Interview mit Luzerner Band in 2132 Metern Höhe

Dada Ante Portas: vom KKL auf den Pilatus

Sänger Pirmin Wirz (links) und Gitarrist Lukas Schaller von Dada Ante Portas.

(Bild: pze)

Im August steigt das «Pilatus On The Rocks» – das Festival auf dem Luzerner Hausberg mit Mando Diao. Mit dabei: Dada Ante Portas. Wir treffen sie auf 2132 Metern Höhe für ein Interview und sprechen mit ihnen über ihre Affinität zu Schweden, alternde Fans und Rock’n’Roll.

Da dürfte es ganz schön laut werden für Herrn und Frau Steinbock: Am 26. August findet auf dem Luzerner Hausberg das «Pilatus On The Rocks»-Festival statt (zentralplus berichtete). Neben dem schwedischen Headliner Mando Diao stehen an diesem Abend der Luzerner Henrik Belden sowie Dada Ante Portas, Urgesteine des Luzerner Poprock, auf der Bühne.

Zum Interview geht es in der steilsten Zahnradbahn der Welt von Alpnach hinauf zum Hotel Pilatus Kulm. Wo sich sonst Touristen tummeln, treffen wir Sänger Pirmin «Pee» Wirz und Gitarrist Lukas «Hayli» Schaller.

zentralplus: Dada Ante Portas, die Band vom Fusse des Pilatus. Sie selber sind dort aufgewachsen – jetzt spielen Sie hier oben ein Open Air: Was bedeutet das für Sie?

Pirmin Wirz: Natürlich sehr viel. Ich persönlich bin in Horw aufgewachsen. Dieser Berg hat also mein Leben immer beeinflusst. Wenn’s überall in der Schweiz schön ist, regnet es in Horw – wegen des Pilatus.

zentralplus: Hätten Sie je gedacht, oben auf dem Pilatus ein Konzert spielen zu dürfen?

Wirz: Ja, es gab früher ja bereits Open Airs auf dem Pilatus – beispielsweise hat Züri West hier gespielt. Wir haben uns gedacht: Das wäre schon speziell. Das ist aber Jahre her. Als es dieses Format nicht mehr gab, geriet es in Vergessenheit. Und plötzlich hiess es: Es könnte einen Gig auf dem Pilatus geben. Umso schöner, können wir jetzt hier spielen.

Lukas Schaller: Als uns die Booking-Agentur anfragte, ob wir auf dem Pilatus spielen wollen, sagten wir natürlich: Auf jeden Fall! Es ist ähnlich wie ein Konzert im KKL, es ist ein unglaublich spezieller Moment als Musiker.

zentralplus: Im KKL spielen Sie im September mit dem 21st Century Orchestra. Das gab’s bereits vor rund sieben Jahren. Was ist spezieller?

Schaller: Das kann man nicht vergleichen. Es ist beides auf seine Art und Weise besonders. Beides ist etwas, das wir unbedingt einmal gemacht haben müssen.

«Der Dance-Stil, den Mando Diao die letzten Jahre ausgemacht hat, floss auch in unser neues Album ein.»

Lukas Schaller, Gitarrist Dada Ante Portas

zentralplus: Ihr habt einen neuen Video-Clip zur Single «400 Rainy Days» – dabei sieht man die Band vor einem Wasserfall (siehe Video). Das passt ja ganz gut zur Berglandschaft hier. Wo haben Sie den gedreht – auf dem Pilatus?

Wirz: Nein, das war in Tasmanien.

zentralplus: Wirklich?

Wirz: Nein. Lacht. Aber es wäre eine tolle Geschichte. Eigentlich war es in der Affenschlucht in Winterthur. Den Ort hat unsere Videoagentur ausgewählt – ich habe den Wasserfall vorher gar nicht gekannt.

zentralplus: Das Video erinnert an einen anderen Clip: Bei «Taking Your Love» regnet es in Strömen – die Band wird nass, gewisse Einstellungen sind ähnlich wie beim neuen Video. Wiederholt man sich nach 20 Jahren irgendwann?

Wirz: Der Vorschlag kam von den Video-Jungs. Wir bringen uns zwar ein und haben eigene Ideen, aber wir überlassen die definitive Entscheidung dann ihnen – sie müssen es schliesslich drehen. So wurde es halt wieder nass. Lustig ist, das Schlagzeug ist heute noch dasselbe wie damals …

zentralplus: Ist das Schlagzeug inzwischen ruiniert?

Schaller: Lacht. Das ist unser Wasser-Schlagzeug ­– das darf man also ruinieren.

So sieht das Video zur neuen Single «400 Rainy Days» aus:

 

zentralplus: Jetzt spielen Sie mit Mando Diao. Wie passt Dada Ante Portas zur schwedischen Indie-Rockband?

Schaller: Ich denke, das passt sehr gut. Wir haben eine grosse Affinität zu Schweden und haben unser neues Album während drei Wochen in Stockholm aufgenommen. Die ersten beiden Alben von Mando Diao haben wir sehr oft gehört, sie haben uns mitgeprägt. Und der Dance-Stil, welche die Band in den letzten Jahren ausgemacht hat, floss auch in unser neues Album ein.

zentralplus: Sie stehen seit 20 Jahren auf der Bühne – und man kann sagen: Zusammen mit Bands wie den Lovebugs hat Dada Ante Portas in den Nullerjahren definiert, wie Schweizer Pop klingt. Daraus sind schweizweit bekannte Bands wie Pegasus oder 77 Bombay Street hervorgegangen. Hätten Sie selber noch erfolgreicher sein können?

