Babbel sucht Lösung für kritisierte FCL-Abwehr

Wie sollen Costa und Affolter gegen Lausanne bestehen?

François Affolter am Ball. Hier im ersten Saisonspiel gegen den FC Sion (Foto: Martin Meienberger / meienberger-photo.ch).

(Bild: Martin Meienberger)

Gegen Lausanne steht die FCL-Defensive im Fokus: Costa und Co. kassierten 13 Gegentore in den letzten 4 Spielen. Und auch der direkte Vergleich mit den Waadtländern macht keinen Mut. Markus Babbel versucht, die Wogen zu glätten – und übertreibt es mit Lob für seine Mannschaft.

Der FC Luzern hat turbulente Tage hinter sich. Die «Mental tot»-Ansprache Babbels nach dem Thun-Spiel entfachte ein mediales Feuer, welches Präsident Philipp Studhalter letzten Donnerstag zu löschen versuchte (zentralplus berichtete). Kaum hatte man den Brand eingedämmt, schüttete Investor Bernhard Alpstaeg am Wochenende mit seiner «Bergwerk»-Drohung wieder ordentlich Benzin ins Feuer. Die internen Unruhen führten zu einem schwachen Auftritt der Mannschaft: Der FCL unterlag 1:4 – es hätte auch 1:7 ausgehen können.

Nach einer Woche Chaos will man sich jetzt wieder auf das Sportliche konzentrieren. Die Mannschaft muss am Mittwoch gegen Lausanne eine Reaktion zeigen. Angesprochen ist vor allem die Defensive, welche in den letzten Spielen versagte.

FCL-Verteidigung in der Kritik

Die FCL-Verteidigung steht nicht erst seit dem YB-Spiel unter Beschuss. Der als Routinier geholte Ricardo Costa (36) hat die Erwartungen nicht erfüllt und ist für viele Fans ein Ärgernis. Neben ihm spielt der umstrittene François Affolter. Die Saison des 26-Jährigen glich dem Auf und Ab eines Jo-Jos: Zu Beginn arg gescholten, dann zum Hoffnungsträger stilisiert, enttäuschte er in den letzten vier Partien, die allesamt verloren gingen. Zu den zwei Stammkräften gesellt sich, sofern Luzern mit einer 3er-Kette spielt, immer öfter Stefan Knezevic. Die Leistungen des Verteidigers sind ansprechend – aber man merkt dem 20-Jährigen seine Unerfahrenheit an.

Dass diese drei hinten nicht dicht halten, zeigt sich aus der Tor-Bilanz der vier Niederlagen: Ganze 13 Gegentore mussten die Luzerner hinnehmen. Das ist, gelinde gesagt, ungenügend. Mit über drei Gegentoren pro Spiel wird gewinnen schwierig.

«Es ist auch für mich ein Dorn im Auge, dass wir so viele Gegentore kassieren.»

Markus Babbel, FCL-Trainer

Und die Partie gegen die Westschweizer verspricht sowieso ein torreiches Aufeinandertreffen zu werden. Die Resultate der bisherigen Partien dieser Saison: Auf die 1:3-Niederlage im September folgte der 3:2-Erfolg im Oktober. Doch unvergessen ist vor allem das 4:4 vom Februar, in dem der FCL auswärts eine komfortable 4:2-Führung verspielte. Als Europa-League-Aspirant sollte gegen den Aufsteiger mehr drinliegen.

Babbel mit defensiven «Ideen»

Spannend wird die Aufstellung sein, die Babbel gegen Lausanne wählen wird. Denn: Stammspieler und Captain Claudio Lustenberger ist nach der gelb-roten Karte vom YB-Spiel gesperrt. Alternativen sind auf der Linksverteidiger-Position dünn – vielleicht kommt ja Junior Idriz Voca zum Handkuss. Sicher ist: Babbel muss improvisieren.

Und der Cheftrainer weiss um die defensiven Schwächen seiner Mannschaft: «Es ist auch für mich ein Dorn im Auge, dass wir so viele Gegentore kassieren.» Das liege teilweise auch an der Spielphilosophie: «Die Mannschaft ist offensiv, wir wollen den Zuschauern etwas bieten. Aber manchmal sind die Jungs übermotiviert – dann bieten wir dem Gegner extrem viel, das ist nicht die Idee.»

