Seit 20 Jahren im Amt: Josef Ribary

In Unterägeri baut der Bauchef privat in grossem Stil

Schönes Fleckchen: Auf eigenem Land in der Schützenmatt in Unterägeri will Gemeindepräsident Josef Ribary drei weitere Mehrfamilienhäuser bauen.

(Bild: woz)

Dass Gemeinderäte privat bauen, ist nichts Aussergewöhnliches. Dass Gemeinderäte, die Bauchef sind, privat Mehrfamilienhäuser mit rund 150 Mietwohnungen errichten, ist hingegen alles andere als alltäglich. Wir haben in Unterägeri genauer hingeschaut.

Die Profile auf der Wiese sind ein veritabler Stangenwald. Sie stehen für das aktuelle Baugesuch von Josef Ribary, dem Gemeindepräsidenten und Bauchef der Gemeinde Unterägeri. Er will hier privat die Überbauung fortsetzen, deren erste Etappe schon bewilligt und begonnen wurde.

Nun sollen drei weitere Mehrfamilienhäuser errichtet werden – auf der Schützenmatt. Land, das dem früheren Landwirt und seiner Familie gehört. Das Wohnhaus und die Scheune des landwirtschaftlichen Betriebs schimmern durch die Stangen der Profile hindurch. «Arealbebauung Schützenmatt 2. Etappe» heisst das Baugesuch offiziell für die drei Mehrfamilienhäuser mit Einstellhalle, die vier Geschosse plus Attika aufweisen.

«Man muss immer mit Einsprachen rechnen.»

Josef Ribary, Gemeindepräsident und Bauchef von Unterägeri

In der äusseren Anmutung ähneln die Baukörper dem im Kanton Zug weit verbreiteten, eher gesichtslosen «Kubomodernismus». Sprich: quadratisch, praktisch, und viel Ausnutzung. In den drei Häusern an der Bödlistrasse 14, 18 und 20 sollen auf rund 3’700 Quadratmetern Fläche neue Mietwohnungen geschaffen werden – zusammen mit den Wohnungen aus der ersten Etappe insgesamt rund 150. In zwei, drei Jahren soll alles fertig gebaut sein. Die Einsprachefrist für die jetzige zweite Bauetappe läuft bis einschliesslich 24. Mai.

«Man muss immer mit Einsprachen rechnen», beantwortet Gemeindepräsident Josef Ribary diese Frage von zentralplus schliesslich selbst. Wenn es Einsprachen gebe, kämen diese aber meist erst ganz zum Schluss der Einsprachefrist.

Aus Sicht des FDP-Gemeindepräsidenten ist es nichts Aussergewöhnliches, wenn ein Gemeinderat baue. Auch nicht, wenn er seit 20 Jahren schon der Bauchef der Gemeinde ist?

«In Italien oder in Südamerika wäre das vielleicht anders.»

Josef Ribary

«Ich kann nur warten, bis ich Post von der Gemeinde erhalte und über den Entscheid benachrichtigt werde. Denn ich bin überall in den Ausstand getreten, wo über das Baugesuch entschieden wird», sagt Ribary. Sein Stellvertreter sei mit dem Baugesuch betraut. Und sein Baugesuch würde gerade wegen seines politischen Amts vielleicht noch genauer angeschaut werden, damit ja kein Fehler passiere, so Ribary. «In Italien oder in Südamerika wäre das vielleicht anders.»

Die Schützenmatt – sprich: der Baugrund, welcher im Eigentum der Familie Ribary ist – sei bereits vor 30 Jahren eingezont worden. «Vor 25 Jahren ist der Bauernhof der Familie schon einmal umgebaut worden», meint der Unterägerer Gemeindepräsident. Vor der Scheune grasen gerade friedlich zwei Pferde. «Vielleicht ziehe ich ja später mal in eine der Wohnungen der neuen Häuser», kann sich Ribary vorstellen. 

Wird Ribary auch noch Vermieter?

Aber warum baut Ribary überhaupt auf der Schützenmatt? Und wird er künftig auch noch die Rolle des Vermieters übernehmen? «Das Land ist in der Schützenmatt schon lange baureif», begründet der Unterägerer Gemeindepräsident seinen privaten Bauentscheid. Auch werde gemäss Bericht des Regierungsrates in den nächsten Jahren keine Einzonung mehr erfolgen.

«Und da offenbar im Ägerital zu wenig Mietwohnungen im mittleren Preissegment vorhanden sind, bietet sich der Bau von Mietwohnungen in den nächsten Jahren an», ist der Bauchef überzeugt. Ob er die Wohnungen am Ende auch selbst vermiete, sei noch offen. Ein lukratives Geschäft ist es allemal.

So sehen die drei geplanten Mehrfamilienhäuser im Modell aus.

So sehen die drei geplanten Mehrfamilienhäuser im Modell aus.

(Bild: woz)

In Risch baut ebenfalls der Gemeindepräsident

Auch in Risch baut übrigens gerade ein Gemeinderat in grossem Stil – und zwar ebenfalls der Gemeindepräsident. Die Rede ist von Peter Hausherr. Der CVP-Mann und Finanzvorstand der Gemeinde, der beruflich als Immobilienverwalter arbeitet, realisiert mit seinem Büro Hausherr Immobilien beziehungsweise mit dem Konsortium Waldhof 113 Mietwohnungen auf der Lindenmatt am westlichen Dorfeingang von Rotkreuz sowie ein Gewerbezentrum mit einer Fläche von 2’400 Quadratmetern.

Das Projekt umfasst acht moderne Mehrfamilienhäuser. In der Überbauung können Büro- und Gewerberäume in unterschiedlichen Grössen gemietet werden. Ebenfalls finden sich in der Überbauung ein Restaurant und eine Arztpraxis. Die monatlichen Mietpreise liegen zwischen 1’400 und 4’600 Franken.

«Dass wie bei allen politisch Tätigen eine klare Trennline zwischen Politik und privater Tätigkeit zu ziehen ist, ist wohl eine Selbstverständlichkeit.»

Peter Hausherr, Gemeindepräsident in Risch und gleichzeitig Bauherr

«Wir bauen im Familienverband eine Wohnüberbauung mit ergänzenden Gewerbeflächen im Dorfkern am Lindenplatz», gibt Peter Hausherr Auskunft zu dem Bauprojekt. Die weitergehende Kommunikation werde man Ende Juni 2017 lancieren. «Ich hatte auch schon andere Medienanfragen, welche ich auf diesen Zeitpunkt hin verwiesen habe. Dass wie bei allen politisch Tätigen eine klare Trennline zwischen Politik und privater Tätigkeit zu ziehen ist, ist wohl eine Selbstverständlichkeit.»

 

So soll die Lindenmatt-Überbauung in rotkreuz aussehen.

So soll die Lindenmatt-Überbauung in Rotkreuz aussehen.

(Bild: Grafik Hausherr Immobilien)

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Moni1
    Moni1, 05.10.2018, 14:15 Uhr

    Das ist eine Farce und ich hoffe, dass wir am Sonntag, dem 7. Oktober, einen Ersatz für Ribary haben werden.
    Er hat unser Dorf zu lange als privates Imperium geführt und diese Geschichte beweist, warum wir Veränderungen brauchen, von denen alle profitieren.
    Und seine Kommentare zu Südamerika und Italien? Ja wirklich ? Es gibt keinen Platz für solche Kommentare in einem intergrierten Dorf mit vielen willkommenen Ausländern.

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