«Wir haben immer im Moment gelebt und von Album zu Album gedacht.»

Lukas Schaller, Gitarrist Dada Ante Portas

Wirz: Wir sind sehr zufrieden mit unserer Musikkarriere. Dieses Gefühl wurde auf der Tour bestätigt, die wir im Rahmen unseres Bühnenjubiläums gespielt haben. Wir wollten sehen: Wer taucht noch auf? Und es gab viele schöne Begegnungen, wir haben Leute getroffen, die haben uns Geschichten erzählt, die mit unserer Musik verbunden sind. Beispielweise: «An eurem Gig haben wir uns kennengelernt», oder «Eure Musik erinnert mich an meine Jugend». Das macht einen dann schon stolz und man merkt, man hatte einen gewissen Einfluss auf viele Menschen.

zentralplus: Spüren Sie, dass Sie andere Schweizer Bands beeinflusst haben?

Schaller: Wir haben uns nie in dieser Vorreiterrolle gesehen. Die Frage, ob wir als Vorbild gelten, kam erst seit der vorletzten Platte auf, vorher war das weniger der Fall. Aber es ist spannend, dass wir jetzt so wahrgenommen werden.

Wirz: Wenn wir andere beeinflusst haben, ist das wahnsinnig schön – aber andere Bands haben wiederum uns beeinflusst.

Schaller: Und wir haben ja auch als Musiker einen guten Kontakt zueinander. 77 Bombay Street hat uns beispielsweise einmal auf einer Tour begleitet – damals waren sie noch viel unbekannter.

Von links: Lukas Schaller, Henrik Belden und Pirmin Wirz.

Sie spielen mit Mando Diao auf dem Pilatus (von links): Lukas Schaller, Henrik Belden und Pirmin Wirz.

(Bild: pze)

zentralplus: Wie hat sich Ihr Publikum verändert – ist es mit Ihnen älter geworden?

Wirz: Es hat sich schon verändert. Es kommen inzwischen auch Eltern mit ihren Kindern, um ihnen zu zeigen, was sie früher einmal gehört haben. Was es aber gibt, ist eine grössere Durchmischung als früher: Zum Teil haben wir ältere Zuschauer, als wir selber sind – oder ganz junge Zuschauer, die uns irgendwo gehört haben. Es ist schön zu merken, dass es auch junge Pop-Rock-Fans gibt.

zentralplus: Sie arbeiten beide als Lehrer. Wie ist es, wenn unter Youtube-Videos Kommentare stehen wie «Esch en cooli Ziit be ene gsi, Herr Werz»?

Wirz: Wir kennen es gar nicht anders. Wir haben immer nebenbei als Lehrer gearbeitet, es war immer Teil des Ganzen. Am Anfang war eher das Problem, dass wir nicht als «Lehrerband» gesehen werden wollten. Das war nicht so cool – wir sind doch Rock’n’Roll! Aber irgendwann löst man sich von diesem Rock’n’Roll-Gedanken. Lacht.

Schaller: Und man lässt es sein, einem Klischee entsprechen zu wollen. Wir machen seit Jahren Musik – und arbeiten eben auch als Lehrer.

Die zwei Dadas spielen sich ein auf dem Pilatus:

 

zentralplus: Wie gesagt: 20 Jahre sind es schon auf der Bühne. Gibt’s noch weitere 20 Jahre?

Schaller: Wir haben immer im Moment gelebt und von Album zu Album gedacht. Von dem her ist es sehr schwer zu sagen, was als Nächstes kommt.

Wirz: Am Anfang hätte ich gesagt: Klar, wir machen 50 Jahre, es ist alles so geil! Aber die Frage ist: Will man diese 60-jährigen Männer noch auf der Bühne sehen?

Schaller: Ich denke, wir spielen, solange es uns Freude macht. Und solange es noch Leute gibt, die Spass daran haben, uns zu hören. Bei den letzten Konzerten haben wir gemerkt, dass unsere Band langsam zu einer Art Luzerner Kulturgut wird – das ist ein sehr spezielles Gefühl.

«Pilatus On The Rocks»

Am 26. August findet das «Pilatus On The Rocks»-Festival statt. Durchgeführt wird das Konzert von den Veranstaltern der Starfish GmbH aus Rotkreuz – den Organisatoren des «Allmend Rockt 2016». Nachdem sie letzten Sommer die Rockgrössen Rammstein und Iron Maiden nach Luzern holten, werden in diesem Jahr die Schweden Mando Diao, Henrik Belden und Dada Ante Portas auf dem Pilatus auftreten.

Im Gegensatz zum grossen Allmend-Festival mit über 70’000 Besuchern wird es dieses Jahr exklusiver: Rund 1’000 Personen passen vor die Bühne. Der Vorverkauf läuft – die Stehplätze sind bereits fast ausverkauft. Rund 50 Billette gäbe es noch, so die Veranstalter.

zentralplus ist Medienpartner des Festivals «Pilatus On The Rocks».

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