Wie Autofahrer vor den Staus flüchten

Das sind die beliebtesten Schleichwege in Zug

Der Schleichweg mit Nervenkitzel: Die steile Loretostrasse in Zug für Pendler Richtung Ägerital ist so beliebt, dass sich die Autos hier stauen.

(Bild: woz)

Dass es in Zug staut, vor allem in der Rushhour, wissen Autofahrer. Deshalb suchen sie sich ihren Weg durch den Kanton, um möglichst schnell ans Ziel zu kommen. zentralplus hat einige Schleichwege aufgespürt.

Noch sind die meisten geplanten und vom Volk abgesegneten Umfahrungen für den Autoverkehr im Kanton Zug nicht gebaut. Nur der «Bypass» Grindel-Bibersee zwischen Steinhausen und Knonau, die Zuger Nordzufahrt sowie der Sechsspurausbau der Autobahn zwischen Blegi und Cham entlasten momentan den Verkehr durch den Kanton. Trotzdem bilden sich morgens und abends oft lange Staus (zentralplus berichtete)

Zuger Autofahrer und Pendler, die täglich nach und durch Zug fahren, haben sich Schleichwege geschaffen. Einige dieser Schleichwege haben sich längst zu regelrechten Trampelpfaden entwickelt. Und trotzdem funktionieren sie noch immer. Besonders in der Rushhour. zentralplus ist die beliebtesten Routen nachgefahren.

1. Der Klassiker – die «kleine Tangente» zwischen Baar und Zug

Der Bau der vom Volk genehmigten Tangente Zug/Baar wird bekanntlich Mitte Juni begonnen. Sie soll 2020 fertig sein und Verkehr von der Autobahn schneller ins Ägerital befördern. Zudem ist geplant, dass sie die Stadtzentren von Zug und Baar entlastet.

Bis dies so weit ist, werden aber Tausende von Autos, vor allem im Berufsverkehr, noch über die seit Jahren bestehende inoffizielle, «kleine Tangente» fahren, um Staus zu entgehen. Diese ist der Klassiker unter den Schleichwegen in Zug (siehe Karte).

Von Baar aus startet man dabei über die Rigistrasse nach Inwil. In Inwil fährt man durch den Ort. Dort ist es inzwischen zwar sehr winklig und eng, und es gibt seit einigen Monaten eine Tempo 20-Zone im Dorf. Doch dies hindert Autos nicht, durch Inwil und dann weiter auf der Arbachstrasse und die Alte Baarerstrasse ihren Weg Richtung Ägeristrasse zu nehmen.

So verläuft die «kleine Tangente», der Schleichwege-Klassiker zwischen Zug und Baar.

So verläuft die «kleine Tangente», der Schleichwege-Klassiker zwischen Zug und Baar.

(Bild: Grafik)

Dabei gibt es Hindernisse: Erstens muss man auf der Loretostrasse geübt sein im Anfahren am Berg. Denn die Einfahrt in die Ägeristrasse hat es in Sachen Abschüssigkeit in sich. Dabei tritt auch manchem Nichtfahranfänger vor dem Lösen der Handbremse der Schweiss auf die Stirn.

Zweitens werden die Rückstaus von der Kreuzung runter auf die Loretostrasse immer länger, weshalb so manche Schleichwegfahrer inzwischen lieber die mit «schlafenden Polizisten» (Poller) bewehrte Loretostrasse Richtung Zug wählen und dann erst auf die Ägeristrasse fahren.

Grund: Zu Berufsverkehrszeiten ist der Schleichweg der kleinen Tangente mittlerweile überlastet, weil aus Zug der Verkehr Richtung Ägerital über die Göblistrasse und den Lüssiweg kräftig nachfliesst.

Der klassische Schleichweg ist übrigens auch für viele in Nicht-Roushhour-Zeiten attraktiv. Wer zum Beispiel von Baar aus zum Kunsthaus Zug oder zum Friedhof St. Michael will, erreicht über die kleine Tangente in knapp zehn Minuten sein Ziel.

