Baar/Zug: Keine Neuauflage des Grossprojekts

Unterfeld: Grundeigentümer bauen unabhängig voneinander

Hat genug nach 15 Amtsjahren: Der Baarer Gemeindepräsident Andreas Hotz

(Bild: mbe.)

Nun ist es draussen: Im Unterfeld wird es nach der Abstimmung vom 12. Februar kein zusammenhängendes Grossprojekt mehr geben. «Eine Neuauflage würde als Zwängerei angesehen», sagt der Baarer Gemeindepräsident Andreas Hotz. Das Gebiet solle etappenweise und unabhängig überbaut werden können.

Wie zentralplus bereits am 11. Mai berichtete, wird es kein Gross-Projekt im Gebiet Unterfeld-Schleife mehr geben. Laut Recherchen von zentralplus ist es die Korporation Zug, die nicht mehr wollte.

Wer nicht mehr mit wem kutschieren will, erfährt man zwar in der gemeinsamen Pressemitteilung der Gemeinden Baar und Zug nicht. Der Baarer Gemeindepräsident Andreas Hotz bestätigt aber auf Anfrage, die Korporation Zug sei «kritisch» eingestellt gewesen. Hotz ist aufseiten der Behörden die Auskunftsperson in Sachen Unterfeld-Bebauung.

Neuauflage wäre eine Zwängerei

Laut der Mitteilung hat sich die Behördendelegation Baar-Zug auf das weitere Vorgehen geeinigt. Hotz: «Es sollen Baufelder entwickelt werden, die sich an Strassen, Wegen und Freiräumen orientieren und die etappenweise und unabhängig überbaut werden können.»

Das Risiko einer erneuten Niederlage an der Urne ist den Behörden offenbar zu gross. Die Baarer Stimmberechtigten hatten den Bebauungsplan auf ihrer Seite abgelehnt. Die Zuger hatten ihren Bebauungsplan am 12. Februar zwar angenommen. Aber das Resultat war knapp: In der Mitteilung ist von einem «hauchdünnen» Ja-Anteil die Rede. In Baar gaben 60 Stimmen, in Zug 105 den Ausschlag.

Andreas Hotz sagt dazu: «Eine neue Überbauung macht deshalb aus politischer Sicht keinen Sinn. Ein reduziertes Projekt würde als Zwängerei angeschaut. Deshalb haben wir diesen Entscheid gefällt.»

Von Stimmbürgern ein «knapp ungenügend» erhalten

In der Mitteilung macht die Behördendelegation ausserdem ihre Analyse der Abstimmung publik. Zuerst schüttet diese Asche über ihr Haupt: Man habe sich eine gute Note von den Stimmberechtigten erhofft. «Die Bevölkerung gab uns jedoch eine knapp Ungenügende», heisst es.

«Wir wollen damit nicht ausdrücken, dass die Bürger überfordert waren.»

Andreas Hotz, Gemeindepräsident Baar

Das Gross-Projekt wird sodann verklausuliert kritisiert. Die «städtebauliche Grossform» habe nicht überzeugt, das Projekt sei in seinen Dimensionen zu ambitiös gewesen. Die «gefühlte Dichte» durch die grossvolumigen Bauten habe ausserdem nicht mit der effektiven Bebauungsdichte übereingestimmt. Als Gründe für die Ablehnung werden ausserdem Befürchtungen vor nicht bekannten Folgen wie Zusatzverkehr, die fehlende soziale Durchmischung oder die Entstehung einer anonymen Wohnsiedlung laut.

«Die Vorlage an die Stimmberechtigten war zu komplex und beinhaltete schwer nachvollziehbare Verbindungen», heisst es wörtlich in der Mitteilung. Der Baarer Gemeindepräsident widerspricht der Interpretation, dass die Bürger vielleicht zu wenig schlau waren. «Wir wollen damit nicht ausdrücken, dass die Bürger überfordert waren. Aber da es ein Projekt war, das beide Gemeinden betraf, war es ziemlich komplex. Der Trend geht, wie auf nationaler Ebene hin zu immer komplexeren Vorlagen. Das hat man beim Energiegesetz gesehen.»

Diese Aussicht an der Bahnstrecke zwischen Baar und Zug dürfte nicht so schnell ändern. Der Bauernhof Stocker im Gebiet Unterfeld-Schleife.

Diese Aussicht an der Bahnstrecke zwischen Baar und Zug dürfte nicht so schnell ändern. Der Bauernhof Stocker im Gebiet Unterfeld-Schleife.

(Bild: mbe.)

Wie gehts weiter?

Von einem zusammenhängenden Grossprojekt wird also nun definitiv Abstand genommen. Die Gemeinden müssen laut dem kantonalen Planungs- und Baugesetz innert drei Jahren eine neue Planung vorlegen. Sonst entfalle die allgemeine Bebauungsplanpflicht auf dem Gemeindegebiet von Baar. Ebenso hätten Baar und Zug gemäss kantonalem Richtplan zu prüfen, ob und wenn ja, in welchem Umfang, das Gebiet verdichtet werden soll. Es handelt sich ja um ein Verdichtungsgebiet.

Personelle Konsequenzen hat die Niederlage an der Urne offenbar keine. Der Baarer Gemeindepräsident Andreas Hotz hatte nach der Abstimmung angekündigt, dass es die Behördendelegation nur noch brauche, wenn es ein weiteres gemeinsames Projekt gebe. Der Delegation gehören der Baarer Gemeindepräsident, der Zuger Stadtpräsident, die beiden Bauvorsteher, der Zuger Stadtplaner und der Baarer Abteilungsleiter Planung/Bau an.

Hotz sagt dazu, es brauche sicher weiterhin «eine minimale Zusammenarbeit und Koordination der Gemeinden». «Wie die aussieht, ist aber noch offen. Das hängt von den Gesprächen mit der Korporation Zug ab.» Die Korporation brauche eine gewisse Handlungsfähigkeit, wenn sie starten wolle.

Runder Tisch angekündigt

Zum vom Zuger Korporationspräsidenten Urban Keiser in der Lokalzeitung erhobenen Vorwurf, es habe bisher nie eine gemeinsame Sitzung der Behörden mit den Grundeigentümern stattgefunden, meint der Baarer Gemeindepräsident: «Aus terminlichen Gründen haben wir bisher nicht alle an einen Tisch gebracht.» Doch man sei daran, einen Termin zu koordinieren.

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