zentralplus testet Zugs alternative Mittagspausen

Zum Lunch nichts für den Gaumen – sondern für die Ohren

Auf das Essen wird vergebens gewartet: Heute gibt’s Musik.

(Bild: fotolia)

Am Mittag im Büro kurz Salat oder Sandwich verspeisen und dabei schon die nächsten Arbeitsschritte planen: Das ist weder gesund noch besonders arbeitsfördernd. zentralplus testet Alternativen zur klassischen 0815-Mittagspause im Büro. Heute gibt es Musik: Tango statt Turbo in der Lunchpause.

Ums Essen soll es bei den Mittagspause-Tests nicht gehen. Wichtig für Laune, Arbeitsmoral und Produktivität soll nämlich vor allem auch sein, den Arbeitsplatz in der Mittagspause zu verlassen und sich kurz auf andere Gedanken zu bringen. Mehr Leistung und mehr Energie winken.

Lunchkonzerte Zug

Die Zuger Sinfonietta bietet auch in der Saison 2017/18 wieder drei solche Lunchkonzerte an. Das nächste findet am 6. Oktober 2017 statt, ebenfalls in der reformierten Kirche Zug. Der Eintritt ist frei, am Ende des Konzerts gibt es jeweils eine Kollekte. Mehr Informationen dazu gibt es hier.

Wir wollen es versuchen und begeben uns für die Pause nach Zug. Ziel: das «Lunchkonzert» der Zuger Sinfonietta in der reformierten Kirche. Welches so angepriesen wird: «Unsere Lunchkonzerte sind gerade dazu da, sich aus dem Alltag auszuklinken und die Seele, den Geist und die Gedanken tanzen und baumeln zu lassen. Schon mal die Seele einen Tango tanzen sehen?» Klingt für unser Vorhaben doch eigentlich perfekt.

Gut besuchte Alternative 🎶

Als wir kurz nach 12 Uhr eintreffen, senkt unsere Anwesenheit den Altersdurchschnitt im Raum auf den ersten Blick erheblich. Auf den zweiten trudeln auch Angestellte, Paare und Familien ein. Einige gesellen sich auch nach Konzertbeginn noch zum Publikum. Kann man machen, sofern man den enervierten Blicken älterer Damen problemlos standhalten kann. Jedenfalls ist die Kirche kurz vor Konzertbeginn mehr als gut gefüllt.

«Sind Sie auch wegen der Piazzolla-Stücke da?», werden wir unvermittelt von der Sitznachbarin gefragt. Wir müssen die rüstige Dame, die gerne etwas über den Künstler geplaudert hätte, leider enttäuschen. «Ich schon. Und vielleicht auch etwas wegen der Temperaturen», scherzt sie. In der Tat ist es – zumindest anfangs – angenehm kühl. Wie unterhalten uns noch ein wenig mit der Dame, die ihren Namen in der Zeitung lieber nicht lesen will. Dafür, dass man das Wort «Kollekte» mal neu besetzen müsste. Weniger Latein, mehr Anglizismus. Wir sind aufgrund des Altersunterschieds irgendwie amüsiert und beeindruckt.

Tango in den Mittagsstunden 💃🏽

Das Orchester legt los, wir lauschen der Musik. Irgendwie will das mit den anderen Gedanken anfangs aber noch nicht recht klappen. Zu oft noch wandern die Überlegungen der Autorin hin zum Erzählen der Lunchkonzert-Erlebnisse. Oder der Liste von Dingen, die noch erledigt werden möchten. Die Stücke werden aber bald peppiger und «tanzbarer» und ganz plötzlich wähnen auch wir uns, zumindest zeitweise, beim Tango. Ab besten irgendwo weit weg im Urlaub. In unserer Vorstellung sieht das auch richtig gut aus, in etwa so:

Darüber, wie es tatsächlich aussehen könnte, schweigen wir uns an dieser Stelle aus. Die Musik wird mittlerweile wieder etwas langsamer, ein trauriges, aber sehr melodisches Stück wird gespielt. Wir hören jetzt aufmerksam zu und können immer öfters in interessante Gedankenwelten abtauchen. Irgendwie verfliegt die Zeit dann plötzlich, die 45 Minuten Musik sind gefühlt extrem schnell vorbei.

Das finden wohl auch die anderen Zuhörer, applaudieren lange, und wir bekommen den «Libertango» – nach dem Wissen der Autorin ein Klassiker – als Zugabe obendrauf. Der auf dem Rückweg ins Büro noch länger in unserem Kopf herumgeistert.

Vorteile fürs nachmittägliche Arbeiten? 🖥

Zurück im Büro wollen wir uns darauf achten: Hat der Ausflug wirklich eine Auswirkung auf die nachmittägliche Performance? Gut gelaunt sind wir jedenfalls für den Rest des Arbeitstages. Der versprochene Produktivitätsschub allerdings bleibt aus. Es wird nicht schlechter gewerkelt, aber auch nicht markant besser.

Fairerweise könnte es auch daran liegen, dass Freitag ist, etwas Wochenendstimmung in der Luft liegt und hochsommerliche Temperaturen herrschen. Allerdings: Nach dem Konzert geht die Arbeit einiges lockerer von der Hand, der Kopf ist angenehm frei.

Das Lunchkonzert der Zuger Sinfonietta in vollem Gange.

Das Lunchkonzert der Zuger Sinfonietta in vollem Gange.

(Bild: lob)

Mittagspausen-Bewertung ⭐️

Nun zur Bewertung dieser Art von Mittagspause. Zuerst zu den positiven Punkten: Musik tut der Seele gut. Die Pausenzeit in ein kurzes Konzert zu investieren, tut sicherlich gut, besonders wenn man gestresst ist – allerdings muss man sich darauf einlassen. Ausserdem ist, wie wir finden, ein kurzer Ausflug in eine andere Welt eine willkommene Abwechslung im doch sehr routinierten Arbeitsalltag.

In der Lunchpause ein Konzert zu besuchen, hat allerdings auch seine Nachteile: Gegessen werden kann während des Konzertes in der Regel nicht, raschelndes Sandwichpapier oder penetrante Duftwolken würden sich vermutlich auch schlecht machen. Ein kleiner Imbiss auf dem Hin- oder Rückweg zur Veranstaltung kann da allerdings Abhilfe schaffen.

Apropos Weg: Will man trotz Konzert nicht allzu spät Feierabend machen, sollte man doch eine Vorführung in der Nähe aussuchen, sonst ist man schnell mal lange unterwegs. Ansonsten kann man sich einen langen, besonderen Mittag ruhig mal leisten. Ganz regelmässig finden die Lunchkonzerte allerdings nicht statt: Wer es versuchen möchte, hat im Oktober wieder Gelegenheit dazu.

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