2. Der Lorze entlang: Baar–Steinhausen–Autobahn

Zu Feierabendzeiten gehört die Strasse von Zug nach Cham beziehungsweise zur Autobahnauffahrt Steinhausen Cham-Ost zu einer der meisten belasteten Strecken im Kanton Zug. Um dort nicht im Stau zu stecken, fahren nämlich nicht wenige Autofahrer aus Richtung Baar über die Schochenmühlestrasse und biegen dann auf die Zuger Strasse nach Steinhausen. Dort bleiben sie dann auf der Knonauerstrasse, bevor sie dann weiter auf den Autobahnzubringer zusteuern. Oder sie fahren auf der Umfahrung Grindel-Bibersee nach Knonau weiter.

Ganz schön was los hier – auf der Schochenmühlestrasse zwischen Steinhausen und Baar.

Ganz schön was los hier – auf der Schochenmühlestrasse zwischen Steinhausen und Baar.

(Bild: woz)

Eine Variante dieses Schleichwegs ist die Strecke von Baar über Blickensdorf (Steinhauserstrasse) am Zimbel vorbei nach Steinhausen und dann durchs Steinhauser Dorfzentrum weiter auf die Autobahn. Dabei schreckt die Autofahrer die Tempo-30-Zonen auf der Blickendorferstrasse in Steinhausen nicht ab.  

3. Freiamt–Hagendorn–Cham/Steinhausen–Baar–Zug

Da die Umfahrung Cham–Hünenberg noch Jahre auf sich warten lässt, wahrscheinlich bis 2026/27, sind viele der täglich aus dem Freiamt nach Zug pendelnden Autofahrer sehr kreativ. Wenn sie Staus auf der Autobahn scheuen, wählen sie beispielsweise die Route über Hagendorn (von Sins aus kommend).

Durch Hagendorn und Rumentikon hindurch und dann übers Land zuerst durchs beschauliche Niederwil weiter bis Steinhausen, Baar und Zug entkommen diese Autofahrer lästigen Verkehrsblockaden. Gefährlich ist allerdings die Passage an der Niederwiler Primarschule, wo viele Schüler täglich zu Fuss oder mit dem Velo ankommen.

Pendler, die nach Cham müssen, biegen in Oberwil auf die Knonauerstrasse und fahren dann ins Chamer Dorfzentrum am Eizmoos und an der Pavatex vorbei.

4. Freiamt–Hünenberg–Heiligkreuz–Autobahn/Cham

Eng, kurvig und doch beliebt: Der Schleichweg von Hünenberg übers Kloster Heiligkreuz zur Autobahn.

Eng, kurvig und doch beliebt: Der Schleichweg von Hünenberg übers Kloster Heiligkreuz zur Autobahn.

(Bild: woz)

Eine Variante dieser Umfahrung Cham–Hünenberg «en miniature» ist die Verbindung vom Freiamt (Sins) beziehungsweise von Hünenberg direkt über das idyllische St. Wolfgang und das Kloster Heiligkreuz bis nach Lindencham und von dort bis zur Autobahnauffahrt Cham oder geradeaus weiter direkt ins Chamer Dorfzentrum. Diese Strecke ist allerdings sehr kurvig und mit Engstellen gesät, was trotzdem viele Autofahrer nicht davon abhält, diese landschaftlich sehr schöne Route zu wählen.

5. Ägerital–Edlibach–Neuheim–Baar/Zürich

Wer’s eilig hat morgens vom Ägerital Richtung Baar und Zürich und die dichte Verkehrskolonne über die viele befahrene Lorzentobelstrecke scheut, biegt nach Neuägeri rechts ab, schleicht sich durch den Wald und fährt danach über Betlehem nach Edlibach. Dabei kann er nicht nur dem früheren Zuger Finanzdirektor Peter Hegglin beim Vorbeifahren an dessen Haus zuwinken. Über diese Strecke kommt man dann über Neuheim von Norden nach Baar (Neuheimerstrasse) und direkt ins dortige Gewerbegebiet. Wer weiter nach Zürich muss, ist über die neu sanierte Sihlbruggstrasse gleich in Sihlbrugg auf der Autobahn oder kann von dort übers Sihltal nach Zürich.

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