 

Markus Babbel erwartet ein sehr schwieriges Spiel diesen Sonntag gegen den FC Vaduz.

Markus Babbel stellt sich am Dienstag den Medien.

(Bild: zvg)

Lösungsansätze sieht Babbel pragmatisch: Bereitschaft und Disziplin – das sei der Schlüssel. «Ich sage immer: Wenn du kein Tor kriegst, hast’ schon mal nicht verloren.» Doch momentan geht dieser Vorsatz überhaupt nicht auf.

Defensiv wechselt Babbel zwischen 3er- und 4er-Kette. Babbel lässt sich nicht in die Karten schauen und sagt knapp: «Ich habe da ein paar Ideen.» Doch sollte der FC Luzern nicht besser eine Taktik üben – dafür richtig? «Es ist wichtig, dass wir beide Formationen spielen können», meint Babbel.

Celestini bleibt seinem System treu

Das dürfte sein Gegenüber Lausanne-Coach Fabio Celestini ganz anders sehen. Er lässt nämlich unermüdlich sein 3-1-4-1-System spielen: Schnell, direkt, schnörkellos – auf Konter. Wie das funktionieren kann, sah man auch gegen GC am Wochenende (jedenfalls in den letzten 20 Minuten). Im Sturm dürfte, wie schon beim 4:4, vor allem U-17-Weltmeister Nassim Ben Khalifa die Luzerner Verteidiger beschäftigen.

«Bei uns muss jedes Rädchen ins andere passen, damit man etwas Aussergewöhnliches schafft.»

Markus Babbel, FCL-Trainer

Der Lausanner Fussball liegt den Luzernern nicht – die Resultate zeigen es. Hinzu kommt die tabellarische Situation. Dass die Form wichtiger ist als der Tabellenplatz, weiss auch Babbel. Er sagt: «Wichtig ist, dass wir die Leistung wieder auf den Platz bekommen. Dann werden die Resultate automatisch wieder kommen.»

Standards sind Achillesferse

Ein grosses Defensiv-Problem sind die Standards: Gegen Thun wie gegen YB schlug es hinter Jonas Omlin nach ruhenden Bällen ein. Und zwar aus fast identischen Situationen, beide Male ein seitlicher Freistoss. «Wir werden da etwas ändern», sagt Babbel etwas kryptisch. Aber er ergänzt: «Wir haben es schon viel besser gemacht – wir hatten eine lange Phase, in der wir kein Gegentor durch Standards zugelassen haben.»

«Es braucht nur die Bereitschaft», so Babbel. Die «Alarmleuchten» müssten an sein – dann seien solche Situationen nicht so schwer zu verteidigen.

Von tot nach top in zehn Tagen

Die Turbulenzen der letzten Tage haben beim Team scheinbar Spuren hinterlassen – doch Babbel malt nicht ganz so schwarz: «Es macht keiner einen Hehl daraus, dass es nicht optimal gelaufen ist.» Es ist spürbar, der Trainer will die Wogen glätten. Fast zu viel des Gutes wird es, als er sagt: «Die Mannschaft ist charakterlich top.» Das klingt im Echo seiner «Die Mannschaft ist mental tot»-Ansprache von vor zehn Tagen dann doch zu dick aufgetragen.

Glaubhaft ist hingegen die Einschätzung Babbels über das Potenzial seines Teams: «Bei uns muss jedes Rädchen ins andere passen, damit wir etwas Aussergewöhnliches schaffen», so Babbel. Jetzt sei man vielleicht einfach da, wo man hingehört. Hinschenken wolle er aber nichts in den letzten Partien.

Trotz aller Titel, bei Luzern hat Ricardo Costa die Erwartungen nicht erfüllt:


 

Ist also die Europa-League noch ein Thema? Zu den Chancen auf Platz vier sagt Babbel: «Das interessiert mich im Moment überhaupt nicht.» Wichtiger sei, die Berg- und Talfahrt zu stoppen und Kontinuität in die Mannschaft zu bringen. Mitverantwortlich dafür wäre Stabilität in der Defensive – man darf gespannt sein, mit welcher «Idee» Babbel diese auf Kurs bringen will.

 

Am Mittwoch gibt’s das Spiel FC Luzern – FC Lausanne-Sport ab 19.45 Uhr im zentralplus Liveticker.

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