Korporation Zug setzt ihr Projekt wohl alleine um

Wunden sind geleckt: Gemeinsames Unterfeld-Projekt vom Tisch

Das Gebiet Unterfeld-Schleife zwischen Zug und Baar. Der Bauernhof Stocker (Bild) wird wohl noch eine Weile stehen bleiben.

(Bild: mbe.)

Seit die Baarer am 12. Februar Nein gesagt haben zum Bebauungsplan Unterfeld, hüllen sich die Verantwortlichen in Schweigen. Recherchen von zentralplus zeigen nun: Einen weiteren Anlauf für ein gemeinsames Projekt wird es nicht geben, Zug und Baar gehen in dieser Frage getrennte Wege. Nun wird eine langweilige Vorstadtarchitektur befürchtet.

Nach der bachab gegangenen Abstimmung vom 12. Februar haben die Grundeigentümer ihr Fazit aus dem Volksentscheid gezogen. Gemäss verlässlichen Quellen will die Korporation Zug künftig auf ihrem Land im Gebiet Unterfeld-Schleife alleine bauen und hat einem weiteren gemeinsamen Bebauungsplan eine Absage erteilt.

Zuger Stadtrat im Bild

Der Zuger Stadtrat weiss das gemäss unseren Recherchen. Die Behörden holten nach der Abstimmung die Reaktionen der Grundeigentümer ab. Das Problem: Dies widerspricht dem Wunschszenario der Behörden beider Gemeinden, welche nach der Abstimmung «mantramässig» betonten, dass sie weiterhin an einer gemeinsamen Lösung interessiert seien. Kein Wunder, hatten sie doch Jahre investiert.

«Die Planungshoheit für das Gebiet im Unterfeld liegt aktuell bei der Stadt Zug und der Gemeinde Baar.»
Reto Aregger, Sprecher der Implenia AG

Der Zuger Korporationspräsident Urban Keiser wollte sich auf Anfrage nicht dazu äussern und verweist auf eine baldige Medieninformation. Und was sagt der Bauherr in Baar? «Die Planungshoheit für das Gebiet im Unterfeld liegt aktuell bei der Stadt Zug und der Gemeinde Baar», teilt Reto Aregger von der Implenia AG zentralplus schriftlich mit.

«Implenia bringt sich in diesen Prozess ein und ist offen für den Dialog.» Was die Implenia will, ist von Aregger nicht zu erfahren, man äussere sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu Einzelheiten.

Die Behörden mauern ebenfalls. Der Baarer Gemeindepräsident Andreas Hotz ist im Ausland und verweist auf «eine Medienmitteilung, die in den nächsten Tagen verschickt wird». Fragen könne – und wolle – er deshalb momentan keine beantworten. Der Zuger Bauvorsteher André Wicki verweist seinerseits auf Hotz; dieser sei der Sprecher der Behördendelegation Baar-Zug.

Zug überlässt also Baar den Lead, hält sich diskret im Hintergrund – dies obwohl die Baarer Behörden versagt haben und die Stimmung und Ansichten ihrer Bürger falsch einschätzten. Wie auch alle bürgerlichen Parteien der beiden Gemeinden für ein Ja zum Bebauungsplan Unterfeld weibelten.

Neuer Bebauungsplan innerhalb von drei Jahren

Klar ist: Beim Unterfeld entscheiden die Grundeigentümer nicht im Alleingang, was weiter passiert. Die einen können nicht ohne die anderen. Die Gemeinden stehen ebenso in der Pflicht, denn sie müssen innerhalb von drei Jahren einen neuen Bebauungsplan vorlegen.

«Die Analyse der Abstimmung und der Gründe fürs Nein in Baar hat die Behördendelegation abgeschlossen.»
Andreas Hotz, Gemeindepräsident von Baar

Der Baarer Gemeindepräsident Andreas Hotz verrät auf Nachhaken immerhin den Stand der Dinge. «Die Analyse der Abstimmung und der Gründe fürs Nein in Baar hat die Behördendelegation abgeschlossen. Die Grundeigentümer wurden über unser Fazit informiert, wir warten noch auf deren Reaktionen.»

Zwei separate Bebauungspläne

Die Karten werden also neu gemischt. Es braucht keine hellseherischen Fähigkeiten, um vorauszusagen, dass es wohl zwei Bebauungspläne geben wird. Einen auf Zuger und einen auf Baarer Seite. Und zwei Volksabstimmungen. Koordinationsbedarf gibt es wohl dennoch, beispielsweise für Wegrechte und die Umleitung des Bachs.

Bebauungsplan abgelehnt

Die Baarer Stimmberechtigten haben den Bebauungsplan «Unterfeld» am 12. Februar bachab geschickt. In den Gemeinden Zug und Baar wurde gleichzeitig über ein neues Stadtquartier abgestimmt, Zankapfel waren insbesondere die Hochhäuser. Die Stadt Zug nahm den Bebauungsplan mit 105 Stimmen Vorsprung an (4880 Ja zu 4775 Nein). Die Baarer lehnten den Bebauungsplan ganz knapp ab – mit 60 Stimmen Vorsprung im Nein-Lager (3620 Nein zu 3560 Ja).

Man darf auch gespannt sein, welche Architektur bei diesen Projekten gewählt wird. Und wie viel günstiger Wohnraum auf Zuger Seite realisiert wird.

Ein Unterfeld-Befürworter, der nicht namentlich genannt sein will, findet es schade, dass die Überbauung von den Baarern abgelehnt wurde. «Sie war zu weit weg vom Selbstverständnis von Baar, das sich immer noch als Dorf sieht, obwohl es schon längst keines mehr ist.» Er habe viele Stimmen gehört, die fanden, diese Architektur passe nach Zürich oder Basel, aber nicht nach Zug. Auch der Park mit Weiher war vielen zu extravagant.

Wie wird das Gebiet überbaut?

In den nächsten Jahren werde die Bevölkerungszahl in Baar und Zug aber weiter zunehmen, gibt er bedenken. «Beide Gemeinden werden zumindest baulich weiter zusammenwachsen. Ein interessanter städtebaulicher Akzent wurde leider abgelehnt. Nun wird wohl eine langweilige Vorstadtarchitektur realisiert.»

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