Gleich mehrere Gelaterias haben neu eröffnet

Luzern wandelt sich zur Glace-Hochburg

Paolo Boldini von der Gelateria di Lucerna, die vor dem Theater und in der Buobenmatt-Passage Eis verkauft.

(Bild: jal)

Magnum und Winnetou haben einen schweren Stand: Frische italienische Gelati laufen dem verpacktem Eis den Rang ab. In Luzern haben diesen Frühsommer mehrere neue Gelaterias eröffnet. Von Konkurrenz will kaum jemand sprechen. Und trotz der gestiegenen Auswahl kommen viele Kugeln aus derselben Küche.

Wer die letzten Tage am Luzerner Theater vorbeigeschlendert ist, hat ihn wohl schon bemerkt: den Wagen – Carrettino genannt – der Gelateria di Lucerna. Die wehenden Fahnen des neuen Glacestands zeigen an, welch frischer (Eis-)Wind seit Kurzem durch die Stadt weht: Mehrere Gelaterias mischen seit diesem Frühling den Luzerner Glacemarkt auf. So kann man neuerdings auch beim Löwendenkmal oder in Littau italienisches Eis schlemmen.

Bisher kamen Luzerner nur an wenigen Standorten auf ihre Kosten, beispielsweise bei den Gelaterias am Rathausquai, am Reusssteg oder am Mühlenplatz. Oder sie besuchten eine der Bäckereien, die im Sommer nebst Süssem auch Gefrorenes verkaufen.

«Frische Glace wird immer beliebter, wohl auch, weil sie das italienische Gefühl von Ferien und Dolcevita vermittelt», sagt Hans Schaller. Der langjährige Betriebsleiter der Gelateria 10’dieci hat letztes Jahr das Zepter offiziell seiner Lebenspartnerin Susanna Riklin übergeben. Als erste Gelateria der Stadt vor elf Jahren eröffnet, verkauft der Betrieb in der Hauptsaison pro Woche bis 700 Liter Gelati.

In Littau und beim Löwendenkmal

Auch bei der Gelateria dell’Alpi spürt man, dass frische Glace gut ankommt. Bisher verkaufte sie ihr Eis in der Neustadt beim Helvetiagärtli. Vor zwei Wochen hat der neue Standort beim Löwendenkmal in einem ehemaligen Kiosk gleich beim Alpineum um die Ecke eröffnet – und stösst nicht nur bei Touristen auf Interesse. «Die Leute aus dem Quartier finden es sehr cool, dass sie nun eine Gelateria vor Ort haben», sagt Geschäftsführerin und Teilhaberin Julia Furrer.

Julia Furrer vor dem neuen Standort der Gelateria dell'Alpi beim Löwendenkmal.

Julia Furrer vor dem neuen Standort der Gelateria dell’Alpi beim Löwendenkmal.

(Bild: jal)

Auch bei der Gelateria di Lucerna hat Projektleiter Paolo Boldini dieser Tage alle Hände voll zu tun. Die Idee für die neue Gelateria stand seit Längerem im Raum, sagt Inhaber Saemi Honegger. Der umtriebige Gastronom ist mit seiner Barest AG inzwischen an mehreren Lokalen in der Region beteiligt (zentralplus berichtete). Nach Besuchen bei den «besten Gelaterias von Italien» fiel dann der Entscheid im letzten Herbst. Im Juni soll ein weiterer Standort beim Europaplatz am See eröffnet werden, so Honegger.

Trotz dem «Lucerna» im Namen werden die Glace zurzeit bei Dolce Amore in Küssnacht produziert. «Eine eigene Produktion ist in Planung», sagt Saemi Honegger. «Der Name ‹Gelateria di Lucerna› ist richtig, klar und zukunftsweisend.» Aus Zeitgründen kooperiere man 2017 aber noch mit Dolce Amore.

Die Gelateria di Lucerna ist bei Weitem nicht die einzige, die ihre Glace in Küssnacht bezieht. Das Unternehmen Dolce Amore beliefert auch die neue Gelateria «Du Zii Nino» an der Luzernerstrasse in Littau, die seit diesem Frühling offen ist.

