissen liegende Umfahrung Cham-Hünenberg (UCH) ging er gar nicht erst ein. Bis alle Einsprachen bei der UCH wirklich vom Tisch sind und diese endlich gebaut ist, werden wahrscheinlich nochmals zehn Jahre ins Land gehen. Und auch die Zuger Nordumfahrung erwähnte Hürlimann nicht – obwohl diese schon seit 2009 in Betrieb ist. 

Affront gegen Tännler?

Ist dies gar ein unausgesprochener Affront Hürlimanns gegen seinen Amtsvorgänger Heinz Tännler? Jedenfalls bemerkte der Stadtzuger SVP-Politiker Philipp C. Brunner während der offiziellen Baustart-Zeremonie zur Tangente gegenüber zentralplus, dass man den früheren, langjährigen Baudirektor Heinz Tännler, der immerhin einige Jahre an Arbeit in dieses Projekt investiert habe, nicht mit einer einzigen Silbe erwähnt habe.

Doch zurück zur Tangente. Diese soll nicht nur die Berggemeinden besser an die sechsspurige Autobahn anschliessen. Auch die Stadt Zug und die Gemeinde Baar sollen vom Durchgangs- und Pendlerverkehr befreit werden.

Die Lücke zwischen Baar und Inwil wird geschlossen: Durch die neue Velobrücke am Knoten Rigistrasse. Der Pneukran steht schon bereit.

Die Lücke zwischen Baar und Inwil wird geschlossen: durch die neue Velobrücke am Knoten Rigistrasse. Der Pneukran steht schon bereit.

(Bild: woz)

Der Stadtzuger Bauchef André Wicki betitelte die Tangente deshalb als «Meilenstein». «Die Verkehrsfrequenz auf der Ägeristrasse wird deutlich abnehmen, ebenso wie die auf der Neugasse, Bahnhof- und Baarerstrasse», so der SVP-Stadtrat. «Der Ortskern von Zug wird also spürbar entlastet.» Und er blickte auch gleich in die gewerbliche Zukunft von Zug – die durch die Tangente ebenfalls begünstigt werde.

«Und dann ist die Tangente natürlich auch eine wichtige Voraussetzung für die Erschliessung des Technologiecluster-Areals der V-Zug.»

André Wicki, Bauchef der Stadt Zug

Für die Arbeitsplatzgebiete in Zug-Nord werde die neue Strasse nämlich eine gänzlich neue Erschliessung ermöglichen, sowohl von der Autobahn her als auch von und in die Berggemeinden. «Und dann ist die Tangente natürlich auch eine wichtige Voraussetzung für die Erschliessung des Technologiecluster-Areals der V-Zug», so Wicki. «Nicht zu vergessen das neue Entsorgungszentrum der Stadt Zug mit dem Ökihof im Göbli.»

Paul Langenegger, CVP-Bauchef der Gemeinde Baar, machte seinerseits klar, dass die Einwohner und der Gemeinderat von Baar grosse Erwartungen gegenüber der Tangente hegen. «Einerseits soll nach der Eröffnung der Tangente der Verkehr im Zentrum von Baar auf der Dorfstrasse und der Marktgasse massiv abnehmen und andererseits sollen auch die Ägeristrasse und die Rigistrasse von der neuen Strasse profitieren», erklärte Langenegger.

Lokalpatriotisches von Langenegger

Vor allem betonte er, dass die in der Kantonsvorlage in Aussicht gestellten flankierenden Umweltmassnahmen und Renaturierungen an die Hand genommen und umgesetzt werden müssten. Langenegger: «Einer guten Eingliederung der neuen Strasse in das Naherholungs- und Landschaftsgebiet ist grosse Beachtung zu schenken.» Und dann spülte es in ihm noch eine Woge Lokalpatriotismus hoch. «Eigentlich verstehe ich nicht, warum die Tangente Zug/Baar heisst, wenn kein einziger Meter dieser neuen Strasse auf Zuger Boden liegt.» Sagte es und genoss die Lacher seiner Zuhörer.

«Was eben lange währt, wird endlich gut.»

Josef Ribary, Gemeindepräsident Unterägeri

Für die Berggemeinden würdigte Unterägeris Gemeindepräsident Josef Ribary, dass die Tangente für die Bergbewohner eine schnellere Verbindung nach Zug und Baar oder auf die Autobahn schaffe. «Gleichzeitig gewährleistet die Tangente die selbstständige Weiterentwicklung der Gemeinden im Ägerital», so Ribary. Dabei resümierte er mit einem süffisanten Schmankerl auf den jetzigen Baustart der Tangente: «Es gab vor 20 Jahren schon Überlegungen zu so einer Umfahrung vom Berg ins Tal. Was eben lange währt, wird nun endlich gut.»

(v.l.n.r.) Andreas Hotz, Gemeindepräsident Baar, Josef Ribary, Gemeindepräsident Unterägeri, Isabelle Menzi, Finanzchefin Menzingen, Urs Hürlimann, kant. Baudirektor, Paul Langenegger, Baarer Bauchef, André Wiki, Bauchef der Stadt Zug und Pius Meier, Gemeindepräsident Oberägeri.

(v.l.n.r.) Andreas Hotz, Gemeindepräsident Baar, Josef Ribary, Gemeindepräsident Unterägeri, Isabelle Menzi, Finanzchefin Menzingen, Urs Hürlimann, kant. Baudirektor, Paul Langenegger, Baarer Bauchef, André Wicki, Bauchef der Stadt Zug, und Pius Meier, Gemeindepräsident Oberägeri.

(Bild: woz)

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