Das Unternehmen hinter der Gelati

Denn Dolce Amore spürt die steigende Nachfrage – obwohl das Unternehmen selber nicht aktiv um Kunden wirbt. «Viele kommen auf uns zu, weil sich herumspricht, dass wir gute und frische Produkte machen», sagt Ladenleiterin Ruth Matter. «Wir haben dieses Jahr einiges mehr an Lieferungen», sagt Matter.

Neuer Namen, gleiche Glace: Die Gelateria Amore Mio am Reusssteg.

Neuer Namen, gleiche Glace: Die Gelateria Amore Mio am Reusssteg.

(Bild: jal)

Bis letztes Jahr führte das Unternehmen eine eigene Gelateria am Reusssteg in Luzern. «Im Sommer lief es super, aber das sind in der Schweiz halt nur vier bis für Monate», erklärt Ruth Matter. Im Winter hingegen sei nichts los, Ausgaben habe man aber trotzdem. Deshalb hat sich Dolce Amore aus Luzern zurückgezogen und den Laden verkauft. Die Gelateria ist deswegen aber nicht von der Bildfläche verschwunden, sondern hat unter dem neuen Namen «Amore Mio» wiedereröffnet. Der neue Inhaber Mino Epifani bezieht die Glace – wen wundert’s – von Dolce Amore.

Epifani setzt indessen nicht nur auf Glace, sondern hat das Interieur aufgefrischt und in eine Cafeteria umgewandelt. «Mit Gelati allein funktioniert es an diesem Standort nicht», sagt der Italiener, der seit 35 Jahren in Luzern lebt.

Genügend Touristen für alle

Das Gelati-Geschäft ist also nicht immer nur zuckersüss. Fürchten die Bisherigen die neue Konkurrenz? Hans Schaller vom «10’dieci» schüttelt ruhig den Kopf: «Da machen wir uns wenig Sorgen. Am Rathausquai, der Flaniermeile von Luzern, sind wir auf der Sonnenseite», sagt er lachend, bevor er, nun wieder ernst, anfügt: «Angesichts der vielen Touristen haben weitere Gelaterias mit guter Qualität auch eine Chance, zu bestehen.»

Die Gelateria 10'dieci an der Reuss ist seit elf Jahren in Luzern.

Die Gelateria 10’dieci an der Reuss ist seit elf Jahren in Luzern.

(Bild: jal)

Ähnlich sieht es Saemi Honegger. «Qualitative Top-Gelati mit regionalen Produkten sind immer gefragt. Es genügt heute zum Glück nicht mehr, einfach eine Vitrine mit Industrieglace aufzustellen.» Auch Julia Furrer von der Gelateria dell’Alpi betrachtet die Konkurrenz positiv. «Es spornt uns an, noch besser zu werden – und es belebt das Geschäft.»

Einzig Mino Epifani von «Amore Mio» räumt ein, dass ihm die Konkurrenz nicht nur Freude macht – besonders die mobilen Stände, die potenziellen Kunden auf ihrem Weg entlang der Reuss zuvorkommen. «Es sind Steine auf unserem Weg, denn wir sind am hinteren Ende der Promenade.» Davon entmutigen oder einschüchtern lässt er sich aber keineswegs. Als langjähriger Barbetreiber kennt er die Gastrobranche genug. «Konkurrenz gibt es immer – letztlich muss jeder für sich schauen.»

Neu im Geschäft: Die Gelateria di Lucerna vor dem Luzerner Theater.

Neu im Geschäft: Die Gelateria di Lucerna vor dem Luzerner Theater.

(Bild: jal)

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Mark
    Mark, 26.06.2017, 08:51 Uhr

    Mag sein, dass sich Luzern zu einer Glace-Hochburg wandelt. Gleichwohl sind die Preise, die rund um den Schwanenplatz für dieses Produkt verlangt werden eine einzige Frechheit!

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